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Arme Milliardäre!: Der große Bluff oder Wie die amerikanische Rechte aus der Krise Kapital schlägt

Arme Milliardäre!: Der große Bluff oder Wie die amerikanische Rechte aus der Krise Kapital schlägt

Titel: Arme Milliardäre!: Der große Bluff oder Wie die amerikanische Rechte aus der Krise Kapital schlägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Frank
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seiner Kandidatur für den Kongress in Wahlkampfspots,»Barack Obama ist der schlechteste Präsident aller Zeiten« – es war noch nicht lange her, dass die Liberalen gebetsmühlenartig dasselbe über George W. Bush gesagt hatten. (Quayle gewann natürlich die Wahl.) Konservative Experten jagten ihren Anhängern mit der Behauptung Angst ein, die Demokraten verfolgten Pläne, das Wahlsystem so zu manipulieren, dass ihnen die Mehrheit stets und überall garantiert sei, eine Neuauflage liberaler Befürchtungen der Jahre 2004 und 2005. [7]
    »Irgendwo in Kenia vermisst eine Ortschaft ihren Dorftrottel«, spotteten Anhänger der Tea Party gern – mit »Texas« statt »Kenia« hatte man damit einst auf Bush gezielt. Die Rechten verkauften auch Uhren mit einem Countdown der Regierungstage von Obama, genau wie die Demokraten es zu Zeiten von Bush gemacht hatten. Darstellungen, auf denen jemand ein Exemplar der Verfassung in den Reißwolf steckt, ein beliebtes Motiv während der Diskussionen um den Patriot Act, wurden nun von ganz anderen Leuten verbreitet. Und Gegner der von der Regierung vorangetriebenen Gesundheitsreform brüsteten sich auf T-Shirts und Aufklebern damit, auf »Obamas Feindesliste« zu stehen, womit sie eine der schlimmsten Verfehlungen Richard Nixons einem Mann anhängten, der zwölf Jahre alt war, als herauskam, dass der damalige Präsident eine solche Liste seiner politischen Gegner führte.
    Das alles ist natürlich etwa so, als würde man als Antwort auf Al Frankens Buch
Rush Limbaugh Is a Big Fat Idiot
ein Buch mit dem Titel
Michael Moore Is a Big Fat Stupid White Man
schreiben – Schulhofniveau eben. Es dient keinem anderen Zweck, als Verwirrung zu stiften.
    Interessant wird die Mimikry auf dem nächsten Level, wenn ein Ideologe die Fehler seiner eigenen Bewegung auf seine Gegner projiziert. Nehmen wir zum Beispiel die Ankündigung von Barack Obama, er werde Amerika »von Grund auf verändern« – eine eher beiläufige Formulierung, die er auf einigen Wahlkampfveranstaltungen benutzte und die in Windeseile zu einem der beliebtesten Albträume der Tea Party aufgebläht wurde. Tausende galoppierten in Nachahmungdes Kurierreiters und Nationalhelden Paul Revere, der einst die Kolonisten vor dem Angriff der Briten gewarnt hatte, kreuz und quer durchs Internet und verbreiteten den Alarmruf. Ein zehn Sekunden langer Videoclip von Obama genügte diesen wachsamen neuen Revolutionären, um die Tyrannei auf dem Vormarsch zu sehen, angeführt von einem Möchtegern-Monarchen, der sich für so schlau hält, dass er ohne Gottes Hilfe, die Gründungsväter und alles, was wir in den vergangenen Jahrhunderten erreicht haben, auszukommen meint.
    Zugegeben, Politiker, die denken, sie wüssten die Antwort auf alles und verfügten über das Patentrezept für das Heil der Menschheit, können einem Angst einjagen. Aber in meiner Lebenszeit habe ich nur ein einziges Mal erlebt, dass jemand wirklich versuchte, eine Gesellschaft »von Grund auf zu verändern«, und zwar Margaret Thatcher; und die abstrakte Blaupause, nach der sie Großbritannien neu erschaffen wollte, war … die von den Rechten so verehrte freie Marktwirtschaft. Viel mehr als bei jeder progressiven Binsenweisheit von Obama läuft einem ein Schauer über den Rücken, wenn man ihrer Formulierung lauscht: »Wirtschaft ist nur die Methode – Ziel ist es, die Seele zu verändern.« (Die Förderung von Wohneigentum war nebenbei bemerkt ein wichtiger Teil des von ihr angestrebten Umbaus der Gesellschaft.)
    Dieses hehre Ziel wurde zum Exportschlager. In den vergangenen vier Jahrzehnten haben die ideologischen Mitstreiter und Nachahmer von Margaret Thatcher ihre Pläne zur Durchsetzung der freien Marktwirtschaft rund um den Globus in die Tat umgesetzt und mit ihnen die »Seele« der Chilenen, Argentinier, Polen und Iraker verändert, wann immer sich dazu Gelegenheit bot. Ganze Gesellschaften wurden so »von Grund auf verändert«: hinweggefegt von Dynamit, Bulldozern, Privatisierungen. In ihrem Klassiker zu diesem speziellen Kapitel der Entwicklungsgeschichte der Menschheit zeigt Naomi Klein auf, dass dies oft im Gefolge von Krisen geschah, etwa nach einem Wirbelsturm, einem Putsch oder einem Bürgerkrieg. Sobald die traditionellen gesellschaftlichen Systeme am Boden lagen,wurde ein ganzes Arsenal marktorientierter Reformen in einer Art Schocktherapie auf sie losgelassen. [8]
    Noch einmal, bevor es weitergeht: Alles, was ich hier geschildert habe, waren

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