Arme Milliardäre!: Der große Bluff oder Wie die amerikanische Rechte aus der Krise Kapital schlägt
Noam Chomsky stammen [2] , während die Vorwürfe des Rassismus, die er gegen Präsident Obama richtete, ein plumper Versuch waren, eine Spitze umzukehren, die normalerweise gegen die Konservativen gerichtet wird. Ein eher tragisches Beispiel liefert der Internetaktivist Andrew Breitbart, der hauptsächlich damit bekannt wurde, die seiner Meinung nach aggressiven Taktiken einer übermächtigen Linken nachzuahmen und dem der ungerechtfertigteVorwurf des Rassismus, der den Konservativen oft entgegengeschleudert wird, zutiefst verhasst war. Schließlich geschah es ihm, dass er selbst ungerechtfertigt mit dem Vorwurf des Rassismus hantierte: Auf seiner Website stellte er den Videoausschnitt einer Rede von Shirley Sherrod, Beamtin im Landwirtschaftsministerium von Georgia, vor der Bürgerrechtsorganisation NAACP ein. Das Video war so geschnitten, dass der Eindruck entstand, Sherrod würde darin zugeben, einen weißen Farmer aus rassistischen Gründen benachteiligt zu haben. Aus der ungeschnittenen Fassung war jedoch klar erkenntlich, dass Sherrod erzählte, wie sie eigene Vorurteile überwand und dem Mann half. Einmal verriet der Fernsehmoderator auch, warum er sich so ungehemmt im linken Arsenal bedient. »Amerika braucht Revolutionäre«, sagte er zu Newt Gingrich. »Schließlich sind es Revolutionäre, gegen die es zu kämpfen gilt.« [3]
Eine dringende Notwendigkeit, die Linke zu imitieren, sieht offenbar auch Michael Walsh, der für die
National Review Online
schreibt. Um die Konservativen von dieser Strategie zu überzeugen, erfand er die Figur des »David Kahane«, einen reichen, arroganten Liberalen aus Hollywood, den er seinen rechten Lesern erklären ließ, dass der Linksliberalismus im Grunde nichts anderes als ein straff organisierter, diabolischer Angriff auf die Verantwortungsträger und Produktiven des Landes sei. Staatliche Regulierung, kritische Fernsehsendungen, aberwitzige Prozesse, all dies gehöre zum Plan der Linken, das Land in die Katastrophe zu führen. Die Rechten, so erläuterte »Kahane« 2010 in seinem Buch
Rules for Radical Conservatives,
stünden »im Überlebenskampf gegen einen unerbittlichen Feind, der sie hasst und sich geschworen hat, sie nicht auf Jahre oder Jahrhunderte, sondern auf Jahrtausende zu vernichten«, und sie müssten einfach lernen, sich dagegen zu wehren. Der Rat an die konservativen Aktivisten war klar: Macht es genauso wie diese ruchlosen, aber erfolgreichen Linken. »Macht uns einfach nach. Lügt. Nehmt all unsere Sitten und Gebräuche an, bis hin zu unseren Marotten.« [4]
Der rechte Flügel, so der Ratschlag, solle die Linken »gnadenlos« imitieren. Sie sollten sich auf sie stürzen wie einst die Westgoten aufdie »verweichlichten Römer«. Vor allem aber sollten sie das überkommene Bild davon, welche Partei das Establishment und welche die aufrührerische Öffentlichkeit repräsentiert, auf den Kopf stellen. »Wir sind am Ruder – fett, selbstgefällig und sozialistisch«, gestand »Kahane« im Namen seiner linken Genossen. »Was heißt, die Zeit ist reif, dass andere übernehmen.« [5]
Dies ist eine ziemlich genaue Beschreibung dessen, wie die Rechte nach dem Szenario der schlechten Zeiten die Benachteiligten des Landes zu einem klassischen Aufstand versammelte. Oberflächlich betrachtet war alles da, was man dazu braucht: Menschen mit Protestschildern, Leute, die gegen die Banken und Konzerne protestierten, die in Megafone schrien, Boykotte organisierten. Es gab Protestmärsche nach Washington, und man redete von Streik.
Noch dazu wurde die Sache als Volksbewegung ohne Führer verkauft – als Bewegung, die so urdemokratisch, echt von unten, quasi reinster Punkrock war, dass sie sich ganz ausdrücklich
gegen Führer
wandte. Eine Bewegung, die geradezu von der Idee besessen war, von den traditionellen Politikern verraten und verkauft worden zu sein, und der nichts teurer war als ihre Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit. [6]
In der simpelsten Ausprägung übernahmen die Kryptoliberalen des konservativen Revivals einfach die typischen Symbole und Slogans der Liberalen aus den Jahren der Regierung Bush, was ihnen schließlich niemand verbieten konnte. So nannte Michelle Malkin ihr 2009 erschienenes Buch über Obama einfach deshalb
Culture of Corruption,
weil die »Kultur der Korruption« ein bekanntes Schlagwort war, das Nancy Pelosi 2005 auf die amtierenden Republikaner gemünzt hatte. [∗] Im Jahr 2010 verkündete Ben Quayle, der Sohn von Dan Quayle, bei
Weitere Kostenlose Bücher