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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Konföderierte Navy nicht imstande gewesen, diese Lösung zu präsentieren.
    Damit blieb nur eine einzige Zuflucht: Null-Tau.
    Rasch wurden zahlreiche Gesellschaften gegründet, um die gestiegene Nachfrage zu befriedigen. Es war offensichtlich, daß langfristig große Lagerkapazitäten erforderlich werden würden, um die neue Kundschaft durch die Millennien zu bringen, Mausoleen, die länger überdauerten als die ägyptischen Pyramiden. Doch man würde Zeit benötigen, um sie zu entwerfen und zu bauen, und in der Zwischenzeit waren die Geistlichen in den Hospitälern nicht arbeitslos. Temporäre Lagerkapazitäten waren demzufolge dringend erforderlich.
    Mit nahezu einstimmiger Mehrheit gestattete das Londoner Amt für Denkmalschutz die Nutzung des Lancini für diesen Zweck. Null-Tau-Kapseln wurden aus dem O’Neill-Halo herbeigeschafft und durch Laderampen in das Innere verfrachtet, die bis dahin nur Haute Couture und Haushaltsartikel oder Möbel zu sehen bekommen hatten. Die antiken Käfigaufzüge besaßen genügend Tragfähigkeit, um sie in jedes Stockwerk zu befördern, und die eichenen Dielenböden, erhärtet in fünfhundert Jahren trockener Luft, waren stark genug, um das neue Gewicht zu tragen. Massive Energiekabel wurden verlegt, um die hungrigen Systeme der Null-Tau-Kapseln zu versorgen. Wäre nicht die vorherberechnete Lebensspanne des Bauwerks von dreihundert Jahren gewesen, das Lancini hätte eine hervorragende Krypta für die Ewigkeit abgegeben.
    Für Paul Jerrold jedenfalls schien es angemessen genug, als man ihn zu seiner Null-Tau-Kapsel führte. Sie stand im vierten Stockwerk, in einem langen Saal, der ehemals die Gartenabteilung beherbergt hatte, gegenüber der Fensterreihe. Mehr als die Hälfte der großen Sarkophage war bereits aktiviert, und ihre schwarzen Oberflächen absorbierten die Sonnenstrahlen wie unendlich tiefe Abgründe. Die beiden Krankenschwestern halfen ihm über den Rand, dann machten sie sich an seiner Kleidung zu schaffen und glätteten den locker sitzenden Trainingsanzug. Er ließ die Prozedur geduldig schweigend über sich ergehen; mit hundertundzwölf Jahren hatte er sich längst an das Gebaren von medizinischem Personal gewöhnt. Immer mußte es die Aufmerksamkeit übertreiben, die es seinen Patienten schenkte, als würde ihre Fürsorge unbemerkt bleiben, wenn sie es nicht taten.
    »Sind Sie soweit?« fragte eine von ihnen.
    Paul lächelte. »O ja, das bin ich.« Die letzten beiden Wochen waren hektisch verlaufen, eine willkommene Abwechslung für jemanden seines Alters. Zuerst die niederschmetternden Nachrichten von der Possession. Dann die langsame Reaktion darauf, seine eigene Entschlossenheit und die der anderen im elitären West End Club, kein Opfer des Jenseits’ zu werden. Das Netz diskreter Kontakte, das sie geknüpft hatten, das Angebot einer Alternative für diejenigen, die imstande waren, entsprechend dafür zu bezahlen. Pauls Anwälte und Buchhalter waren beauftragt worden, seine beträchtlichen Besitztümer in eine Stiftung zu überführen, die für die Aufrechterhaltung seiner Stasis zahlen sollte. Es kostete nicht viel: Wartung, Miete und Energie. Selbst wenn die Stiftung stümperhaft verwaltet wurde, besaß er genügend Geld auf der Bank, um für zehntausend Jahre in Null-Tau zu bleiben. Vorausgesetzt natürlich, es gab noch so etwas wie Geld in dieser fernen Zukunft. Nachdem er alles arrangiert hatte, waren die Diskussionen mit seinen Kindern und dem Schwarm von Nachkommen gefolgt, die alle still und leise darauf gewartet hatten, eines Tages sein Erbe unter sich aufzuteilen. Eine kurze rechtliche Auseinandersetzung (er konnte sich viel bessere Anwälte leisten als sie), und das war es gewesen. Und jetzt war er hier, Vertreter der neuen Spezies der Chrononauten.
    Seine ständige Angst vor der Zukunft war vergangen, gewichen einer heftigen Neugier auf das, was ihn erwartete. Wenn das Null-Tau-Feld abgeschaltet wurde, würde es eine vollständige Lösung für das Problem des Jenseits geben, und die Gesellschaft würde sich wegen des Wissens um das Leben nach dem Tod radikal verändert haben. Vielleicht gab es bis dahin sogar eine anständige Verjüngungskur, oder die Menschheit erreichte die physische Unsterblichkeit. Er würde gottgleich werden.
    Ein graues Flackern, kürzer als ein Blinzeln …
    Der Deckel der Null-Tau-Kapsel wurde geöffnet, und Paul Jerrold stellte überrascht fest, daß er sich noch immer im Lancini befand. Er hatte eigentlich erwartet, in

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