Armageddon 3 - Das Remake
zuge-
fallen. Die Geräusche der kurzen Auseinandersetzung wurden
übertönt vom Lärm der Stadt. Rex zog sein unschuldiges Op-
fer aus und sich an. Die Jacke saß ein wenig eng unter den
Achselhöhlen, doch die Schuhe passten halbwegs. Rex legte
das Ohr an die Brust des jungen Mannes. Sein Atem schien
regelmäßig zu gehen. Rex hatte ihn nicht allzu hart getroffen.
Er fühlte sich schlecht, weil er ihn überhaupt geschlagen hatte.
Es lag ihm nicht, Unschuldige niederzuschlagen, doch die Si-
tuation war einigermaßen extrem, und wenn er erst mit Dee
und Kelley abgerechnet hatte, die beide alles andere als un-
schuldig waren, würde er sich bei dem jungen Mann ent-
schuldigen und ihm als Wiedergutmachung einen oder zwei
der alten Meister schenken.
Mit gründlich beruhigtem Gewissen schlüpfte ein gutgeklei-
deter Rex Mundi aus dem Volvo und betrat Wunderland. Er
betrachtete sein Spiegelbild in einem der zahlreichen Schau-
fenster. »Verdammt schick«, lautete seine wohl überlegte Mei-
nung.
Rex rieb sich die Hände. Jetzt lagen ihm sämtliche Möglich-
keiten zu Füßen. Die große Frage lautete: Welche davon neh-
me ich? »Nimm den Volvo«, sagte er sich ohne weiteres Zö-
gern. Er ging um den Wagen herum und probierte die Fahrer-
tür. Sie war verschlossen. Rex spähte ins Fahrzeuginnere. Kei-
ne Schlüssel baumelten am Armaturenbrett. Andererseits war
das Armaturenbrett nicht von der Sorte, an der man Schlüssel
baumeln ließ. Es war eines von diesen Armaturenbrettern, wie
man sie höchstens in großen Raumschiffen fand, alles voller
blinkender Lämpchen und kleiner Bildschirme mit zahlreichen
animierten Graphiken.
Rex pfiff leise durch die Zähne. Wahrscheinlich würde er
den ganzen Tag benötigen, um herauszufinden, was die ein-
zelnen Instrumente bedeuteten. Besser, wenn er sich direkt um
den Fahrer kümmerte. »Ein kleiner Imbiss«, hatte er gesagt.
Rex blickte sich suchend nach entsprechenden Lokalitäten um.
»O nein!« stöhnte er. Ed und Johnny saßen keine zwanzig
Meter entfernt in einem Straßencafé. Auch wieder so ein Ding
voller Chrom und Neon. Sie schwebten behaglich auf beinlo-
sen Stühlen. Absolut futuristisch. Doch Rexens »o nein!« hatte
nicht den beiden gegolten. Es hatte dem Schild gegolten, das
über dem Café blinkte. Auf dem Schild stand: »The Tomor-
rowman Tavern«, und Rex wünschte sich zutiefst, sich verle-
sen zu haben.
»Zeitung, Kumpel?« Es war die erste Stimme, die er hörte, und
sie besaß einen eindeutigen amerikanischen Akzent.
»Sorry?«
»Möchten Sie eine Zeitung?« Der Zeitungsverkäufer wedelte
mit besagtem Artikel unter Rex Mundis Nase. »Ich hab ge-
fragt, ob du eine Zeitung kaufen willst, du dämlicher…«
»Ja, ja. Ich will. Ja.« Rex nahm das Ding entgegen, das ihm in
die Hand gedrückt wurde.
»Buck.«
»Nett Sie kennen zu lernen, Buck.«
»’n Buck für die Zeitung, du dämlicher…«
»Oh, ich verstehe.« Rex wühlte in seiner neuen Jacke. Er fand
ein Bündel Scheine und entbündelte es. Geldscheine. Rex
nahm eine große, helle Banknote und bot sie dem Zeitungs-
verkäufer an. »Reicht das?«
»Kann man so sagen.« Der Zeitungsverkäufer riss ihm die
Banknote aus der Hand und steckte sie in seine Tasche. »Du
gottverdammter dämlicher Hundesohn von einem…«
Rex ließ es ihm durchgehen. Einen Zeitungsverkäufer mitten
am Tag auf einer geschäftigen Straße bewusstlos zu schlagen
war möglicherweise nicht der intelligenteste Schachtzug auf
der Welt.
»Sind Sie den ganzen Tag hier?«, fragte er statt dessen.
»Bis die Leute heim gehen.«
»Dann komme ich später noch mal vorbei.«
»Häh?«
Rex nahm seine Zeitung und mischte sich unter die Passan-
ten. Er entdeckte einen guten Aussichtspunkt vor einem
Schaufenster, in dem eine faszinierende Auswahl an Freizeit-
Bondage zu sehen war, und hob seine Zeitung »agentenmä-
ßig« vor die Augen. Zwei Dinge wurden unvermittelt offen-
sichtlich. Das erste ließ ihm die Augen überquellen und das
zweite den Unterkiefer herabsinken.
Das erste war der Name der Zeitung. Der Presley Enquirer.
Das zweite war das Datum. 27. Juli 2061.
»Siebenundzwanzigster Juli zweitausendeinundsechzig.«
Gleichgültig, in welcher Richtung Rex auch las, immer kam
das gleiche heraus. Er befand sich in seiner eigenen Zeit. Der
Zeit, in der er lebte. Sogar dem Tag, in dem er lebte. Oder ge-
lebt hatte. Doch das hier war nicht seine Welt. Wo zur Hölle
war er
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