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Armee der Toten

Armee der Toten

Titel: Armee der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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peitschte er gegen unsere Gesichter. Er säuselte nicht, er heulte am Mauerwerk und an den Fenstern und Türen entlang.
    Karina ging noch immer vor. Sie suchte die Türen ab.
    Ich warf einen Blick über die Betonmauer mit dem Geländer hinweg in die Tiefe. Bis auf eine einsame Laterne schwamm die Rückseite dieses Hauses in der Dunkelheit.
    Dann hörte ich den leisen Ruf der Russin. Sie hatte die entsprechende Tür gefunden, nickte und winkte mir zu.
    »Verschlossen?«
    »Sicher.«
    Ich schaute durch das schmale Fenster. Dahinter lag ein größerer Raum, in dem es allerdings dunkel war. Der Mann schien nicht zu Hause zu sein.
    Darüber sprach ich mit Karina, die ihre Stirn in Falten legte.
    »Es gefällt mir nicht«, sagte sie leise.
    »Dass er nicht da ist?«
    »Genau.«
    »Er kann irgendwo noch einen Schluck getrunken haben.«
    »Ja, das will ich nicht ausschließen. Trotzdem habe ich so ein komisches Gefühl.« Karina entschied sich schnell. »Wir gehen rein.«
    »Und das Schloss?«
    Sie winkte ab. »Kein Problem. Tritt mal zurück.«
    Karina Grischin war wirklich so etwas wie ein Teufelsweib, natürlich im positiven Sinne. Es dauerte auch nicht lange, da war die Tür offen. Ich hatte ihr den Rücken freigehalten. Es wäre gar nicht nötig gewesen, denn hier oben blieben wir allein. Da verirrte sich niemand um diese Zeit.
    »Okay, jetzt!« Obwohl Karina leise gesprochen hatte, war die Spannung in ihrer Stimme nicht zu überhören gewesen. Sie zog den Kopf ein, als sie die Tür aufdrückte und über die Schwelle schritt.
    Eine Waffe hatte sie noch nicht gezogen. Ich ließ die Beretta ebenfalls stecken, die ich mit ins Land hatte bringen dürfen. Für mich war auch meine kleine Leuchte wichtig, denn Karina hatte es nicht geschafft, das Licht anzuknipsen. Zwar hatte sie den Schalter gefunden, aber nur ein Klicken war zu hören gewesen.
    Ich schaltete die kleine Lampe ein und leuchtete in den Raum. Mein Arm drehte sich dabei. Ich wollte mit einem Schwenk so viel wie möglich erfassen und sah, dass die Wohnung nicht eben als Schauobjekt für einen Katalog hätte gelten können. Die Einrichtung war von überallher zusammengetragen worden, aber das interessierte mich nur am Rande.
    Etwas anderes war wichtiger und schockte uns beide!
    Über dem Sessel lag der Mann, den ich in Karina’s Büro kennen gelernt hatte.
    Jarolin war tot!
    Er hing bäuchlings über der Sessellehne. Auf seinem Körper verteilten sich zahlreiche Flecken, die aussahen, als hätte ihn eine dunkle Flüssigkeit getroffen.
    In der folgenden Sekunde ging ich nach rechts von der Tür weg, Karina nach links, und sie zog mit einer glatten Bewegung ihre Waffe.
    Ich leuchtete noch mal durch den Raum, sah eine zweite Tür, auf die Karina zuhuschte. Sie riss sie auf, sie zielte in den Raum dahinter, der im Dunkeln blieb und aus dem sie nicht angegriffen wurde.
    Ich hatte Jarolin erreicht. Neben ihm blieb ich stehen und ließ den Lampenkegel über ihn hinweggleiten.
    Ja, es gab die Wunden. Ich hatte mich beim ersten Hinsehen nicht getäuscht. Aus der Nähe erkannte ich zudem, wie sie ihm zugefügt worden sein mussten.
    Kleine Löcher im Gesicht und auch am Körper. Aus ihnen war etwas hervorgetreten, das nichts mit dem Blut des Mannes zu tun hatte. Es war ein teuflisches Zeug, das sich in der Kugel befunden haben musste und sich nun ausgebreitet hatte.
    Ich dachte wieder an die Einschläge im Büro der Russin. Da war mir die Flüssigkeit auch schon aufgefallen. Hier allerdings zeigte sie, zu was sie fähig war.
    Sie hatte nicht nur die Löcher hinterlassen. Um die Einschüsse herum hatte sie sich ausgebreitet, und es war ihr gelungen, in die Haut einzudringen, sich hineinzuwühlen, sich in den Körper zu fressen. Da war sie durchaus mit einer Säure vergleichbar.
    Ich hörte in meiner Nähe Karina’s scharfen Atem. Auch ihre Schrittgeräusche, als sie das Zimmer langsam durchwanderte. Meine Gedanken beschäftigten sich weniger mit der Leiche als mit dem, was ihn getötet hatte. Und vor allen Dingen, wer sein Mörder oder seine Mörder gewesen waren.
    Die kleinen Killer-Soldaten!
    Ich brauchte nicht mal groß nachzudenken, um mir zusammenzureimen, wie es passiert war. Sie hatten es geschafft, in die Wohnung zu gelangen, sie hatten ihm aufgelauert und auch dafür gesorgt, dass es dunkel blieb.
    Dann hatte Jarolin keine Chance mehr gehabt.
    Seine Feinde waren dichter an ihm dran gewesen, als er es sich gedacht hatte. Aber sie hatten aus ihrer Sicht zu spät

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