Armageddon 3 - Das Remake
gelandet? Auf einem anderen Planeten? Das konnte
nicht sein. Nicht angesichts des amerikanischen Zeitungsver-
käufers und der Zeitung namens Presley Enquirer.
Rex studierte die Schlagzeilen auf der Suche nach einem An-
haltspunkt.
»ALIENS AUS DEM WELTRAUM HABEN MEIN
UNEHELICHES ZWEIKÖPFIGES KIND GEKIDNAPPT!«
Ah, dachte Rex. Eine von diesen Zeitungen! Er blätterte sie
durch.
»WÜTENDER VERLEGER WIRFT AUTOR EINER
TRILOGIE DEN HAIEN ZUM FRAß VOR.«
»HUNDERTJÄHRIGE FRAU GEBIERT SINCLAIR C5.«
»Hmmmpf.«
Rex faltete seine Zeitung zusammen und übereignete sie
dem nächstgelegenen Mülleimer. Er warf einen prüfenden
Blick über die Straße. Ed und Johnny schienen sich zu amüsie-
ren. Rex beobachtete die wunderschönen Menschen, die ka-
men und gingen. Die fabelhaften Automobile und die schwe-
benden Luftschiffe. Die blitzenden Neonlichter und die schrei-
enden Zeitungsverkäufer.
Und dann erhaschte er eine kurze Bewegung im Innern des
Volvo. Wie in Trance beobachtete er, wie die halb nackte Ge-
stalt des guten Samariters sich durch die winzige Luke in der
Glasunterteilung wand und auf den Fahrersitz kletterte. Rex
war sogar nahe genug, um die geschickten Finger beobachten
zu können, die über das Raumschiffarmaturenbrett huschten,
und um das sanfte Schnurren zu hören, mit dem der Motor
des Volvo zum Leben erwachte.
Mit vor Entsetzen weit aufgerissenem Mund sah Rex zu, wie
der Volvo auf die Straße gesteuert wurde und sich rasch im
Strom des vorbeikommenden Verkehrs verlor.
Der melodische Ton der hochgetunten Maschine bereitete
Rex nicht das allergeringste Vergnügen. Genauso wenig wie
die Tatsache, dass die perfekte Servolenkung nur wenig mehr
Kraftaufwand als die Berührung einer Fingerspitze erforderte
und die andere Hand des Fahrers frei war, um obszöne Gesten
in Rexens Richtung zu vollführen. Welche Freuden auch im
Anblick von rückwärtigen Fahrtrichtungsanzeigern liegen
mochten, sie entgingen Rex vollkommen.
Ein Freund von mir, der einmal beim Geheimdienst gewesen
ist, hat erzählt, dass die Blinker aller schicken Wagen so pro-
grammiert werden können, dass sie in einem geheimen Kode
Nachrichten übermitteln. Die Kontrolle über diesen Kode und
das Wissen, welche Knöpfe auf dem Armaturenbrett dafür
gedrückt werden müssen, liegt allem Anschein nach allein in
den Händen der Freimaurer, die im Allgemeinen während
Verkehrsstauungen auf diese Weise Nachrichten aneinander
übermitteln.
Ich habe dieses Thema einmal gegenüber dem Verrückten
Tony Long zur Sprache gebracht, der bei meinem Cortina im-
mer den TÜV macht. Er konnte es weder bestätigen noch de-
mentieren, obwohl er mir einen sehr merkwürdigen Blick
schenkte. Ob dies nun bedeutet, dass er selbst praktizierender
Freimaurer ist, vermag ich nicht zu sagen. Und da ich nie das
Verlangen spürte, seine Hand zu schütteln, werde ich es aller
Wahrscheinlichkeit nach auch niemals in Erfahrung bringen.
Aber es bringt einen schon zum Nachdenken, was?
Rex hingegen brachte es nicht zum Nachdenken. Im Gegen-
teil, falls es jemals einen Augenblick gegeben hatte, in dem
erwachendes Interesse an automotiven Geheimnissen seinen
Gedanken ferner gelegen hatte, dann war es dieser hier.
»Verdammt!«, brüllte Rex Mundi. »Verdammt, verdammt,
verdammt!« Er hob die knotigen Fäuste und schüttelte sie gen
Himmel. Er machte Anstalten, hinter dem Volvo herzurennen,
doch er hielt rasch wieder an und warf die Hände erneut in
die Höhe. Er trat nach der Luft. Er stampfte mit den Füßen. Er
war nicht erfreut.
Die Auswahl an Möglichkeiten, so dünn sie gewesen sein
mochte, war nun definitiv schwindsüchtig. Er konnte nicht das
Geringste tun. Er konnte nur noch hingehen und die Sache
direkt mit Dee und Kelley austragen. Erklärungen verlangen
und Schläge austeilen, wann immer die Notwendigkeit da-
nach verlangte. Nur unter Mühen gelang es Rex, seine Ge-
sichtszüge zu etwas halbwegs Normalem zu verzerren, als er
die Schultern straffte und über die Straße zur Tomorrowman
Taverne starrte. Doch dort begegneten zwei schwebende und
inzwischen unübersehbar freie Stühle seinen suchenden Blik-
ken.
»Verschwunden!« Rex begann unkontrolliert zu zittern, und
Passanten wichen ihm in weitem Bogen aus. Der Zeitungsver-
käufer, der die unverlangte Darbietung von Anfang an ver-
folgt hatte, konnte sich nicht länger zurückhalten.
»Ist das vielleicht eine Art Straßentheater, Kumpel?«,
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