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Armeen Der Nacht

Armeen Der Nacht

Titel: Armeen Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Abkürzungen zu nehmen. Er trat hinaus auf die Straße der Gerüche — Stinkstraße und Parfümboulevard genannt, wo Gerber- und Schlachterstraße einmündeten — und ging in Richtung Norden zur Goldallee. Dort wohnten oder besser lauerten die Bankiers und Geldverleiher, von denen einige sogar ehrlich waren. Das zumindest hoffte Ahdio.
    Auf dem Rückweg machte er immer den Umweg durch die unterschiedlichsten Straßen und Gassen zum Basar und Bauernmarkt, denn er spazierte gern umher. Er war wohlbekannt, und die >Beschützer< dieser oder jener Faktion achteten längst nicht mehr auf ihn. Zu ihnen gehörten die Stiefsöhne, die Angehörigen des 3. Kommandos; die gefährlichen Mitglieder der VFBF — und die Haka Beys, die ihre Schwerter auf den Rücken geschnallt trugen und bei dieser Kälte gezwungen waren, ihren Busen zu bedecken, den sie normalerweise entblößt und bemalt trugen. Auch ihnen schenkte er wenig Beachtung, unterhielt sich nur manchmal mit ihnen, wenn sie ganz offensichtlich nicht geheim unterwegs waren, und tat, als bemerke er sie nicht, wenn sie sich irgendwo verbargen.
    Ahdio vermutete, daß er einer der sehr wenigen im Labyrinth war, die eine Abmachung mit dem 3. Kommando von Ranke hatten. Immerhin war es in seinem Hinterzimmer gewesen, wo sich Kama vom 3. Kommando und Zip von der VFBF mit Hanse getroffen hatten, um diesen Dieb, der Nachtschatten gerufen wurde, dazu zu überreden, in den Palast einzubrechen. Oh, Ahdio wußte das jetzt; Kama war wiedergekommen, und sie waren jetzt Freunde — oder, besser gesagt, sie standen in einem freundschaftlichen Verhältnis.
    Des Öfteren kehrte er in einem besseren Gasthaus ein, um sich ein Bild davon und von seinen Gästen zu machen, und sich einen Krug oder zwei zu gönnen, den er nicht selbst einschenken mußte. Dann ging es zurück zu seiner Wohnung und der Schenke, die an der ungewöhnlichen Gabelung lag, wo der Schlangenweg aus der Gerberstraße stieß, während er sich an der Stelle vorbeiwand, wo Odd Birts Kreuz zu Odd Birts Zuflucht wurde.
    Die verrufenste Spelunke in der verrufensten aller Städte — Fuchs' Kneipe.
    Ahdiovizun nannte sie sein Zuhause. Er fand sie auch immer aufregend, immer faszinierend, ja sogar inspirierend. (Fuchs war bereits seit drei Jahren tot, aber wer wollte schon den Namen ändern und sich verantwortlich erklären für dieses verruchteste Loch in der ganzen Diebeswelt, das Messerstechereien nur so herauszufordern schien? Daher wußte niemand mit Gewißheit, wem sie gehörte. Sicher, Fuchs' Witwe schien es an Einkommen nicht zu mangeln, aber zweifellos ließ sie sich nie in der Kneipe blicken, und niemand hatte Ahdio oder seinen Helfer Throde je zu ihrem Haus gehen sehen — zumindest hatte nie jemand davon gesprochen.)
    Da er heute ein paar Rechnungen mit den gestrigen Einnahmen bezahlt hatte, war er überhaupt nicht in der Goldallee gewesen. Also dehnte er seinen Spaziergang aus, indem er den längeren Weg um den Basar herum nahm. Als er das Labyrinth vom Norden her über den Schlangenweg betrat, verlangte die Natur nach einer gewissen Erleichterung. Mit leichtem Lächeln beschloß er, sich in die Sackgasse zu begeben, die unter den verschiedensten Namen bekannt war, wie Ticks Speigatt, Letzte Rettung und Örtchen. Selbst in der dort stets herrschenden Dunkelheit sah man, daß die unteren Wände der drei Häuser, die das Örtchen einfriedeten, stark befleckt waren. Das Örtchen stank nach Urin und Schlimmerem. Das Wilde Einhorn befand sich direkt um die Ecke, und so mancher seiner Gäste war an dieses geschützte Örtchen geeilt, um seine Blase, seinen Darm oder seinen Magen zu entleeren.
    Er war gerade dabei, sich Erleichterung zu verschaffen, als einem leisen Geräusch hinter ihm ein leichter Stoß in seine Seite folgte. Ahdio erkannte, daß er durch die Berührung einer Messerspitze hervorgerufen wurde.
    »Verdammt«, brummte er.
    »Also mach schon«, knurrte eine Stimme, offenbar bemüht, sowohl bedrohlich zu klingen wie sich zu verstellen. »Her mit dem Beutel, Großer.«
    »Ich muß zugeben«, sagte Ahdio, ohne sich umzudrehen, »du hast dich unmerklich angeschlichen und wirst vielleicht einmal noch ein richtiger Dieb. Aber ich fürchte, du hast mich mit jemand anderes verwechselt - ich bin Ahdio.«
    »Ah - Ahdi... «
    »Konntest mich vermutlich hier im Dunkeln nicht erkennen. Du weißt schon: Ahdiovizun, der große böse und unerbittliche Wirt von Fuchs' Kneipe, und ich trage immer ein ...«
    »Ein Kettenhemd!«

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