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Armeen Der Nacht

Armeen Der Nacht

Titel: Armeen Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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berührte seine Stirn, und er setzte sich auf. Er wendete sein Pferd und ritt davon — verzaubert, wissentlich und doch unwissentlich —, zurück zur Gildenherberge, wo er ungestört würde schlafen können.
    Und morgen würde er um ihretwillen Böses zu Bösem fügen. Und danach würde Nikodemus, wie er es nie wirklich gewesen war, ihr eigen sein.
    Inzwischen mußte Roxane jedoch Vorbereitungen treffen. Sie kehrte in ihr Haus zurück und schaute nach dem Zauberer Randal. Ihr Gefangener spielte Karten mit ihren beiden Schlangen, denen sie, als seine Wächter, menschliche Gestalt gegeben hatte. Oder zumindest eine Art menschliche Form: Ihre Augen waren nach wie vor die von Schlangen, ihr Mund war lippenlos, ihre Haut hatte einen nicht zu übertünchenden grünen Ton.
    Der Magier, dessen Körper mit blauen Machtbanden an einen Stuhl gefesselt war, hatte beide Arme frei und gerade noch so viel Willen, daß er ihr freundlich zuwinken konnte. Sie hatte ihn mit einem Beruhigungszauber bedacht, der bis zu seinem Tod anhalten sollte — er würde am Wochenende, am Ilstag sterben, falls Niko bis dahin nicht zurückkehrte.
    Ein bißchen machte es sie traurig, daß sie den Zauberer freigeben mußte, wenn Niko zurückkam. Aber sie mußte ihr Wort halten, wollte sie nicht selbst durch Seelenhüter in Schwierigkeiten geraten, mit denen sie viel zu viel zu tun hatte. Mit einer Geste nahm Roxane den Beruhigungszauber von Randal.
    Wenn sie ihn schon freisetzen mußte, brauchte sie es ihm zumindest bis dahin nicht so bequem zu machen. Sie würde ihn leiden lassen, würde dafür sorgen, daß er so viel Schmerz empfand, wie sein schmächtiger Körper zu ertragen vermochte. Schließlich war sie die Todeskönigin. Wenn sie ihm genug und lange genug Angst machte, würde der tysianische Zauberer sich vielleicht selbst das Leben nehmen oder zu entkommen versuchen oder aus Angst sterben — das wäre ein Tod, von dem sie profitieren würde, ohne daß man ihr die Schuld dafür geben könnte.
    Randais Gesicht wurde weiß unter den Sommersprossen, er erzitterte am ganzen Leib, während die Geistbande sich immer enger um seinen Oberkörper zusammenzogen und die Schlangen (dumme Kreaturen, die nie etwas begriffen) ihn ungeduldig aufforderten, seine Ansage zu machen, und sich nur wunderten, daß die Karten seinen zitternden Fingern entglitten.
    Strat war bei Ischade, wo er nicht sein sollte, aber doch fast jede Nacht war. Er legte gerade seine Kleidung ab, als die verdammte Tür zum Vordergemach aufschwang und der eindringende Wind fast das Feuer im Herd ausblies.
    Dieser verfluchte Haught, ihr Schüler, stand dort, und seine Augen blitzten mutwillig. Strat rückte sein linnenes Lendentuch zurecht und sagte verärgert: »Wirst du denn nie lernen anzuklopfen?« Er schämte sich plötzlich seiner Aufmachung zwischen Ischades seidenen und samtenen Kissen und den Kleinoden aus kostbaren Metallen und Edelsteinen — die Frau liebte leuchtende Farben, doch nie trug sie sie außerhalb des Hauses.
    Frau? Hatte er das gerade gedacht? Sie war nicht wirklich eine Frau, und daran sollte er sich besser erinnern. Haught, einst Sklavenköder, blickte auf Strat und durch ihn hindurch, als gäbe es ihn überhaupt nicht, während sich die Tür hinter ihm wie von selbst schloß.
    »Vergiß lieber nicht, daß du sterblich bist, Nisibube, und daß du Höheren Achtung schuldest, ob du nun Sklave oder Freigelassener bist!« warnte Strat. Er blickte suchend auf den Boden, wo sich irgendwo zwischen dem Durcheinander von Kissen sein Dolch befand. Besser, diesem Vertrauten Manieren beizubringen, ehe er vielleicht Schlimmeres mit ihm tun mußte!
    Plötzlich hörte er ein Rascheln hinter sich und Schritte, fast so leise wie Katzenpfoten. »Haught, begrüße Straton höflich«, erklang Ischades weiche Stimme. Und schon berührte ihre Hand Strats Rücken und übertrug Geduld in ihn, wo Geduld kein Recht hatte zu sein.
    »Der verdammte Bursche kommt und geht, als gehörte ihm alles hier ...«
    Haught stand nun neben ihm und sprach zu der Zauberin hinter ihm. »Ihr würdet Euch für diese Warnung interessieren, wenn Ihr nicht so beschäftigt wäret. Würdet bereit sein wollen. Es braut sich was zusammen!«
    Etwas Unglaubliches geschah: Ischade bedeutete dem ehemaligen Nisibisisklaven zu schweigen und ging um Strat herum. Sie tat etwas mit dem andern; etwas, zu dem gehörte, daß sie ihn nicht ganz berührte, ihn aber dicht umkreiste; etwas, das Strat nicht gefiel und dem er

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