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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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über die menschliche Rasse, finden Sie nicht auch, Doktor? Ganz bestimmt jedenfalls alles, was ich wissen muß.«
    »Sie transferieren das Problem auf ein abstraktes Konzept. Selbsthaß ist bei geistig Verwirrten weit verbreitet.«
    »Wenn ich die geistig Verwirrte bin, wie kommt es dann, daß Sie in terminalen Schwierigkeiten stecken?«
    »Hören Sie auf, das Problem zu sein, und helfen Sie uns bei einer Lösung.«
    »Wir sind keine Probleme.« Ihre Hand krachte vor ihm auf die Tischplatte und brachte die beiden Kaffeetassen zum Springen. »Wir sind Menschen. Wenn diese einfache Tatsache je in Ihrem faschistischen BiTek-Gehirn angekommen wäre, könnten Sie die Sache vielleicht aus einem anderen Blickwinkel betrachten, einem Blickwinkel, der helfen würde, Ihrem Leiden ein Ende zu bereiten. Aber das übersteigt Ihre Fähigkeiten bei weitem. Um in diesen Bahnen zu denken, müßten Sie menschlich sein. Und nach all den Wochen der Studien bin ich zu einer einzigen definitiven Schlußfolgerung gelangt, nämlich, daß Sie nicht menschlich sind. Noch können Sie jemals menschlich werden. Sie haben nichts, keinerlei moralisches Fundament, aus dem etwas erwachsen könnte. Laton und Hitler waren Heilige verglichen mit Ihnen.«
    »Sie nehmen Ihre Situation viel zu persönlich, Jacqueline. Das ist verständlich, nach allem, was geschehen ist, Sie können sich wohl kaum daraus befreien. Dazu fehlt Ihnen einfach der Mut.«
    »Nein.« Sie richtete sich auf. »Aber ich kann mich ehrenvoll verteidigen bis zum Schluß. Und die Konföderierte Navy Ihres sogenannten Talents zu berauben wird eine Tat sein, die meinem Leben einen Sinn verleiht. Nichts Persönliches, verstehen Sie mich nicht falsch.«
    »Ich kann alledem ein Ende bereiten, Jacqueline. Wir stehen sehr dicht vor einer Antwort.«
    »Lassen Sie uns sehen, wie Ihre Rationalität die Gegebenheiten des Jenseits erträgt. Sie werden gleich jede einzelne Facette davon erfahren. Zuerst werden Sie von einem seiner Bewohner besessen, und dann werden Sie dort existieren. Wenn Sie wirklich Glück haben, kehren Sie als Possessor zurück und werden bis zum Ende Angst verspüren, daß irgendein verdammter lebender Bastard Sie Ihres kostbaren neuen Körpers beraubt und Sie schreiend wieder zurückschickt. Ich frage mich, welche Antwort werden Sie dann geben?«
    »Die gleiche.« Er bedachte sie mit einem traurigen niedergeschlagenen Lächeln. »Das nennt man Entschlossenheit, Jacqueline. Die Fähigkeit und Härte, die Dinge bis zum Ende durchzustehen. Ganz gleich, wie unerwartet und enttäuschend dieses Ende sein mag. Nicht, daß es irgend jemand je erfahren würde. Aber ich werde mir treu bleiben bis zum Schluß.«
    Sein Ton erschreckte sie, und sie hob den rechten Arm. Aus ihrem Handgelenk zuckte das erste weiße Feuer.
    In Gilmores Verstand zeichneten sich rein sachlich zwei deutliche Alternativen ab. Daß sie ihn foltern würde schien unausweichlich. Er würde besessen werden, oder wahrscheinlicher, so stark verletzt, daß sein Körper starb und seine Seele in das Jenseits entschwand. An dieser Stelle brach die Logik ab. Er glaubte, oder wenigstens meinte er zu glauben, daß es einen Weg aus dem Jenseits gab. Doch Zweifel unterminierte diesen Glauben. Aufrührerische, unreine menschliche Emotionen von der Art, die er so sehr verabscheute. Falls es einen Weg durch das Jenseits hindurch gab, wie kam es dann, daß so viele menschliche Seelen darin steckenblieben? Es gab keine echte Gewißheit mehr. Nicht für ihn, nicht dort. Und das war eine Vorstellung, die Pierce Gilmore nicht ertragen konnte. Fakten und Rationalität waren mehr als die Grundpfeiler seines Verstandes. Sie waren seine Existenz. Wenn das Jenseits tatsächlich ein Ort ohne jede Logik war, dann verspürte Pierce Gilmore nicht den geringsten Wunsch, dort zu existieren. Und sein eigenes Opfer würde das menschliche Wissen um einen Schritt weiterbringen. Diese Erkenntnis war ein passender letzter Gedanke.
    Er befahl seinem Desktop-Prozessor, die letzte Version des Erinnerungslöschers zu aktivieren. Jacquelines Hand richtete sich bereits auf ihn, und das weiße Feuer flackerte auf, als die AV-Projektorsäule lautlos ein blendendes, alles durchdringendes rotes Licht in das Büro von Pierce Gilmore pumpte.
     
    Sechzig Minuten später sprengten Murphy Hewlett und seine Marines die verschlossene Bürotür mit einer Ei-Granate und stürzten herein, um Dr. Gilmore zu retten.
    Sie fanden den Wissenschaftler über seinem

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