Armageddon 06 - Der nackte Gott
klingen mußten.
»Vielleicht diese Umstände«, entgegnete der Botschafter von Abeche bitter. »Was, wenn er sich etwas Neues einfallen läßt? Er könnte durchaus ein weiteres verdammtes Desaster anrichten.«
»Wir werden ihn aufhalten.«
»Sie hätten mit so etwas rechnen müssen und Vorkehrungen treffen. Wir wissen, daß Capone über Antimaterie verfügt und daß er nichts zu verlieren hat. Diese Kombination mußte früher oder später zu einem verwegenen Schlag gegen uns führen. Meine Güte, haben Ihre Strategen diese Szenarien denn nicht in ihre Planungen mit einbezogen?«
»Durchaus, Herr Botschafter. Und wir nehmen die Bedrohung äußerst ernst.«
»Mortonridge hat nicht annähernd den Sieg gebracht, den wir erwartet haben«, sagte der Botschafter von Miyag. »Capones Infiltrationsflüge hingegen haben jeden erstarren lassen. Und jetzt das!«
»Wir haben Capones Antimateriequelle vernichtet«, sagte der Leitende Admiral tonlos. »Die Infiltrationsflüge haben genau aus diesem Grund aufgehört. Er verfügt nicht mehr über die Ressourcen, um einen weiteren Planeten zu erobern. Capone ist ein Problem der Medien, keine wirkliche Bedrohung.«
»Erzählen Sie mir bloß nicht, wir sollen ihn einfach ignorieren!« sagte der irdische Botschafter. »Es ist ein Unterschied, ob man seinen Gegner einschließt oder gar nichts unternimmt in der Hoffnung, daß er von alleine wieder verschwindet, und die Navy hat verdammt wenig getan, um mich zu überzeugen, daß Capone unter Kontrolle ist.«
Der Präsident hob eine Hand, um Samuel Aleksandrovichs Antwort zu unterbinden. »Was wir damit sagen wollen, Samuel, ist, daß wir uns entschlossen haben, unsere gegenwärtige Politik zu ändern. Wir können uns die bisherige Hinhaltetaktik einer konföderationsweiten Quarantäne nicht mehr länger leisten.«
Samuel blickte in die harten, entschlossenen Gesichter der anderen.
Es war fast wie ein Mißtrauensvotum gegen seine Führerschaft. Nicht ganz, aber fast. Bevor es soweit kam, war ein weiterer schwerer Rückschlag erforderlich. »Und welche neue Politik haben Sie beschlossen?«
»Eine aktive Vorgehensweise«, sagte der Botschafter von Abeche erregt. »Etwas, das den Menschen beweist, daß wir unsere militärischen Ressourcen dazu einsetzen, sie zu beschützen. Etwas Positives.«
»Trafalgar sollte unter keinen Umständen zum Casus belli werden«, beharrte der Leitende Admiral.
»Das wird es nicht«, erwiderte Präsident Haaker. »Ich will, daß die Navy Capones Flotte eliminiert. Eine taktische Mission, kein Krieg. Löschen Sie ihn aus, Samuel. Eliminieren Sie die Antimaterie-Bedrohung vollständig. Solange Capone auch nur noch ein Gramm davon besitzt, kann er einen Kingsley Pryor nach dem anderen durch unsere Verteidigung schleusen.«
»Aber Capones Flotte ist das einzige, was ihn an der Spitze seiner Organisation hält, Sir«, gab Samuel Aleksandrovich zu bedenken. »Wenn wir ihm die Flotte nehmen, werden wir Arnstadt und New California verlieren. Die Besessenen werden mitsamt den beiden Welten aus unserem Universum verschwinden.«
»Das wissen wir. So lautet unsere Entscheidung. Wir müssen uns zuerst einmal der aktuellen Bedrohung durch die Besessenen entledigen, bevor wir anfangen können, in Ruhe an einer Lösung des Problems zu arbeiten.«
»Ein Angriff von der Größenordnung, wie er notwendig wäre, um Capones Flotte und das strategische Verteidigungsnetzwerk von New California zu zerstören, würde Tausende von Opfern fordern, Sir. Ich möchte Sie daran erinnern, daß die meisten Besatzungsmitglieder der Organisationsschiffe Nicht-Besessene sind.«
»Verräter meinen Sie wohl«, schnarrte der Botschafter von Mendina.
»Nein«, entgegnete der Leitende Admiral entschieden. »Sie sind Erpressungsopfer. Ihre Familien werden als Geiseln gehalten werden und sind von Folter und Schlimmerem bedroht. Capone ist völlig skrupellos, was die Anwendung von Terror betrifft.«
»Genau das ist das Problem, das wir zuerst lösen müssen«, sagte der Präsident. »Wir befinden uns im Kriegszustand. Wir müssen Vergeltung üben, und zwar schnell, oder er wird uns die wenige Initiative, die uns geblieben ist, auch noch aus der Hand nehmen. Capone muß erkennen, daß wir durch sein diabolisches Geiseldrama nicht ohnmächtig geworden sind. Wir können unsere Entscheidungen noch immer mit Gewalt und Entschlossenheit durchsetzen, wenn es sein muß.«
»Menschen zu töten wird uns nicht weiterhelfen.«
»Im Gegenteil,
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