Armageddon 06 - Der nackte Gott
fällt, müssen wir Quinn Dexter eliminieren, koste es, was es wolle.«
»Und? Beantworten Sie meine anfängliche Frage: Wo steckt er?«
»Das steht im Augenblick nicht genau fest.«
»Sie haben seine Spur verloren, geben Sie es zu. Sie haben es vermasselt. In Edmonton war er schutzlos wie eine sitzende Ente, aber Sie mußten unbedingt schlauer sein. Sie haben geglaubt, Sie könnten mit ihrem überheblichen psychologischen Spielchen gewinnen. Ihre Arroganz hätte möglicherweise unseren Untergang bedeutet.«
»Interessante Zeitform, die Sie da benutzen«, giftete Westeuropa zurück. »Hätte. Sie meinen, wenn Sie nicht den Tag gerettet hätten, indem sie die Zugverbindungen eingestellt haben, nachdem wir übereingekommen waren, uns nicht gegenseitig ins Handwerk zu pfuschen.«
»Der Präsident stand unter hohem öffentlichem Druck; er hatte gar keine andere Wahl, als die Verbindungen zu unterbrechen. Nach dem schweren Gefecht, das Sie am hellichten Tag in Edmonton veranstalten mußten, hat die ganze Welt lautstark danach verlangt, die Züge abzuschalten.«
»Angeführt von Ihren Nachrichtenagenturen«, entgegnete Südafrika.
Westeuropa beugte sich über den Tisch und brachte sein Gesicht zentimeternah vor das der grinsenden Simulation von Südpazifik. »Ich habe sie trotzdem zurückgebracht, Sie hinterhältiges Miststück. Banneth und Louise Kavanagh sind sicher nach London heimgekehrt. Dexter wird alles in seiner Macht Stehende unternehmen, um sie in seine Finger zu kriegen. Aber das kann er verdammt noch mal nur, wenn er nicht in Edmonton festsitzt. Sechs Züge, mehr sind nicht herausgekommen, bevor sie Ihren dämlichen Befehl zum Abschalten gegeben haben! Sechs! Das reicht ganz bestimmt nicht, um sicherzugehen.«
»Wenn er so gut ist, wie Sie glauben, dann hat er einen davon genommen.«
»Das sollten Sie besser hoffen, weil Sie Edmonton nämlich abschreiben können, falls er noch dort feststeckt. Wir haben niemanden vor Ort, der seine Existenz bestätigen könnte.«
»Dann verlieren wir eben zwei Arkologien. Der Rest ist garantiert sicher.«
»Ich verliere zwei Arkologien«, sagte Nordamerika. »Dank Ihnen. Wissen Sie eigentlich, wieviel Territorium das für mich ausmacht?«
»Paris«, sagte Südpazifik. »Bombay. Johannesburg. Jeder von uns muß Verluste hinnehmen.«
»Sie nicht. Und die Besessenen in diesen Arkologien sind in die Enge getrieben. Wir haben sie festgesetzt, dank unserer Sekten. Keine dieser Arkologien wird zu einer Wiederholung von New York.«
»Hoffen wir«, warf Indien ein. »Im Augenblick herrscht in Bombay ein Kräftegleichgewicht, aber das ist auch schon alles. In naher Zukunft spielt die aufkeimende Panik eine entscheidende Rolle, und sie arbeitet den Besessenen in die Hände.«
»Sie verlieren sich in Einzelheiten«, mahnte Südpazifik. »Der entscheidende Punkt ist, daß wir über Methoden verfügen, um dieses Problem zu lösen, ohne immer nur an Dexter zu denken. Meine Politik ist richtig. Wir sperren sie ein, während wir an einer permanenten Lösung arbeiten. Hätten wir von Anfang an so gehandelt, wir hätten höchstenfalls die Bodenstation des brasilianischen Orbitalturms verloren.«
»Wir hatten nicht die geringste Ahnung, welcher Gefahr wir gegenüberstanden, als Dexter auf der Erde eintraf«, entgegnete Südamerika. »Wir hätten auf jeden Fall eine Arkologie verloren.«
»Meine Güte, ich hatte keine Ahnung, daß ich hier in einem politischen Debattierclub gelandet bin«, spottete Westeuropa. »Ich dachte, wir wollten eine Lagebesprechung abhalten.«
»Nun, da Sie keine Fortschritte gemacht haben …«, sagte Südpazifik zuckersüß.
»Falls er sich in London aufhält, werden wir ihn bestimmt nicht mit konventionellen Methoden aufspüren. Ich dachte, soviel wüßten wir inzwischen. Und zu Ihrer Information, völlige Inaktivität ist keine Politik, sondern das Gegenteil davon. Das Wunschdenken kleinkarierter Geister.«
»Ich habe verhindert, daß sich die Possession weiter ausbreiten kann. Verraten Sie uns doch, was Sie in dieser Zeit erreicht haben.«
»Sie vertrödeln Zeit, während Rom in hellen Flammen steht. Unsere allerwichtigste Sorge gilt der Ursache für dieses Feuer.«
»Quinn Dexter zu eliminieren entfernt weder die Besessenen aus New York noch von sonst irgendwo. Ich stimme dafür, daß wir einen höheren Prozentsatz unserer wissenschaftlichen Ressourcen darauf verwenden, nach einer permanenten Lösung zu suchen.«
»Ich kann kaum glauben, daß
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