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Arme Milliardäre!: Der große Bluff oder Wie die amerikanische Rechte aus der Krise Kapital schlägt

Arme Milliardäre!: Der große Bluff oder Wie die amerikanische Rechte aus der Krise Kapital schlägt

Titel: Arme Milliardäre!: Der große Bluff oder Wie die amerikanische Rechte aus der Krise Kapital schlägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Frank
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Zukunft mischt sich Washington unentwegt in die Angelegenheiten der Privatwirtschaft ein, von den kleinen bis hinauf zu den ganz großen Entscheidungen, und wenn diese Eingriffe nicht die gewünschten Ergebnisse bringen, mischt es sich eben noch stärker ein. Die Regierung zwingt Erfinder, ihre Erfindungen herauszugeben, Reiche, ihre Einkünfte abzutreten, und Rohstoffproduzenten, politischen Günstlingen den Vorrang vor ihren angestammten Kunden einzuräumen. Die Wirtschaftswelt leidet unter den Einschüchterungen und Einmischungen und wird sich, ein Musterfall für marxistischen Agitprop, allmählich ihres herausragenden Wertes und der Schikanen durch Politiker und Intellektuelle bewusst. Ein klarer Fall von Klassenbewusstsein!
    Nachdem sich die Milliardäre solidarisiert haben, ziehen sich die großen Tycoons einer nach dem anderen in ein Refugium in den Bergen zurück, das der große Erfinder John Galt für sie konzipiert hat. Dieser strategische Rückzug der Unternehmer – ihr Streik – wirkt so verheerend, dass der Zerfall der Zivilisation einsetzt. Es ist ein Krieg zwischen den »Untermenschen« und jenen, die »ihnen überlegen sind«, wie ein heroischer Kapitalist die beiden Parteien beschreibt. Aber die Untermenschen, also die Allgemeinheit, geben weder auf, noch lernen sie dazu. Und so verkündet Galt, der Streikführer, über das Radio ein Ultimatum. »Wenn ihr je wieder in einer industriellen Gesellschaft leben wollt«, erklärt er den »moralischen Kannibalen« der menschlichen Rasse, »dann nur nach unseren ethischen Grundsätzen.« [21]
    Eines der Ziele des Kapitalistenstreiks in
Atlas wirft die Welt ab
ist es offenbar, Stück für Stück das Selbstverständnis der Arbeiterbewegung vom edlen Malocher zu demontieren. Die lieb gewonnene Vorstellung, derzufolge die Arbeiter die Wirtschaft alleine in Schwung halten können – und die Kapitalisten daher mindestens überflüssig, wenn nicht Parasiten sind –, wird mit Spott und Hohn überzogen: In Rands Welt hätten die Arbeiter keinen Schimmer, was sie tun sollten, würden sich die Kapitalisten zurückziehen. Auch der vertraute, sentimentale Gedanke, dass die Arbeiter Amerika aufgebaut haben, wird entschieden verworfen. An manchen Stellen des Romans könnte man denken, die eigentliche Aufgabe des Streiks sei es, den Gewerkschaften ihre Arroganz heimzuzahlen. »Man hat uns soviel über das Recht auf Streik erzählt«, doziert Galt vor seinen Industriellenfreunden, »und über die Abhängigkeit des Arbeitgebers vom Arbeitnehmer.«
    Man hat uns zugeschrien, dass der Unternehmer ein Parasit sei, dass seine Arbeiter ihn aushielten, ihn reich machten und seinen Luxus ermöglichten … und was ihm blühen würde, wenn sie die Arbeit niederlegten. Nun, gleiches Recht für beide. Die Welt soll selbst entscheiden, wer von wem abhängt, wer wen aushält, wer die Quelle des Reichtums ist, wer wessen Lebensunterhalt verbürgt und was wem geschieht, wenn jemand die Arbeit niederlegt. [22]
    Vielleicht hatten Sie wegen all der »wer«, »wem« und »wessen« Mühe, dem Zitat zu folgen, aber der Grundgedanke ist recht simpel. Erfolgreiche Geschäftsleute, also die Opfer der Gesellschaft, werden aufstehen und der Welt zeigen, wer der Boss ist. Wir sollen sie bemitleiden und gleichzeitig ihre Macht akzeptieren. Am Ende des Romans bereiten sie sich darauf vor, ihren rechtmäßigen Platz als Herrscher über das Land wieder einzunehmen.
    Die Autorin bringt ihre Gesellschaftstheorie auf äußerst eindringliche Weise vor. Industriekapitäne sind »die größten Opfer«, wie sich eine der Figuren ausdrückt, »die den größten Beitrag geleistetund, zum Lohn dafür, die schlimmste Ungerechtigkeit erlitten haben«. Im Verlauf der langatmigen Handlung vertieft Rand diese Theorie, sie lässt John Galt sagen, er sei »der Verteidiger der Unterdrückten, der Enterbten, der Ausgebeuteten – und wenn ich diese Worte gebrauche, dann nehmen sie dieses eine Mal ihre wahre Bedeutung an«. [23]
    Der radikalliberale Ökonom Ludwig von Mises war ein Fan von
Atlas wirft die Welt ab
und brachte dessen antipopulistische Botschaft mit einem scharfsinnigen Satz auf den Punkt. »Sie haben den Mut, den Massen zu sagen, was ihnen kein Politiker gesagt hat«, schrieb er bewundernd an Rand. »Ihr seid minderwertig, und alle Verbesserungen eurer Situation, die ihr so selbstverständlich hinnehmt, schuldet ihr den Anstrengungen von Männern, die besser sind als ihr.« [24]
    Das klingt nicht gerade

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