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Armee der Toten

Armee der Toten

Titel: Armee der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Silbergeschosse. Vielleicht weißt du, was das bedeutet?«
    »Bestimmt.«
    »Gut, dann...«
    »Nicht für alle«, sagte er. »Nicht für alle. Auch in unseren Reihen gibt es große Unterschiede. Hat man dir das nicht gesagt?«
    Karina schrie innerlich auf. Ja, verdammt, das hat man mir gesagt. Man hat es mir nicht nur gesagt, ich habe es auch selbst erlebt, das sie kein Allheilmittel sind.
    Aber sie wollte es einfach nicht wahrhaben. Sie musste etwas tun.
    Fest presste sie die Lippen zusammen.
    »Nun dann!«, sagte sie – und schoss!
    ***
    Karina Grischin traf. Sie war in so vielen Dingen perfekt. Dazu gehörte auch das Schießen und das zielgenaue Treffen.
    Wieder drückte sie zweimal ab. Sie wollte sichergehen, und die zwei Geschosse jagten in das Gesicht dieser Kreatur hinein. In diese doppelte Fratze, die zerstört werden sollte.
    Er blieb stehen.
    Er lachte.
    Der General hatte die Kugeln geschluckt, aber es war nicht zu sehen, ob sie getroffen hatten. Sein Schädel hätte längst zerfetzt sein müssen. Splitter und Hautreste hätten in alle Richtungen wegspringen müssen, ein Torso hätte auf der Stele stehen müssen.
    Das passierte nicht.
    Es blieb, wie es war. Keine Zerstörung des Schädels durch das geweihte Silber.
    Karina war versucht, eine dritte Kugel abzufeuern, aber sie ließ den Arm so schwerfällig sinken, als läge eine Eisenlast auf ihrem rechten Arm.
    »Wer den Stein zerstören will, den die Hölle in Urzeiten als Andenken hinterlassen hat, hat nicht die Spur einer Chance. Es ist nicht so einfach.«
    Karina Grischin hatte jedes Wort gehört. Es war die Sprache des Siegers, die in ihrem Innern etwas losbrach, was sich über den Verstand und Sinn für die Realität setzte.
    Ihr Gefühl redete eine andere Sprache. Genau darauf hörte sie. Sie dachte auch nicht an sich selbst, schrie auf und sprang einen Moment später auf die Stele und auf Paschkin zu...
    ***
    Ich fiel!
    Ich fiel zusammen mit Isaac Kromow in die Tiefe, und ich wusste nicht, wo ich landen würde. Mir kam der Begriff Hölle in den Sinn, denn was ich hier alles erlebt hatte, das kam der Hölle verdammt nah. Da hätte sie sehr gut Regie führen können.
    Trotz der kurzen Zeit schossen mir zahlreiche Gedanken durch den Kopf, unter anderem fragte ich mich, wann und wie der Mensch einen Aufprall aus einer bestimmten Höhe überleben konnte. Ich wusste nicht mal, wie hoch ich überhaupt über dem Grund gewesen war und dann aufprallte.
    Es war der Schlag, der alles auslöschte oder auslöschen sollte. So hatte ich ihn mir vorgestellt. Er traf mich auch, doch ich hatte Glück im Unglück oder einen Schutzengel, der noch nicht wollte, dass ich im Jenseits landete.
    Der Schlag war hart, furchtbar, krachend, splitternd – aber die Hauptlast bekam Isaac Kromow mit, der sich an mir festklammerte. Wir hatten uns auf dem Sturz in die Tiefe auch nicht gedreht, und so bremste der Körper, auch wenn er ziemlich dürr war, den Aufprall ab.
    Er nahm mir trotzdem die Luft!
    Ich sah Sterne vor meinen Augen. Ich verlor auch für einen Moment alle Gedanken und wusste deshalb nicht, in welch einer Lage ich mich genau befand.
    Ich atmete ein.
    Es war ein erster Versuch. Ich wollte erfahren, ob ich schmerzlos atmen konnte. Ich schaffte es nicht ganz. Irgendwo in meinem Rücken gab es Stiche, die mich behinderten, aber es schien nichts gebrochen zu sein.
    Dann der erste Blick!
    Ich lag auf dem Rücken. Schaute nach rechts, sah nach links und musste schlucken.
    Durch den Aufprall hatte ich in die Reihen der Soldaten mit den roten Augen eine Lücke gerissen. Kromow und ich hatten sie teilweise unter uns begraben und in der Nähe zur Seite geräumt, als hätte jemand eine Kanonenkugel zwischen sie geschossen. So war ein regelrechter Krater entstanden. Das nahm ich zuerst auf. Ich sah es wie ein Bild, aber ich dachte auch weiter. Es war im eigentlichen Sinn des Wortes kein Bild, denn jemand musste sich bewegen. So wie ich sie kannte, würden sie sich auf mich stürzen und mich mit ihren kleinen Kugeln regelrecht perforieren. Ich hatte in meiner Kindheit den Roman Gullivers Reisen gelesen. So wie ich hatte auch Gulliver auf dem Boden gelegen, bevor er von den Zwergen gefesselt worden war. Es gab zwischen mir und Gulliver nur einen Unterschied. Im Gegensatz zu ihm war ich nicht bewusstlos und schaffte es auch, mich zu bewegen.
    Sie schossen nicht.
    Sie bewegten weder Arme noch Beine. Diejenigen, die ich umgestoßen hatte, blieben so liegen wie hingekegelt. Und die

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