Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Armee der Toten

Armee der Toten

Titel: Armee der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
hielt an. Schneller, immer schneller. Er stand noch auf dem Boden, aber er wurde bereits in die Tiefe gerissen. Dann war die Schwärze da, die sich nicht mehr zurückziehen würde. Diese verdammte, lichtlose Schwärze, wie sie nur der Tod bringen konnte.
    Dass er kippte, merkte Jarolin nicht. Und das Schicksal zeigte sich noch mal gnädig, denn der Russe fiel nicht zu Boden. Er landete auf dem Sessel, der ihn wie mit weichen Armen auffing...
    ***
    »Bauchgefühl?«, fragte Karina mich, als wir in dem alten Diesel saßen, einem Mercedes.
    Ich nickte.
    »Ein gutes?«
    »Nein.«
    »Was dann?«
    »Gemischt!«
    Karina lächelte und nickte. »Dann ergeht es dir nicht so wie mir, John.«
    »Kann ich mir denken. Du siehst die Dinge negativer, nehme ich mal an.«
    »Nein, realistischer.«
    »Was auf das Gleiche rauskommt.«
    »Das weiß ich nicht.« Sie zuckte mit den Schultern und stoppte vor einer Ampel, deren roter Schein sich wie ein weicher Blutteppich auf dem Boden verlor.
    Es war wirklich keine Nacht, in der sich die Moskauer auf der Straße blicken ließen. Die Umgebung wirkte auf mich wie eine tote Filmkulisse. Wären die Fahrzeuge nicht gewesen, die immer wieder mit schmatzenden Reifen über die Straße fuhren, wäre der Eindruck wirklich mehr als perfekt gewesen.
    Der kalte Wind fuhr durch die breiten Straßen, und ich war froh, dass es nicht schneite, obwohl das um diese Zeit – Mitte November – schon normal gewesen wäre.
    Der Benz ruckelte etwas beim Anfahren, aber daran hatte ich mich bereits gewöhnt. Wir rollten in eine Nebenstraße, in der nur wenige Laternen Licht gaben. Die Häuser rechts und links ragten nicht mal zu stark in die Höhe. Trotzdem fühlte ich mich wie in einer tiefen Schlucht. Es mochte auch daran liegen, dass die Fassaden ziemlich alt aussahen, glatt waren und aus den Fenstern kein Licht fiel.
    Karina fuhr konzentriert. Sie hing dabei ihren Gedanken nach, denn ab und zu krauste sie die Stirn und schien über ein Problem nachzudenken.
    »Was bedrückt dich?«
    Die Russin hob die Schulter. »Es hängt ja nicht nur mit meinem Bauchgefühl zusammen, wenn ich ehrlich bin. Ich glaube, wir haben einen Fehler begangen, das heißt, ich habe ihn begangen, weil ich Jarolin einfach habe gehen lassen.«
    »Meine Güte, er ist kein Kind mehr. Hast du nicht gesagt, dass er sich in der Grauzone tummelt und dort auch überlebt hat?«
    »Ja, ja, stimmt alles. Aber auch für ihn gibt es Grenzen. An die ist er gestoßen, John. Bisher hat er nur mit normalen Fällen zu tun gehabt. Was allerdings nun auf ihn zugekommen ist, das kann er nicht verkraften. Würde ich auch nicht, wenn ich nicht wüsste, dass es noch andere Dinge auf dieser Welt gibt, die normalerweise verborgen bleiben.«
    »Du befürchtest, dass sie ihn abgefangen haben!«
    »Das ist es.«
    Ich schwieg zunächst. Karina war hier die Chefin. Sie kannte sich aus, sie kannte auch Jarolin. Ich fürchtete allerdings auch, dass sie Recht behielt, wobei sich meine Gedanken weniger um die Person des Mannes drehten, sondern mehr um das, was er mitgebracht hatte.
    Eine Figur, ein Soldat. Aber nicht nur irgendeiner, sondern eine Figur, die tatsächlich auf eine monströse Art und Weise lebte. Sie schoss, sie bewegte sich, sie wollte morden, sie war auf das Töten programmiert, und sie war leider kein Unikat. Es musste sie in vielfacher Ausfertigung geben, und wenn jede Figur so reagierte, wie es die getan hatte, die wir kannten, dann lauerte möglicherweise irgendwo in diesem riesigen Land eine ganze Armee davon.
    Die Armee der Toten...
    Bei diesem Vergleich rann es nicht eben warm über meinen Rücken hinab. Ich dachte automatisch an die zahlreichen Zombie-Fälle, mit denen ich schon zu tun gehabt hatte. Ich sah die lebenden Toten vor meinem geistigen Auge auftauchen, und so ähnlich konnte es sich auch mit den Figuren verhalten. Wobei wir sie auf keinen Fall unterschätzen durften. Das hatten wir schon in Karina’s Büro erlebt.
    »Warum bist du so nachdenklich, John?«
    »Ich denke über unseren kleinen Freund nach.«
    »Sehr schön. Und zu welch einem Ergebnis bist du gekommen?«
    »Dass wir ihn nicht unterschätzen sollten. Ich habe ihn für mich mit einem Zombie, einem lebenden Toten, verglichen und...«
    Ihr Lachen unterbrach mich. »Ja, bei den Kanal-Zombies, nicht wahr?«
    »Naja, so ähnlich.«
    »Der Fall war schlimm«, flüsterte Karina, »aber wir haben ihn überstanden, und das werden wir hier auch. So denke ich. Ich muss so denken, sonst

Weitere Kostenlose Bücher