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Arme Milliardäre!: Der große Bluff oder Wie die amerikanische Rechte aus der Krise Kapital schlägt

Arme Milliardäre!: Der große Bluff oder Wie die amerikanische Rechte aus der Krise Kapital schlägt

Titel: Arme Milliardäre!: Der große Bluff oder Wie die amerikanische Rechte aus der Krise Kapital schlägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Frank
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Tea Party angeschlossen hat. Ihre patriotischen Versammlungen werden von Polizeispitzeln infiltriert und von mysteriösen
agents provocateurs
gestört – ich vermute, den Nachfahren der Red Squads, die einige amerikanische Großstädte in den guten alten Tagen tatsächlich zur Unterdrückung radikaler Linker ins Feld schickten.
    Ähnliche Ängste kommen in der breiteren konservativen Bewegung ständig auf. Im Jahr 2009 beispielsweise wurde die populistische Rechte von der Panik ergriffen, dass die neue demokratische Regierung Internierungslager für Konservative vorbereite. Glenn Beck brachte das Kunststück fertig, dieser Angst in seinen Fernsehsendungen Nahrung zu geben, während er sie zugleich als unbegründet darstellte. In
The Overton Window
macht er es genauso: Die Existenz der Lager wird zuerst von einer unglaubwürdigen Figur behauptet, doch schließlich scheint die Hauptperson nach dem Waterboarding in genau so einer Einrichtung zu landen. Zum Glück hat Beck ein nichtfiktionales Nachwort angehängt, um alles wieder ins rechte Licht zu rücken. Hier erinnert er die Leser daran, dass ein ehemaliger Leiter der nationalen Behörde für Katastrophenhilfe, FEMA, einst den Vorschlag gemacht hat, im nationalen Ernstfall auch missliebige Personen in Sammellager zu stecken. [10]
    Diese historische Halbwahrheit ist ein Lieblingsthema von Verschwörungstheoretikern und Fans von
Akte X,
allerdings gewöhnlich unter Außerachtlassung eines wichtigen Details: Der FEMA-Direktor,der diesen ruchlosen Plan ausheckte, war von Ronald Reagan nach Washington gerufen worden, er war ein enger Freund des Reagan-Beraters und Tea-Party-Sympathisanten Ed Meese, und er hatte bei diesem Notfallplan die Antikriegs-Bewegung der Sechzigerjahre im Kopf. [11]
    Auch der McCarran Act von 1950 erlaubte im »nationalen Notfall« die Internierung von Linksradikalen. [12]
    Und eine solche Internierung hatte es 1919 beim allerersten Ausbruch der Angst vor der Roten Gefahr tatsächlich gegeben: Damals verhaftete man Linksradikale und Arbeiterführer, von denen viele auch deportiert wurden.
    Die Wahrheit ist, dass weder die amerikanische Bundesregierung noch einzelne Bundesstaaten jemals vorhatten, die treuen Anhänger des freien Marktes zu internieren oder die hart arbeitenden Proletarier der Chicagoer Terminbörse auf die schwarze Liste zu setzen. Allerdings haben sie in der Vergangenheit Gewalt eingesetzt, um Streiks zu brechen, Arbeiterführer ins Gefängnis zu werfen, Minderheiten von der Wahl abzuhalten, Bürger japanischer Abstammung zu internieren und Antikriegsdemonstrationen aufzulösen. Heute jedoch gefällt sich die neue Rechte darin, sich als das wahre Opfer staatlicher Verfolgung darzustellen, womit sie sicherlich ihre Aura der Dissidentenbewegung verstärkt, die es mit einer skrupellosen Regierung aufnimmt.
    Wenn Konservative begreifen wollen, welche Leidenschaften hinter den tatsächlichen politischen Verfolgungen in Amerika standen, brauchen sie nur das
Official Tea Party Handbook
zu konsultieren, das 2009 erschienene Bändchen eines Aktivisten aus Arizona namens Charly Gullett. »Sozialismus ist Verrat«, so die Botschaft von Mr. Gullett.
    Er ist kriminell motivierter politischer Terrorismus. Terrorismus und Verrat sind mit der Freiheit unvereinbar, wer sie fördert, ist ein politischer Verbrecher. Das ist nicht kompliziert. Amerikaner mit wachem Verstand müssen den Sozialismus endlich als strafwürdigesVerbrechen ansehen und begreifen, dass Menschen, die in seinem Namen konspirieren, nichts anderes als Kriminelle sind, die vor Gericht gehören. Wir müssen Staatsverbrechen wieder so klar definieren wie die Gründerväter: Es gibt sie wirklich, sie richten sich gegen Amerika und müssen verfolgt werden. [13]

Die politische Ökonomie des Selbstmitleids
    Eigentlich ist es unfair, unsere konservativen Freunde daran zu erinnern, wie dick und fett ihnen »law and order« ins Stammbuch geschrieben ist. Ihre Bewegung gibt sich gerade ein so wunderschön heroisches Außenseiterimage, dass man sich wie ein Spielverderber vorkommt, wenn man darauf hinweist, wie gern sie in den Großinquisitor-Modus abrutscht und mitleidlos die Jagd auf Häretiker eröffnet. Also halten wir uns auf dem vorgezeichneten Pfad, verlassen wir die nebligen Höhen der Verschwörungstheorie und begeben wir uns ins Tal der Tränen, die die neuen Konservativen über ihre eigenen Leiden vergießen, wenn sie darüber wehklagen, dass sie, und nicht die liberalen

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