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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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einem gewaltigen technologischen Gewölbe zu sich zu kommen, oder vielleicht sogar in einem geschmackvoll ausgestatteten Aufwachzimmer. Jedenfalls ganz bestimmt nicht genau dort, wo seine Reise durch die Ewigkeit ihren Anfang genommen hatte. Es sei denn natürlich, die neuen, wunderbar weit fortgeschrittenen Menschen hatten das Lancini wiedererschaffen, um ihre Vorfahren mit dem Trost einer vertrauten Umgebung auszustatten, eine aufmerksame Art und Weise, um sie in diese fabelhafte neue Zivilisation einzuführen, die sie während ihrer Abwesenheit errichtet hatten.
    Neugierig warf er einen Blick durch das hohe Fenster auf der anderen Seite. Die Westminster-Kuppel lag im Dämmerlicht. Vor den stahlgrauen Wolken hinter dem weiten Rund der Kuppel glänzten die hellen Lichter der South Bank. Vielleicht eine Projektion?
    Die beiden Krankenpfleger, die sich um ihn kümmerten, wirkten ein wenig unkonventionell.
    Eine junge Frau beugte sich über den Sarkophag, eine sehr junge Frau, mit ganz und gar erstaunlichen Brüsten, die von einer engen Lederweste gehalten wurden. Der heranwachsende Junge neben ihr trug einen kostspieligen Pullover aus echter Wolle, der irgendwie nicht richtig zu ihm passen wollte – sein Gesicht war stoppelig, und die Augen blickten irre wie die eines Tiers. Er hielt ein Stromkabel in der Hand, an dessen Ende ein Stecker baumelte.
    Paul warf einen Blick auf den Stecker und sandte per Datavis einen Hilferuf aus. Er bekam keine Reaktion von einem Netzprozessor, und dann stürzte seine neurale Nanonik ab. Eine dritte Gestalt in einem pechschwarzen Umhang tauchte aus dem Dämmerlicht auf und trat an das Fußende der Null-Tau-Kapsel.
    »Wer seid ihr?« krächzte Paul mit einem Mal voller Furcht. Mit seinen dürren Händen und den dick hervortretenden Adern umfaßte er die Ränder des Sarkophags und richtete sich in eine sitzende Haltung auf.
    »Du weißt ganz genau, wer wir sind«, antwortete Quinn Dexter.
    »Habt ihr gewonnen? Habt ihr uns besiegt?«
    »Das werden wir, jawohl.«
    »Heilige Scheiße, Quinn«, protestierte Billy-Joe. »Sieh dir diese alten Scheißer an, sie sind zu nichts mehr nutze! Keine Seele im ganzen Jenseits schafft es, daß sie noch lange durchhalten, nicht einmal mit all deiner Magie!«
    »Sie halten lange genug. Das ist alles, was zählt.«
    »Ich hab’ dir gleich gesagt, wenn du vernünftige Körper für die Possessoren willst, dann mußt du zu der Sekte gehen. Scheiße, sie beten dich an, Quinn! Du mußt ihnen nur sagen, daß sie sich ergeben sollen, sie würden nicht einmal kämpfen!«
    »Gottes Bruder!« grollte Quinn. »Denkst du eigentlich nie, du Scheißhirn? Die Sekten sind eine verdammte Lüge! Ich habe dir gesagt, daß sie von den Superbullen kontrolliert werden! Ich kann nicht zu den Sekten gehen, damit würden wir uns nur verraten, weiter nichts! Das hier ist verdammt noch mal perfekt! Niemand wird feststellen, wenn jemand von hier verschwindet, weil er offiziell aufgehört hat zu existieren, sobald er durch diese Tür hereingekommen ist.« Sein Gesicht schoß aus der Kapuze hervor und grinste auf Paul herab. »Stimmt’s?«
    »Ich habe Geld.« Es war Pauls letzter Einsatz. Das eine, hinter dem alle her waren.
    »Das ist gut«, sagte Quinn. »Du bist schon fast einer von uns. Du mußt gar nicht weit gehen.« Er richtete den Finger auf Paul, und Pauls Welt explodierte in einer Woge aus Schmerz.
     
    Westeuropa hatte acht KI’s in das Londoner Kommunikationsnetz eingebunden, womit er über genügend Rechenkapazität verfügte, um jeden noch so unbedeutenden elektronischen Schaltkreis in der Arkologie in einem Zehn-Sekunden-Zyklus zu überwachen, vorausgesetzt natürlich, er besaß eine Netzverbindung. Sämtliche Prozessorblocks, ganz gleich mit welcher Funktion, wurden alle fünfzehn Sekunden per Datavis angerufen und nach verdächtigen Aussetzern untersucht.
    Westeuropa war nicht der einzige, der sich Sorgen machte. Mehrere kommerzielle Softwarehäuser hatten die Marketinggelegenheit beim Schopf gepackt und boten Überwachungsprogramme gegen Possessoren an. Die Programme liefen in neuralen Nanoniken ab und sandten kontinuierliche Diagnosedaten sowie die Koordinaten ihrer Träger an das Sicherheitszentrum der jeweiligen Gesellschaft, die unverzüglich die Polizei alarmierte, sobald der Träger Opfer eines unerklärlichen Fehlers oder gar Ausfalls wurde. Darüber hinaus ergoß sich eine Flut von Armbändern in die Verkaufsstellen. Sie besaßen die gleiche Funktion wie

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