Armageddon 3 - Das Remake
Kong
angefangen, schätze ich, oder sogar mit Quasimodo, als dieser
Dom Claude Frollo vom Glockenturm von Notre Dame stieß.
Was Besseres gibt’s bis heute nicht, wenn es um ein spektaku-
läres Ende geht. Wenn Sie also den guten Lazlo über irgend-
welche Dachziegel klettern sehen, dann wissen Sie, dass das
Ende in Sicht ist. Was einigen Trost bieten sollte, wie?
Also, nachdem alles gesagt ist, und wenn Sie mich fragen,
verdammt wohlformuliert obendrein, stopf ich mir den Appa-
rillo der Lady in eine Tasche meines Trenchcoats, meine bei-
den guten alten Freunde Smith & Wesson in die andere und
gehe los, um einen Burschen zu suchen. Wenn es irgendeinen
Ort in dieser Stadt gibt, wo ich ihn finde, dann heißt dieser Ort
Fangio’s Bar.
Hinter dem Tresen der Tomorrowman Taverne straffte der
einäugige Barmann seine schmuddelige Krawatte und glättete
die Revers seines wattierten Smokings. Er war seit seinem er-
sten Auftauchen in Armageddon: Das Musical zu einer richtigen
Kultfigur geworden, und er sah gut aus in seinen Sachen. Ein
Literaturkritiker beschrieb seine Leistung in Armageddon – Das
Menü als »quintessenziell… kontrolliert und tief empfunden…
bewegend, durchdringend und so ziemlich das einzig Bedeut-
same in dem ansonsten schwülstigen Fließbandprodukt des
Autors.« Allein aufgrund dieser Tatsache war er von Blooms-
bury für das Sub-Urbane Buch der Toten verpflichtet worden,
und der Verlag hatte einen Ghostwriter engagiert, um Rankin
zu ersetzen.
Doch es ist nicht ganz einfach, sich einen anständigen Le-
bensunterhalt als fiktiver Charakter zu verdienen, und das
wusste der einäugige Barmann ganz genau. Sicher, man ist
fein raus, wenn man in einem Jackie Collins oder einem Julie
Burchill auftritt, alles Babyöl und Fleisch mit Kartoffeln und
Gemüse. Aber wenn man sich in einem Clive Barker oder Ste-
phen King wiederfindet, endet man aller Wahrscheinlichkeit
damit, dass einem die Maden aus der Nase kommen, noch
bevor man in Kapitel fünf angelangt ist. Der Barmann hatte
vorher in einem Zane Grey mitgespielt, wo er gleich auf Seite
eins erwürgt worden war, und in einem Sven Hessel, wo er als
deutscher Panzerkommandant ein noch blutigeres Ende ge-
funden hatte. Keiner der beiden Auftritte hatte ihm eine Aner-
kennung seitens der Kritik eingebracht. Dies hier war das erste
Mal, dass er in einer Trilogie mitspielte, und er konnte die
Herausforderung kaum erwarten, endlich sein Bestes zu ge-
ben.
Und Rollen, ganz gleich, wie klein sie auch sein mögen, sind
nicht leicht zu ergattern. Viele fiktive Charaktere stellen sich
nur allzu bald als nichts dergleichen heraus. Sie sind lediglich
Freunde, Verwandte oder Feinde des Autors, ein wenig ver-
kleidet und selbstverständlich mit geänderten Namen. Und
viele Helden werden in Wirklichkeit vom Autor selbst ge-
spielt. Doch obwohl der echte fiktive Charakter genau weiß,
was hinter den Kulissen geschieht, so gibt es doch nur wenig
oder gar nichts, was er dagegen unternehmen könnte. »Mach
den Mund auf, und du bist Tipp-Ex«, wie man so schön sagt.
Die Bezahlung ist selbstverständlich eine verschwindend
kleine Pauschale, kein Anteil am großen Geld, doch es gibt
gewisse Vergünstigungen. Wem es gelingt, eine Rolle in einem
Klassiker zu ergattern, der hat das Geheimnis der Unsterblich-
keit enträtselt. Der Autor mag den Löffel abgeben, aber man
selbst wird für immer und immer und ewig weiterleben. Gar
nicht schlecht, wenn man es schafft, eh?
Rex blickte hinauf zur Neonreklame der Tomorrowman Ta-
verne. Sie blinkte, an – aus, an – aus, wie manche Neonschilder
dies tun und dieses besondere hier viel zu oft. Das Etablisse-
ment unter dem Schild schien – auf den ersten Blick – eine ex-
trem aufgeblasene Lokalität zu sein. Eine Studie in kaltem
Chrom, kühlem Marmor und warmem Leder. Rex musterte
die schwebenden Barhocker, möglicherweise auf der Suche
nach Hinweisen. Nicht besonders überrascht stellte er fest,
dass die Hocker an geschickt versteckten Klammern befestigt
waren. »Hmmph!«, machte Rex.
Er ließ den Blick durch die Bar schweifen. Sie sah einigerma-
ßen überzeugend aus. Die großen gläsernen Türen zur Straße
standen offen und enthüllten einen weitläufigen Raum. Zur
Linken ruhten auf Chrompodesten gläserne Tische, umringt
von Neonröhren. An den Tischen drängten sich modisch ge-
kleidete Menschen und unterhielten sich fröhlich. Zur
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