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Armeen Der Nacht

Armeen Der Nacht

Titel: Armeen Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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wirklich besser wissen, als mit dieser Rüstung hierherzukommen, die die Entelechie des Traumes geschmiedet hatte. Der dumme Junge! Er war schön, aber dumm, und zu unschuldig, so listig zu sein, wie er mit seinem Lächeln andeuten wollte.
    Sie winkte zum Haus. »Erledigt.« Da erklang ein würgendes Aufheulen und ein Freudenschrei im Innern. Und krachend sprang jemand aus dem Fenster.
    Niko blickte Randal nach, der in höchster Eile in den Büschen verschwand. »Jetzt sind wir allein, nicht wahr?«
    »Nun ...« Sie zögerte. »Meine Schlangen sind natürlich hier.« Sie frischte ihre Schönheit auf eine Weise auf, die er nicht sehen konnte, ließ ihr junges, mädchenhaftes Ebenbild erscheinen und tilgte alles Böse und Gefährliche aus ihrem Gesicht. Bei allem, was ihr heilig war, liebte sie diesen Jungen mit den klaren haselnußbraunen Augen und der stillen Seele. Und die Berührung seiner Hand auf ihrem Rücken, als er sie auf ritterliche Weise in ihr eigenes Haus führte, war wie keine bisher — und sie hatte so manchen Mann, so manchen Magier gekannt.
    Sie wünschte sich nur eines: ihn zu behalten. Sie schickte die Schlangen fort und mußte eine entleiben, da sie sich geweigert und darauf hingewiesen hatte, daß sie, Roxane, dann schutzlos jeglichem Angriff durch Mensch oder Gott ausgesetzt wäre.
    »Nimm diese dumme Rüstung ab, Liebster, dann wollen wir ein gemeinsames Bad nehmen«, murmelte sie und zauberte dampfend heißes Wasser in ihre Wanne mit den Goldfüßen.
    Als sie sich wieder umdrehte, hatte er es getan. Er streckte nun die Hände aus, um sie von ihren Gewändern zu befreien, und sein Körper bekundete seine Bereitschaft, sie zu lieben.
    Und er liebte sie, in heißem Wasser und mit glühender Leidenschaft, bis — inmitten ihres Augenblicks höchsten Glücks und kurz bevor sie mit der Rune beginnen wollte, die ihr seine Seele für immer sichern würde — erschreckender Lärm vor der Tür anhub. Er begann mit einem Blitz, unmittelbar von Donner gefolgt, der sie bis ins Mark erschütterte; dann waren eilige Schritte vieler Füße zu hören und das Geleiere von Priestern, als Vashankas gesamte Geistlichkeit ihre Hofeinfahrt hochgerannt kam, mit Kriegsstandarten in den Händen und Hörnern an den Lippen, um dem Bösen das Trommelfell zu zerreißen.
    Niko war ebenso bestürzt wie sie. Er hielt sie in den Armen, drückte sie an sich und sagte: »Mach dir keine Sorgen, ich kümmere mich um sie. Bleib du hier und ruf all deine Hilfskräfte zurück — nicht, daß ich befürchte, ich könne dich nicht beschützen, nur zur Sicherheit.«
    Sie sah ihm zu, wie er sich hastig ankleidete, seine Rüstung über die nasse Haut schnallte und mit den blanken Waffen hinauslief.
    Nie zuvor war je ein Sterblicher zu ihrer Hilfe gekommen. Und sie sah — mit den Schlangen an ihrer Seite und den Untoten auferstehend —, wie sie ihn niederrangen, ihn entwaffneten und in einen Käfig sperrten (der zweifellos für sie bestimmt gewesen war) und mit ihm davonfuhren. Da weinte sie für Niko, der sie liebte und den die verhaßte Priesterschaft ihr weggenommen hatte.
    Sie schwor, Rache zu nehmen — nicht nur an den Priestern, sondern auch an Ischade, der verschlagenen Totenbeschwörerin, und an Randal, den sie nicht hätte freilassen sollen, und an ganz Freistatt — an allen, außer an Niko, der keine Schuld an dem Ganzen hatte, und der ihr, wenn er nur ein wenig länger hätte bleiben können, seine Liebe mit eigenen Worten gestanden hätte und so für immer und ewig der ihre geworden wäre.
    Was die andern betraf — sie würde es ihnen gründlich heimzahlen!

Die Beysa
Die verschleierte Dame
    Andrew Offutt
    Die verschleierte Dame reiste mit einer Karawane nach Freistatt, die von Suma kam und in Aurvesh stark angewachsen war. Ihr Gesicht war hinter dem weißen Schleier nicht zu sehen. Es bedeckte ihren Kopf wie ein Miniaturzelt, das von einem aus weißen und schieferfarbenen Stoffstreifen geflochtenen Kranz gehalten wurde. Die verschleierte Dame war entweder guter Hoffnung oder recht wohlbeleibt. Gewiß, auch andere schützten ihr Antlitz mit Tüchern gegen die Kälte, doch im Gegensatz zu ihnen zeigte die verschleierte Dame nie, unter keinen Umständen, ihr Gesicht über den Brauen und unterhalb der großen haselnußbraunen Augen.
    Verständlicherweise wunderten sich die Karawanenaufseher und ihre Mitreisenden darüber, stellten Vermutungen an und unterhielten sich darüber. Ein unschuldiges Kind und ein neugieriges junges

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