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Armeen Der Nacht

Armeen Der Nacht

Titel: Armeen Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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ersehnt, die Möglichkeit zur Vergeltung zu geben?«
    Ischade wartete, doch Niko antwortete nicht. Sein Blick war gebannt von dem, was mit ausgestreckten Händen auf ihn zuschlurfte, um seinen ehemaligen Gefährten in die Arme zu schließen.
    Hätte die Liebe eines solchen Zombies Strat gegolten, er wäre schreiend davongerannt oder hätte die Armbrust abgeschossen oder dem Untoten, der ihn umarmen wollte, den Kopf abgeschlagen.
    Aber Niko holte so tief Atem, daß Strat das Schaudern aus ihm hören konnte, ließ die Armbrust fallen und streckte seinerseits die Arme aus. »Janni!« rief er. »Wie geht es dir? Hat sie recht?«
    Strat mußte sich abwenden. Er konnte einfach nicht zusehen, wie Niko dieses - Geschöpf umarmte, das einst an seiner Seite geritten war.
    Und als er es tat, wartete Ischade, um Strats Hand zu nehmen, seine Stirn zu kühlen und ihn ins Haus zu führen.
    Doch so tief Ischades Augen auch waren und so wirkungsvoll ihre Zauber, Strat wußte, er würde nie vergessen können, wie ein Heiligen-Paar — ein Lebender und ein Toter — wiedervereint wurde.
    Niko vertrieb die innere Kälte in der Bierstube, die bei Sonnenaufgang öffnete, als er bemerkte, daß jemand ihn malte.
    Ein kleiner Mann mit Faßbauch und dunklen Ringen um die Augen, der in der hintersten Ecke der Gaststube saß, blickte viel zu oft auf ihn und dann hinab auf die Tafel auf seinem Schoß.
    Nur der Schankbursche war außer ihm anwesend, also versuchte Niko gar nicht, ein mögliches Problem zu ignorieren. Er hatte eine zu schlimme Nacht hinter sich, als daß er jetzt Nachsicht mit irgend jemandem gehabt hätte, geschweige denn mit einem Maler, der es nicht für nötig gehalten hatte, ihn um Erlaubnis zu fragen, ehe er ihn sich zum Modell nahm.
    Als er etwa den halben Weg zu dem Mann zurückgelegt hatte und seine Absicht unverkennbar war, hielt der Schankbursche ihn zurück und sagte leise: »Tut es nicht, mein Herr! Das ist Lalo, der Maler. Er hat das schwarze Einhorn gemalt, das im Labyrinth Leben annahm und so viele Menschen tötete. Laßt ihn zufrieden!«
    »Soweit ich weiß, bin ich bereits am Leben, Mann«, brummte Niko. Er wußte, daß sein verfluchter Zorn bereits seine Bande gesprengt hatte und es zweifellos noch schlimmer werden würde, bis er seine Beherrschung wiederfand. »Und ich mag es nicht, wenn man mein Bild irgendwohin kritzelt, ob nun an Wände, Türen oder in Herzen. Vielleicht wende ich das Blatt und hinterlasse mein Zeichen auf diesem fetten, schwammigen Bauch ...«
    Doch inzwischen plagte der kleine, rattengesichtige Maler sich bereits auf und rannte mit seiner Skizzentafel unter dem Arm zur Tür. Niko verfolgte ihn nicht.
    Er kehrte zu seinem Tisch zurück und stach mit der Klingenspitze ins Holz, wie Janni es gern getan hatte. Er dachte an die Begegnung — die er viel lieber vergessen wollte — mit diesem Untoten, der unbedingt auf den Ruf der Totenbeschwörerin kämpfen wollte. Und er fragte sich, ob er nach einer Möglichkeit suchen sollte, Jannis Seele die ewige Ruhe zu geben, obwohl sie behauptete, so sein zu wollen, wie sie war. Wußte diese Seele es denn überhaupt? War sie wirklich Janni? Galt der Schwur noch, wenn einer von einem Paar kein Mensch mehr war?
    Niko wußte es nicht. Er konnte keine Entscheidung treffen. Er versuchte, nicht zuviel zu trinken, aber Trinken half, dem Bild vor seinem inneren Auge zumindest die Schärfe zu nehmen.
    Bei Einbruch der Dunkelheit saß er immer noch an seinem Tisch und bemühte sich immer noch vergebens, sinnlos betrunken zu werden, als der Hohepriester Molin Fackelhalter mit anderen seines erhabenen Standes eintrat.
    Als der Priester sich ihm gegenübersetzte, hob Niko den Kopf von seiner Hand, auf die er ihn gestützt hatte, und starrte Molin eulenhaft an. »Eh? Kann ich Euch helfen, Bürger?«
    »Vielleicht kann ich Euch helfen, Streiter.«
    »Nur, wenn Ihr imstande seid, die Untoten zur Ruhe zu betten.«
    »Was sagt Ihr da?« Fackelhalter musterte den halbbetrunkenen Stiefsohn eingehend und suchte nach irgendeinem Zeichen. »Wir können tun, was immer der Gott von uns verlangt, und wir wissen, daß Ihr fromm seid und viel haltet von...«
    »Enlil«, unterbrach ihn Niko fest. »Hier muß man einen Gott haben, also möchte ich von vornherein klarstellen:
    Meiner heißt Enlil, wenn ich einen brauche. Was nur ganz selten vorkommt!« Seine Hand griff zum Gürtel, und Molin erstarrte.
    Aber Niko tätschelte seinen Waffengürtel lediglich. Er hob die Hand wieder auf

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