Arme Milliardäre!: Der große Bluff oder Wie die amerikanische Rechte aus der Krise Kapital schlägt
for bread?
Once I built a railroad, made it run,
made it race against time.
Once I built a railroad; now it’s done.
Brother, can you spare a dime?
Once I built a tower to the sun, brick, and rivet,
and lime;
Once I built a tower, now it’s done.
Brother, can you spare a dime?
Once in khaki suits, gee, we looked swell, Full of that Yankee Doodle-de-dum,
Half a million boots went sloggin’ through hell,
And I was the kid with the drum.
Der Text wurde als so subversiv empfunden, dass einige Radiosender den Song nicht spielen wollten. An Zynismus kommt ihm meines Erachtens in der langen Geschichte der Protestsongs nur ein einziger anderer Hit gleich, »God Save the Queen« von den Sex Pistols, vielleicht noch »Fortunate Son« von Creedence Clearwater Revival aus der Zeit des Vietnamkriegs.
2009 stellte jemand Rudy Vallees Interpretation von »Brother Can You Spare a Dime« bei YouTube ein, woraufhin unverzüglich Kommentare zu diesem eindringlichen Dokument der Weltwirtschaftskrise gepostet wurden. Hier einige Einträge, die mir ins Auge gefallen sind.
Dieser Song handelt vom Scheitern der Keynesianischen Wirtschaftslehre. Ausgaben der öffentlichen Hand für Infrastruktur zur Ankurbelung der schwächelnden Wirtschaft – das hat noch nie funktioniert, und es wird auch nie funktionieren. Es führt nur dazu, dass aus einer Rezession eine Depression wird, wie schon in den Dreißigerjahren, und wie es jetzt gerade passiert.
Klingt, als wäre es von heute, mit den Bailouts und staatlichen Anreizen. Ganz nach dem Motto »der Staat macht alles noch schlimmer«.
Ein hammermäßiger Song!!! Das Thema ist 2009 so aktuell wie 1929. »Lenker der Welt«, bitte gebt uns »Hoffnung auf eine bessere Zukunft« und nicht diese sogenannte »Veränderung«, von der jeder zweitklassige Politiker seit Hitler schwafelt.
Bruder, hast du eine Billion Dollar übrig?
Genau das steht Amerika jetzt wieder bevor, ihr werdet schon sehen. April/Mai … geht alles den Bach runter.
Wendet euch an eure Abgeordneten und sagt ihnen, ihr seid mit den geplanten »Stimuli« nicht einverstanden. Es wird den Amerikanern gar nicht helfen, wenn jetzt Knete an alle Lobbygruppen verteilt wird, und das Jahre zu spät.
Legt Vorräte an und haltet durch. Wir sind kurz vor dem Knall.
Der berühmte Liedtext stammt aus der Feder von Yip Harburg, einem Sozialisten, der später während der McCarthy-Ära auf der schwarzen Liste stand. In unserer aufgeklärten Zeit kann man aber offenbar plötzlich »Brother, Can You Spare a Dime« auch als Ruf nach einer reineren Form der freien Marktwirtschaft sehen, als Warnung vor Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, vielleicht sogar als Zustimmungsbeweis für die Regierung von Herbert Hoover.
Ich bringe das nicht zur Sprache, um auf Kosten von ein paar orientierungslosen YouTube-Nutzern zu punkten. Ich möchte nur ein Schlaglicht auf das werfen, was die Kommentatoren selbst vermitteln: dass die Konservativen sich als die rechtmäßigen Erben der Kultur der Weltwirtschaftskrise sehen. Dass die Lieder und Bücher und Filme der Dreißigerjahre uns ihrer Meinung nach einiges über die Klugheit des Marktes und die Dummheit des Staates zu sagen haben und dass das »Rote Jahrzehnt« in Wahrheit so etwas wie die geistige Heimat der Verfechter der freien Marktwirtschaft ist.
Ein begreiflicher Irrtum. Die Dreißigerjahre, wie wir sie im Internet-Zeitalter kennen, sind etwas komplett anderes als die Dreißigerjahre, wie sie in der zeitgenössischen Literatur und den damaligen Standardwerken der Geschichte dargestellt wurden. Googelt man heute zu einem beliebigen Aspekt der ersten beiden Roosevelt-Amtszeiten, stößt man unweigerlich darauf, wie erbittert konservative Entertainer und libertäre Ökonomen den New Deal abgelehnt haben. In der Bibliothek findet man die Werke von Geisteswissenschaftlern wie Arthur Schlesinger, Irving Bernstein, Michael Denning oder Robert McElvaine, aber bei Recherchen im Internet stolpert man eher über Experten wie Amity Shlaes, die versucht hat, Franklin DelanoRoosevelts Ausspruch vom »vergessenen Mann« für die Konservativen zu reklamieren, [1] oder die eingefleischten Wirtschaftsliberalen vom Ludwig von Mises Institute, die sich immer wieder gegenseitig beweisen, dass der New Deal überflüssig war, dass er nicht geholfen und die Depression sehr wahrscheinlich noch verschlimmert hat.
Natürlich
hat Yip Harburg die Einmischung der Regierung beklagt, als er »Brother, Can
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