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Arme Milliardäre!: Der große Bluff oder Wie die amerikanische Rechte aus der Krise Kapital schlägt

Arme Milliardäre!: Der große Bluff oder Wie die amerikanische Rechte aus der Krise Kapital schlägt

Titel: Arme Milliardäre!: Der große Bluff oder Wie die amerikanische Rechte aus der Krise Kapital schlägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Frank
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Handlungen von Konservativen, und zwar professionellen Ökonomen, die Krisen nutzten, um Ländern, die daran gar nicht sonderlich interessiert waren, das Gesellschaftsmodell aufzudrängen, welches sie für das richtige hielten – die freie Marktwirtschaft. Dies ist wirklich geschehen, und die Ökonomen haben ganz offen darüber geredet.
    Wenn man jedoch den aufständischen Rechten zuhört, dann werden solche ruinösen Strategien heute ausschließlich in den Zentralen der hinterhältigen Linken diskutiert, die es darauf abgesehen haben, die freie Marktwirtschaft zu zerstören. In merkwürdiger Umkehrung von Naomi Kleins Analyse verbiss sich die verjüngte Rechte in eine einzige launige Bemerkung des damaligen neuen Stabschefs des Weißen Hauses, Rahm Emanuel – »Man sollte eine ernste Krise nie ungenutzt verstreichen lassen« –, und ließ sich von diesem einzigen Anhaltspunkt davon überzeugen, dass linke Kader sich gegen die Demokratie verschworen hatten, ja sogar planten, den Kapitalismus zu stürzen, wozu ihnen die Finanzkrise als Vorwand diente.

VoIksvertreter, VoIksverräter
    Eigentlich ist das Wort »Vorwand« viel zu schwach, um das weite Feld linker Schwindeleien, Vorspiegelungen, Tricks und verdeckter Operationen zu erfassen, die in den Köpfen der revitalisierten Rechten herumspuken. Die Kriegslisten der Linken, die sie um sich am Werk sehen, scheinen doppelbödigen Agententhrillern des Kalten Kriegs entsprungen – nur dass die Rollen vertauscht sind. Nun sind es die Liberalen, die mit der Krise hausieren gehen, nicht mehr jene, die darauf beharrten, wir müssten mehr für das Militär ausgeben, um nicht gegen die Sowjets ins Hintertreffen zu geraten. Der klarste Ausdruck dieser Angst vor einer inszenierten Krise findet sich in einem»Thriller«, den Glenn Beck 2010 unter dem Titel
The Overton Window
veröffentlichte. An einer Stelle des Romans erklärt der Sohn eines schurkischen PR-Genies seiner Freundin, einer konservativen Rebellin, die Methoden seines Vaters. »Wir lassen nie eine Krise ungenutzt verstreichen«, zitiert er Emanuel, »und falls es gerade keine Krise gibt, dann machen wir halt schnell eine.«
    Wenn Saddam drauf und dran ist, Atomwaffen zu bekommen, dann müssen wir bei ihm einmarschieren, bevor er Cleveland auslöscht. Wenn wir AIG nicht ein 70 Milliarden schweres Bailout in den Rachen werfen, dann haben wir Montag die Wirtschaftskrise samt Kriegsrecht. Wenn wir nicht sofort eine Impfkampagne starten, werden hunderttausend Menschen an der Schweinegrippe sterben … Und nun erzählen sie uns, wenn wir nicht sofort weltweit eine Steuer auf Kohlendioxidemissionen erheben, wird bald die ganze Welt unter Wasser sein. [9]
    Im weiteren Verlauf der Geschichte erfährt der Leser auch von der teuflischsten aller inszenierten Krisen überhaupt: eines »Angriffs unter falscher Flagge«, bei dem die ruchlosen Liberalen nahe Las Vegas eine Atombombe zünden, die Tat der Tea Party in die Schuhe schieben und in der darauf folgenden Hysterie ihren Großplan zur Umgestaltung des Landes nach ihren erleuchteten Theorien umsetzen.
    Aber halt mal: Von den erfundenen Krisen, die Becks Sohn eines PR-Menschen seiner Freundin aufzählt, gehören drei zum Standardrepertoire rechter Diskussionen. Einer allerdings nicht: die Angst vor den Massenvernichtungswaffen von Saddam Hussein, die 2003 tatsächlich geschürt worden war, um den Krieg gegen den Irak zu rechtfertigen. Zufällig war unter denen, die damit am eifrigsten hausieren gingen, auch der Nachrichtensender Fox News, auf dem Glenn Beck zu Ruhm kam. Beck reiste damals im Rahmen seiner Initiative »Rallies for America« durch die Lande und organisierte patriotische Demonstrationen, auf denen oft auch eine Videobotschaft von Präsident Bush gezeigt wurde. Die Liberalen, so wird man sicherinnern, waren die Waschlappen auf der anderen Seite – solche wie Barack Obama, der die bevorstehende Invasion einen »dummen Krieg« nannte. Wenn man nun acht Jahre später
The Overton Window
liest, erscheint diese Episode als eine Verschwörung von Big Government, deren Aufdeckung wir den rechten Rebellen verdanken.
    Konservative Populisten werden dagegen in der Fantasie des Romanautors Beck in jeder Hinsicht zu Opfern von Big Brother. Sie werden unter fadenscheinigen Vorwänden ins Gefängnis geworfen. Sie werden von der Polizei furchtbar verprügelt. Der Held des Buches muss sogar Waterboarding über sich ergehen lassen, nachdem er sich der Widerstandsbewegung der

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