Armageddon 06 - Der nackte Gott
Dann ging er tiefer und näherte sich den Navy-Unterkünften im Schatten des Gebäudes der Konföderierten Versammlung.
Die Maschine landete auf einem runden Metallgestell, das augenblicklich in den unterirdischen Hangar zurücksank. Über ihr schlossen sich rumpelnd schwere gepanzerte Schotten.
Jeeta Anwar wartete bereits, um den Leitenden Admiral zu begrüßen, als Samuel Aleksandrovich aus dem Flieger stieg. Er wechselte ein paar flüchtige Worte mit ihr, dann winkte er dem Captain der Marines, der abwartend in der Nähe stand.
»Sollten Sie nicht die Neuankömmlinge überprüfen, Captain?« erkundigte sich Samuel.
Das Gesicht des Offiziers blieb nichtssagend, obwohl er merkwürdig unfähig war, dem Leitenden Admiral in die Augen zu blicken. »Jawohl, Sir.«
»Dann erfüllen Sie freundlicherweise Ihren Auftrag. Ich sagte keinerlei Ausnahmen, haben Sie verstanden?«
Samuel wurde ein Sensor auf den Handrücken gedrückt, und er wurde gebeten, per Datavis seine physiologischen Daten in einen Prozessorblock zu übermitteln.
»In Ordnung, Sir«, meldete der Captain und salutierte zackig.
»Sehr gut. Die Admiräle Kohlhammer und Lalwani werden in Kürze eintreffen, geben Sie das weiter.«
Die Eskorte des Admirals sowie die beiden Stabsoffiziere Amr al-Sahhaf und Richard Keaton, die hinter ihnen aus dem Flieger stiegen, wurden ebenfalls rasch auf Anzeichen von Possession untersucht. Sobald die Prozedur beendet war, gesellten sie sich zu dem Leitenden Admiral.
Der Zwischenfall ließ Samuel Aleksandrovichs Stimmung noch weiter sinken. Auf der einen Seite war das Verhalten des Captains durchaus entschuldbar; es war unvorstellbar, daß der Leitende Admiral persönlich ein Opfer der Possessoren werden könnte – andererseits breitete sich die Possession genau aus diesem Grund immer noch weiter aus. Niemand wollte wahrhaben, daß sein Freund/Ehegatte/Kind von einer Verlorenen Seele übernommen worden sein könnte. Und genau deswegen mußte die Navy mit gutem Beispiel vorangehen. Die drei ranghöchsten Admiräle flogen in drei verschiedenen Fliegern zum gleichen Bestimmungsort, für den Fall, daß einer von ihnen von einer hinterhältigen Waffe unter Beschuß genommen wurde. Erzwungene Routineüberprüfungen hatten vielleicht Erfolg, wo persönliche Vorlieben und Vertrautheiten zum Desaster führten.
Im Konferenzzimmer des Kommandeurs traf er auf Präsident Haaker. Es war eine Unterhaltung, die in beiderseitigem Einverständnis noch nicht vor die politischen Gremien getragen werden sollte.
Der Präsident hatte neben Jeeta Anwar noch Mae Ortlieb mitgebracht, so daß beide über zwei Adjutanten verfügten. Alles sehr ausgewogen und neutral, dachte Samuel, als er dem Präsidenten die Hand schüttelte. Nach Haakers ungezwungener Stimmung zu urteilen mußte der Präsident das gleiche gedacht haben.
»Also funktioniert der Erinnerungslöscher tatsächlich«, begann Haaker, nachdem sie rings um den großen Konferenztisch Platz genommen hatten.
»Ja und nein, Sir«, antwortete Captain Keaton. »Er hat zwar Jacqueline Couteur und ihren Wirt zusammen mit Dr. Gilmore ausgelöscht, aber er ist nicht bis in das Jenseits durchgedrungen. Die Verlorenen Seelen lauern noch immer dort.«
»Können wir ihn weiterentwickeln, damit er funktioniert?«
»Das Prinzip ist erkannt, Sir. Wie lange es allerdings noch dauert, kann im Augenblick niemand sagen. Die Schätzungen seitens der Entwicklungsgruppe reichen von ein paar Tagen bis hin zu Jahren.«
»Sie haben dem Projekt doch immer noch oberste Priorität eingeräumt, nicht wahr?« erkundigte sich Jeeta Anwar.
»Die Arbeiten werden fortgesetzt, sobald unsere Forschergruppe in der Ausweichanlage eingetroffen ist«, antwortete Captain Amr al-Sahhaf. »Wir hoffen, daß es nicht länger als eine Woche dauern wird.«
Mae Ortlieb wandte sich dem Präsidenten zu. »Ein Team«, sagte sie ostentativ.
»Das erscheint mir nicht als besonders hohe Priorität«, sagte der Präsident. »Und Dr. Gilmore ist obendrein tot. Wenn ich mich recht entsinne, hat er zahlreiche fruchtbare Anregungen gegeben.«
»Das trifft zu, Sir«, antwortete der Leitende Admiral. »Aber selbst Dr. Gilmore ist nicht unersetzlich. Das grundlegende Konzept des Erinnerungslöschers ist erkannt, und seine Weiterentwicklung ist eine interdisziplinäre Angelegenheit.«
»Ganz genau«, sagte Mae Ortlieb. »Sobald ein Konzept erst bewiesen wurde, besteht der schnellste Weg zu einer Entwicklung darin, die Resultate mehreren
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