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Arme Milliardäre!: Der große Bluff oder Wie die amerikanische Rechte aus der Krise Kapital schlägt

Arme Milliardäre!: Der große Bluff oder Wie die amerikanische Rechte aus der Krise Kapital schlägt

Titel: Arme Milliardäre!: Der große Bluff oder Wie die amerikanische Rechte aus der Krise Kapital schlägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Frank
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You Spare a Dime« schrieb. Was hätte er denn sonst beklagen sollen?
    Wenn die Strategie der heutigen Rechten grob gesagt darin besteht, erfolgreiche linke Bewegungen zu kopieren, ist es nur verständlich, dass sie versucht, die prägenden Jahre des Liberalismus für sich zu beanspruchen – die Weltwirtschaftskrise, jene Zeit, die der heutigen so ähnelt. Wer sich als Freund des einfachen Mannes darstellen möchte, der den Herrschenden Paroli bietet, muss sich letztlich an den kulturellen Vorbildern der Dreißigerjahre orientieren. Und so ist die erstarkende Rechte ausgezogen, einen kompletten Kulturdiebstahl zu begehen.

Atlas wirft die Welt ab
    Ayn Rands über tausend Seiten starker Roman
Atlas wirft die Welt ab
ist die Vereinnahmung der Dreißigerjahre par excellence. Seine heutigen Fans bescheinigen dem Werk eine verblüffende Hellsichtigkeit – es erzählt die Geschichte der überregulierenden, freiheitseinschränkenden Obama-Regierung über fünfzig Jahre, bevor sie Wirklichkeit wurde. Für mich ist es eine Riesenportion politischer Unfug: das Manifest der Börsenhändler, Deregulierer und Verfechter des freien Marktes, die die Wirtschaftskrise verursacht haben. Und die in ihrem Kielwasser entstandene Protestbewegung schluckt es ohne jeden Funken Zweifel.
    Atlas wirft die Welt ab
handelt von einer Gruppe von Wirtschaftsbossen, die sich gegen Unterdrückung durch Big Government zur Wehr setzen, und ist seit seiner Veröffentlichung 1957 ein Renner, besonders bei jenem Typ Multimillionär, der sich als Opfer sieht und mit den Tycoon-Helden des Buches identifiziert. Der dicke Schinken stellt so etwas wie das
Onkel Toms Hütte
für echte Anhänger der freien Marktwirtschaft dar.
    Mit Barack Obamas Amtsantritt im Januar 2009 ging der Absatz spürbar nach oben. Es war der Roman schlechthin für das kommende Jahrzehnt, das war offensichtlich. Kommentatoren des
Wall Street Journal
priesen das Buch als prophetisch. Die einflussreiche Bloggerin Michelle Malkin rief ihre Leser dazu auf, den Unternehmerhelden des Buches nachzueifern. Mitglieder von Ayn-Rand-Gesellschaftentauchten bei Kundgebungen der Tea Party auf und schürten die allgemeine Unzufriedenheit; griffige Zitate aus dem Roman wurden auf Protestplakate gepinselt, Silbermünzen mit dem eingeprägten Namen des Protagonisten aufgelegt, und es gab sogar eine Verfilmung, freudig erwartet von der erstarkenden Rechten. (Der Film wurde ein Flop.)
    Rand-Fans folgten dem Ruf zu den Fahnen. Rick Santelli, Mike Pompeo und Rand Paul zählen zu Rands Anhängern. Ryan behauptete 2009, »metaphorisch gesprochen leben wir derzeit in einem Ayn-Rand-Roman«. Unter den jungen Abgeordneten im Kongress hat das Buch eine große Anhängerschar. Senator Ron Johnson aus Wisconsin nennt
Atlas wirft die Welt ab
sein »prägendes Leseerlebnis«. [14]
    Der Abgeordnete David Schweikert aus Arizona preist
Atlas wirft die Welt ab
als seine Lieblingslektüre, der Abgeordnete Rick Crawford aus Arkansas zitiert Rand in seinem Twitter-Feed, und Senator Rand Paul sagt über
Atlas wirft die Welt ab,
es sei ein »Klassiker für die Sache der Freiheit, den man gelesen haben muss«. [15]
    Die Biografin der Autorin, Jennifer Burns, zeigte sich erstaunt über die Popularität, die
Atlas wirft die Welt ab
nach dem Crash erreichte. Als einige Ayn-Rand-Getreue durch die Wirtschaftskrise in Bedrängnis gerieten, erklärte sie 2009 gegenüber
Politico:
»Ich dachte: ›Wow. Ayn Rand. Für immer in der Versenkung verschwunden.‹ Aber sie ist mit Pauken und Trompeten zurückgekehrt.« [16]
    In unserer Zeit, in der alles auf dem Kopf steht, erscheint das Revival von
Atlas wirft die Welt ab
nur allzu logisch. Das Buch erzählt von einer alternativen Großen Depression, in der alles so passiert, wie es sich marktorientierte Konservative vorstellen: Die Einmischung des Staats ist der offensichtliche Auslöser des wirtschaftlichen Abschwungs, Unternehmer sind Helden und Opfer zugleich, und der große Streik, der sich wie ein roter Faden durch das Buch zieht, wird nicht von Arbeitern geführt, sondern von genialen Unternehmern, die es leid sind, von den Politikern gegängelt zu werden.
    Atlas wirft die Welt ab
kam 1957 heraus und ist in einer unbestimmtenZukunft angesiedelt, doch wenn man sich anschaut, wie das amerikanische Alltagsleben dargestellt wird, ist es eigentlich ein Kommentar der Ereignisse Jahrzehnte vor seinem Erscheinen. Es ist die Chronik einer Ära, in der die Stahl- und die Eisenbahnindustrie,

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