Armee der Toten
hingen auf einem fahrbaren Ständer, bei dem zwei Räder fehlten, so dass das ganze Ding ziemlich schief stand.
Nichts...
Jarolin wusste nicht, ob er darüber erfreut sein sollte oder eher beunruhigt.
Und dann hörte er das seltsame Geräusch!
Nicht hier im Schlafzimmer, sondern aus dem Wohnraum, und er konnte es zuerst nicht identifizieren. Es hörte sich an, als wäre irgendein Material eingeschnitten worden, wie ein Stoff, über den dieses zackige Schneiderad fuhr.
Was immer das Geräusch auch zu bedeuten hatte, gefallen konnte es Jarolin nicht. Es hielt auch nicht lange an. Urplötzlich war nichts mehr zu hören, und der Mann im Schlafzimmer stand etwas ratlos herum. Er nagte an seiner Unterlippe. Da er das Feuerzeug zu nah an sein Gesicht hielt, blendete ihn die zuckende Flamme ein wenig.
Er dachte nach, obwohl es eigentlich nichts nachzudenken gab. Für ihn kam nur eine Lösung in Frage. Er musste zurück in sein Wohnzimmer und nachschauen, was dieses Geräusch zu bedeuten hatte. Er würde sich dort auch sicherer fühlen, denn da lag seine Waffe. Wobei er sich jetzt ärgerte, dass er sie nicht schon vorher an sich genommen hatte. Dazu hätte er den alten Sitz des Sessels anheben müssen, denn sicherheitshalber hielt er seine Makarov-Pistole immer dort versteckt. So fand man sie nicht sofort, aber er hatte sie schnell griffbereit.
So wollte Jarolin auch jetzt handeln. Rasch in das Zimmer, das Polster anheben, die Pistole fassen und sich dann um das Geräusch kümmern.
Er betrat den Raum. Sein Herz klopfte wieder schneller. Den rechten Arm mit dem noch immer brennenden Feuerzeug hielt er nach vorn gestreckt und schaute auf das Spiel aus Licht und Schatten. Soviel er beim ersten Blick erkannte, hatte sich im Raum nichts verändert. Darüber war er froh. Der nächste Schritt brachte ihn in die Nähe des Sessels, in dem die Waffe versteckt lag. Er wechselte das Feuerzeug in die Linke und kümmerte sich nicht darum, dass sein Daumen allmählich heiß wurde. Er wollte das Polster vom am Rand anheben und warf mehr zufällig einen Blick schräg nach rechts.
Er sah den Schrank, und genau da fiel ihm etwas auf. Er wusste, dass der Reißverschluss nur zur Hälfte nach unten gezogen gewesen war. Jetzt hatte man ihn durchgezogen, und die beiden Schrankhälften klappten nach rechts und links weg wie lahme Flügel.
Jarolin war überrascht. Zusätzlich stieg Angst in ihm hoch.
Trotzdem fasste er sich wieder und hob das Kissen an.
Da geschah es!
Aus der Dunkelheit sprang ihn jemand an. Jarolin schrie auf, zuckte zur Seite, duckte sich, verlor dabei das Feuerzeug, die Flamme verlosch, und bevor sie ganz zusammengefallen war, entdeckte er eine weitere Bewegung.
Etwas erwischte seinen Nacken und krallte sich daran fest. Er glaubte, kleine Hände zu spüren, war sich aber nicht sicher. Er drehte sich auf der Stelle, weil er den Angreifer von seinem Körper reißen wollte. Er schlug die Arme nach hinten, bekam auch ein Ziel zu fassen und spürte die Umrisse eines kleinen Körpers unter seinen Händen. Jetzt war ihm endgültig klar, wer ihn da angegriffen hatte. Weiter brachte ihn das auch nicht. Er hielt die Figur nur für einen Moment fest. Dann schleuderte er sie zu Boden und lauschte dem Geräusch des Aufpralls. Ein Brechen vernahm er nicht.
Es war dunkel, aber nicht finster. Eine schwammige Gräue verteilte sich im Zimmer. Das kleine Fenster war zu sehen, und dort schaute Jarolin auch hin.
Ihm war eine Bewegung auf der Fensterbank aufgefallen, und er hörte plötzlich einen leisen Knall. Zu vergleichen mit dem Geräusch, das entsteht, wenn jemand einen Korken aus der Flasche zieht.
Der Einschlag erwischte ihn prompt. Etwas stieß gegen seine Stirn. Er zuckte zurück. Der Schmerz breitete sich in seinem Kopf blitzschnell in Wellenlinien aus. Jarolin überkam der Eindruck, dass der Schmerz ihn allmählich auffressen wollte. Plötzlich war sein gesamter Kopf erfasst worden. Auch die Beine machten nicht mehr so mit, wie er es wollte. Sie wurden in den Knien weich, und er hatte Mühe, sich zu halten.
Auf einmal tanzten um ihn herum die kleinen glühenden Augen. Zuvor hatte er nicht darauf geachtet, jetzt war er von ihnen umzingelt, und er wusste, dass er es nicht mehr schaffen würde, die Wohnung zu verlassen. Er war von mehreren Kugeln getroffen worden, und sie waren nicht mit normalen Geschossen zu vergleichen, denn ihre Wirkung konnte mit Feuer oder Säure verglichen werden. Beides brannte ihn innerlich aus.
Das
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