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Armee der Toten

Armee der Toten

Titel: Armee der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nachgeschaut, wie es ihrem Freund John Sinclair ergangen war, aber die Gestalt des Generals nahm einfach zu viel Aufmerksamkeit in Anspruch.
    Er riss seine Mütze ab. Wie ein lästiges Beiwerk, das ihn schon immer gestört hatte, schleuderte er sie weg, und jetzt sah Karina sein eigentliches Gesicht.
    Hässlich und grässlich!
    Eine Mischung aus Totenkopf und menschlichen Eigenschaften, denn die Ohren waren ebenso geblieben wie die Zunge, die in der Mundöffnung tanzte. Über die gesamte Fratze hinweg verteilte sich ein roter Schleier, als wäre dieser aus der Stele nach oben durch den Körper und damit in das Gesicht gestiegen.
    Auch Karina Grischin war kein Automat. Sie besaß Gefühle, und die musste sie zunächst mal richten. Die Angst wegdrücken, wieder sie selbst werden, sich daran erinnern, wer sie war und welch eine Ausbildung sie hinter sich hatte.
    Sie dachte auch daran, was sie schon alles durchgemacht und auch überlebt hatte.
    Nein, nicht mit ihr!
    Nicht mehr an John denken.
    Sie riss die Waffe hoch. Hielt sie jetzt mit beiden Händen fest und zielte direkt auf den widerlichen Schädel.
    »Willst du wirklich schießen?«
    ***
    Die Agentin hatte es vorgehabt. Ihr Finger berührte den Abzug. Sie hätte ihn nur nach hinten ziehen müssen, aber auf die Frage war sie nicht vorbereitet gewesen, und deshalb zog sie den Finger wieder zurück. Zudem senkte sich die Mündung ein wenig. Auch ging sie davon aus, dass der veränderte General reden würde, und John Sinclair hatte sie in diesen Momenten einfach vergessen.
    Er sprach sie wieder an. »Du kannst mich nicht töten!«
    »Ach ja?«
    »Genau!«
    »Warum nicht?« Sie hatte versucht, der Stimme einen sicheren Klang zu geben, obwohl sie sich so nicht fühlte. Sie war unsicher, sie zitterte innerlich, und sie glaubte fest daran, den anderen noch immer besiegen zu können.
    »Ich bin kein Mensch!«
    »Sind Generäle keine Menschen?«
    »Du verstehst mich nicht.« Trotz seines schrecklichen Aussehens sprach er mit normaler Stimme. »Ich habe mich nur als Mensch ausgegeben. Ich bin jemand anderer. Ich bin uralt. Ich habe schon seit Ewigkeiten gelebt, verstehst du. Ich habe das Menschsein nur als eine Tarnung angenommen, um zu täuschen. Das solltest du dir klar machen.«
    Karina nickte. Im Nacken hatte sich Schweiß gesammelt. Einige erste Tropfen rannen an ihrem Rücken entlang und hinterließen dort eine kalte Spur.
    »Welche Tarnung?«
    »Als Kreatur der Finsternis kann ich mich unter die Menschen mischen. Das habe ich getan. Viele kennen mich als General Paschkin. Es war eine wunderbare Idee, so zu werden. Ich besaß auch in dieser Existenz eine große Macht über die Menschen. Ich war ihr Anführer. Ich habe sie fertig gemacht. Ich habe manche von ihnen in den Wahnsinn getrieben. Ich war der harte Hund, und ich habe mit meiner Truppe in den alten Zeiten aufgeräumt.«
    »Klar«, flüsterte Karina. »Das ist bekannt. Aber die alten Zeiten sind vorbei. Dieses Land hat eine Wende erlebt. Inzwischen ist längst eine neue Zeit angebrochen, und man wird sich nicht zurücksehnen.«
    »Für mich nicht. Ich bin noch da!«
    »Hat man Sie nicht entlassen, General? Mit Schimpf und Schande weggejagt, weil ein Putschversuch misslungen ist? Wollte man Sie nicht sogar standrechtlich erschießen?«
    Paschkin musste lachen. »Meine Feinde hatten vieles vor, aber sie haben nicht mit meiner Macht und mit meiner Kraft gerechnet. Ich bin besser gewesen als sie, viel besser. Sie wussten ja nicht, wer ich war. Ich habe mich zurückgezogen und eine andere Armee aufgebaut. Du brauchst nur nach unten zu schauen, wenn du sie sehen willst. Ich habe mich an meine alten Kräfte erinnert, und es ist mir gelungen, einen Helfer zu finden.«
    »Kromow?«
    »Ja, den Künstler. Den Bildhauer, den Former. Er hat mir seine Armee aufgebaut, und ich habe jedem Soldaten das Leben eingehaucht, auf das ich so stehe.«
    Karina schüttelte den Kopf. »Nein, das ist kein Leben. Es hat keine Seele und...«
    »Es hat die Seele der Hölle!«, schrie der General die Agentin an. Er hob den rechten Arm und wies mit dem vorgestreckten Zeigefinger auf Karina. »Überall auf der Welt gibt es die Stützpunkte der Hölle. Auch dieses Land ist davon nicht ausgenommen. Ich brauchte nicht mal lange zu suchen, denn ich entstamme selbst den Tiefen der Finsternis und liebe meinen Erzeuger Luzifer. Er hat mich geschaffen. Er hat mich geformt, und es war keine Kunst für mich, einen Platz zu finden, an dem ich meine Armee

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