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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Hölle«, murmelte der Leitende Admiral. Das gesamte anwesende Personal schwieg betroffen.
    Die Hälfte von Trafalgars länglicher Erdnußform schimmerte in einem tiefdunklen Rot vor dem Schwarz des Weltraums. Sie sahen zähflüssige Lava über Kämme fließen und felsbrockengroße geschmolzene Klumpen davonsegeln, weggeschleudert von der durch die Rotation des Asteroiden verursachten Zentrifugalkraft. Der zerstörte Raumhafen trieb langsam von der Spindel weg, taumelnd und mit einer Kielwelle aus zerfetzten und verbrannten Trägern und anderen Trümmern. Glühende Kugeln trieben überall in der Umgebung des getroffenen Asteroiden und stießen rußige Gaswolken aus wie kalte Kometen: Schiffe, die zu dicht am Zentrum der Antimateriedetonation gewesen waren, als daß ihre Besatzungen eine Chance gehabt hätten, das Strahlungsgewitter zu überleben.
    »Also gut, Trafalgar ist intakt und funktional«, sagte der Leitende Admiral mit ernster Stimme. »Unsere erste Priorität lautet, das strategische Verteidigungsnetzwerk wieder funktionsfähig zu machen. Wenn die Organisation auch nur den Hauch eines Gefühls für Taktik besitzt, dann wird sie versuchen uns anzugreifen, während unsere Waffenplattformen außer Betrieb sind. Commander, bringen Sie zwei Geschwader der Ersten Flotte heran, um die Verteidigungsplattform solange zu ersetzen. Und informieren Sie die planetare Verteidigung, uns mit soviel Feuerschutz zu unterstützen, wie nur irgend möglich. Warnen Sie die Oberfläche vor einer möglichen Infiltrationsmission; ich würde diesem Capone mittlerweile so gut wie alles zutrauen. Sobald wir damit fertig sind, organisieren wir Rettungsflüge für die Überlebenden.«
    Die Besatzung des Kommandobunkers verbrachte eine Stunde damit, die überlebenden Geschwader der Ersten Flotte zu einem Verteidigungsschild rings um Trafalgar zu orchestrieren. Nachdem mehr und mehr Backup-Kommunikationsverbindungen online kamen, strömten die ersten Informationen herein. Die Antimateriedetonation hatte drei Viertel des strategischen Verteidigungsnetzwerks des Asteroiden ausgelöscht. Mehr als einhundertfünfzig Schiffe waren völlig zerstört worden und weitere achtzig so stark radioaktiv verstrahlt, daß sie nicht mehr zu retten waren. Auf dem Raumhafen, welcher der Villeneuve’s Revenge zugewandt gewesen war, hatte nichts überlebt. Nachdem die Leichen geborgen worden waren, würde man das große Wrack auf einen Kollisionskurs mit der Sonne schicken. Die anfänglichen Verluste wurden mit achttausend geschätzt, obwohl diese Zahl wahrscheinlich viel zu optimistisch war.
    Nachdem der Leitende Admiral eine Zeitlang beobachtete, wie seine Befehle umgesetzt wurden, studierte er die Daten, die das strategische Verteidigungskommando über die Villeneuve’s Revenge besaß. Er stellte ein Untersuchungsteam aus sechs seiner Stabsoffiziere zusammen mit der Aufgabe, eine wahrscheinliche Kette der Ereignisse auszuarbeiten. Die letzten Augenblicke des offensichtlich von Todesfurcht gepackten Kingsley Pryor wiederholten sich in seiner neuralen Nanonik ein gutes Dutzend Mal. »Wir benötigen ein vollständiges psychologisches Profil«, wandte sich Samuel Aleksandrovich an Lieutenant Keaton. »Ich möchte wissen, was sie mit ihm gemacht haben. Ich hasse den Gedanken, daß sie eine Möglichkeit besitzen, meine eigenen Offiziere gegen die Navy zu richten.«
    »Die Besessenen sind äußerst phantasievoll, Sir«, sagte der Verbindungsoffizier zum medizinischen Stab höflich. »Sie können einzelne Individuen unter großen psychischen Druck setzen. Und Lieutenant-Commander Pryor hatte seine Familie bei sich auf New California. Eine Frau und einen Jungen.«
    »›Ich gelobe, meine Aufgabe und meine Handlungen über alle persönlichen Erwägungen zu stellen‹«, zitierte Samuel leise. »Besitzen Sie eine Familie, Lieutenant?«
    »Nein, Sir, keine direkten Verwandten. Obwohl ich eine Großnichte habe, die ich sehr mag. Sie ist ungefähr im gleichen Alter wie Webster Pryor.«
    »Ich schätze, akademische Eide und gute Absichten überleben nicht immer die Art von Schrecken, die uns das wirkliche Leben entgegenschleudert. Trotzdem, es scheint, als hätte sich Pryor am Ende doch noch anders entschieden. Wir sollten dankbar sein dafür. Gott allein weiß, was für eine Katastrophe er angerichtet hätte, wenn er erst in Trafalgar gewesen wäre.«
    »Jawohl, Sir. Ich bin sicher, er hat sein Bestes gegeben.«
    »In Ordnung, Lieutenant. Weitermachen.« Samuel

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