Armageddon 3 - Das Remake
vor.
»Ist dieser Trenchcoat übrigens ein Running Gag? Ich weiß
nämlich immer gerne, wo ich stehe.«
Der Lift glitt nach unten, und er glitt immer weiter. Er passier-
te das Erdgeschoss, und dann gingen ihm die kleinen Num-
mern auf dem Anzeigefeld aus. Er fuhr immer noch weiter.
Jonathan blickte Laura an. »Faszinierend, findest du nicht
auch?«
»Extrem faszinierend, ja.«
»Es dauert nicht mehr lange.« Und es dauerte tatsächlich
nicht mehr lange. Der kleine Gong ertönte, und die Lifttüren
öffneten sich.
»Geh du vor, Laura.«
Laura trat einen Schritt vor und dann einen zurück. »BAH-
RIH!«, ächzte sie.
»Beeindruckt?«
»Ich weiß überhaupt nicht, was ich sagen soll!«
»Dann sag nichts. Geh nur voraus, und sieh dich gründlich
um. Auf dem Tisch liegt ein Katalog. Nimm ihn.«
Laura nahm den Katalog. Er war groß und hochglänzend
eingebunden. Nur drei Worte standen darauf, und diese drei
Worte lauteten: DER PRESLEY-SCHATZ.
Laura wanderte zwischen den Schätzen umher. Zwischen
den vergoldeten Statuen, den Ikonen, den großartigen Gemäl-
den, den Basreliefs. Sie blätterte durch den Katalog und atmete
immer wieder sehnsüchtig durch.
Jonathan saß auf einer bunten Gartenliege, die einst den
Poolrand von Graceland geziert hatte. Er wrang die Hände vor
Vergnügen angesichts ihres Vergnügens (und in der ange-
nehmen Vorfreude auf erotische Vergnügungen).
»Ich mag die Theorie vielleicht nicht gut heißen«, sagte Lau-
ra, während sie einen Caravaggio betrachtete, auf dem Elvis
als einer der Heiligen Drei Könige zu sehen war, die dem
Kindlein Jesus ihre Geschenke brachten (Elvis reichte Jesus
eine winzige Gitarre). »Aber die Qualität, diese großartige
Pracht! Woher hast du das alles?«
»Ich habe alles als Bezahlung für einen Job bekommen. Eine
Art kosmischen Kofferraum. Bis auf das Prunkstück der
Sammlung. Den wirklichen Schatz. Möchtest du ihn vielleicht
sehen?«
Laura nickte benommen. Ja. Und ob sie dieses Prunkstück
sehen wollte!
»Dann komm mit.«
Jonathan führte sie durch das Gewölbe. Zu beiden Seiten er-
streckten sich die Wunder, wahrhaft erschreckend in all ihrer
opulenten Pracht.
Sie näherten sich einer nackten Steinwand, und der Knabe
berührte verschiedene Knöpfe auf dem kleinen Apparat, den
er am Handgelenk trug. Die Wand löste sich auf und enthüllte
den Blick auf eine Kammer, die von gedämpftem Neonlicht
subtil erleuchtet wurde. Im Zentrum der Kammer stand ein
Sarkophag. Er war geformt wie eine Musikbox und bestand
ganz aus Gold, besetzt mit Edelsteinen und Juwelen.
»Wirf einen Blick hinein.«
»In den Sarkophag?«
»Sicher. Los, sieh durch das Sichtfenster. Ich habe dir etwas
versprochen, das du nie wieder vergessen wirst, oder nicht?«
Laura machte einen Schritt in die Kammer, dann hielt sie in-
ne. Ein eigenartiges Gefühl überkam sie. Ein Gefühl von un-
aussprechlicher Traurigkeit. Sie schüttelte den Kopf, vertrieb
die düsteren Gedanken, ohne Ergebnis. Die Luft selbst war
geladen mit einer schrecklichen, herzzerreißenden Einsamkeit.
»Nein«, sagte sie und wandte sich um. »Ich will es nicht se-
hen.«
»Aber ich muss darauf bestehen.« Jonathan zückte seine
kleine kompliziert aussehende Pistole. »Los, wirf einen Blick
hinein.«
Sie kehrte wieder in die Kammer zurück. Auf ihren Armen
richteten sich die Haare auf.
»Los, geh!«
Langsam trat sie zu dem goldenen Sarkophag. Die Kammer
war unglaublich kalt geworden. Der Atem kondensierte vor
ihrem Mund. Sie rieb sich die Arme.
»Sieh hinein, Laura.«
Sie beugte sich über den Sarkophag und spähte durch das
Sichtfenster.
Dort waren der Kopf und die Schultern eines Mannes im
mittleren Alter deutlich zu sehen. Das Gesicht war fett und
verquollen, schwere Wangenknochen, bedeckt von gewaltigen
schwarzen Koteletten. Um den aufgedunsenen Hals war ein
rotes Tuch geschlungen.
Laura starrte zu Jonathan. »Wer ist dieser Mann?«, fragte sie.
Jonathan begann lauthals zu lachen.
Ich erhebe mich aus meinem Bürosessel und begebe mich zum
Fenster. Das Neonlicht draußen blinkt an, aus, an, aus, wie
manche das eben so tun, und bringt mein Profil voll zur Gel-
tung.
»Würdest du sagen, dass ich einen starken Unterkiefer ha-
be?«, frage ich.
»Was denn, und damit allen Lesern mit fliehendem Kinn die
Möglichkeit zur Identifikation nehmen?«
»Oh, ich vergaß. Danke.«
»Was schlägst du vor? Was sollen wir als nächstes
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