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Armeen Der Nacht

Armeen Der Nacht

Titel: Armeen Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Ellbogen auf dem Faß, trank Ahdio sein Bier und beobachtete Schlecker. Der Riese lächelte nachsichtig, doch dann schwand sein Lächeln.
    Er dachte an das Verschwinden von Schleckers Gefährten Wunder. Sowohl Ahdio wie Schlecker fehlte der große rote Kater. Hanse war eines Nachmittags plötzlich hier aufgetaucht und hatte sich ihn unbedingt ausleihen müssen; dann, während Ahdio versuchte, ihm zu erklären, daß Wunder sich nur von ihm etwas sagen ließ, mußte dieser verdammte Verräter mit hocherhobenem Schwanz ankommen und sich an Nachtschatten reiben, als wäre der eingebildete Dieb ihm der liebste Mensch auf der ganzen Welt. Also stieg der große Kater mit dem kleinen Einbrecher in den Statthalterpalast ein und wieder hinaus. Und Hanse hatte die Katze auch zurückgebracht, hatte geprahlt mit Wunders Anhänglichkeit und Tapferkeit. Das war kurz zuvor gewesen, ehe Hanse die Stadt in großer Eile verließ. Offenbar hatte er auch die älteste Tochter der ermordeten S'danzo Mondblume mitgenommen.
    Am nächsten Morgen war auch Wunder fort. Nahezu verzweifelt hatte Ahdio nach ihm gesucht, nach ihm gefragt und allen Bescheid gegeben. Wunder war spurlos verschwunden. Zumindest fiel es schwer sich vorzustellen, daß ein solcher Kämpfer geschnappt worden und in einen Kochtopf gewandert war. Ahdio schluckte schwer, dann leerte er seinen Krug.
    »Ich hoffe, er ist bei Hanse«, murmelte er und stellte den Krug ab. Schlecker zuckte beipflichtend mit dem Schwanzstummel. »Aber wenn sie je wieder nach Freistatt zurückkommen, werde ich ihnen beiden die Ohren langziehen!«
    Seufzend beschloß Ahdio, sich noch einen Krug zu gönnen, ehe er sich etwas zu essen richtete und sich mit Throde daranmachte, die verrufenste Spelunke in Freistatt zu öffnen. Er hatte keine Ahnung, daß ihm eine sehr ereignisreiche Nacht bevorstand.
    Er kaute gerade am letzten Bissen seines frühen Abendessens — im Lauf der Nacht würde er zwischendurch noch eine Kleinigkeit zu sich nehmen —, als er Throde an der Tür hörte. Er beeilte sich, seinen hageren, drahtigen Helfer einzulassen. Der Junge kam hinkend herein. Er war weder häßlich noch schön, und manchen war er als Throde, der Humpler, bekannt. Hin und wieder rief ein Gast auch, »he, Humpler« oder »Humpler, komm her«, wenn er was bestellen wollte. Doch Throde reagierte nicht im geringsten darauf. Wenn ein neuer Gast daraufhin aufbrauste, war Ahdio immer bereit, seinen Helfer vor Tätlichkeiten zu beschützen.
    Throde trug einen weiten Umhang, der vom Kopf bis zu den Knöcheln reichte. Er lehnte seinen Stock an die Wand. Dieser feste Stab war knapp unter eineinhalb Zoll im Durchmesser und sechs Fuß lang, fünf Zoll größer als sein Besitzer.
    »Hallo, Ahdio, he, Schlecker.«
    Wie üblich stand Throdes braunes Haar, nachdem er die Kapuze abgenommen hatte, zerzaust in sechs bis neun Richtungen. Er hängte seinen Umhang an einen der Haken gleich hinter der Tür, an der Wand gegenüber den acht oder neun noch vollen Bierfässern. Dann drehte er sich wieder zu Ahdio um und strich das Haar auf der Stirn über dem linken Auge mit einer Gebärde zurück, die Ahdio schon tausendmal gesehen hatte. Sein glattes Gesicht war lang und knochig. Sein Aussehen täuschte jedoch, denn obwohl er schlaksig wirkte, hatte er sehr kräftige Muskeln. Selbst sein schlimmes Bein war muskulös, das wußte Ahdio, obwohl er seinen Helfer nur einmal ohne langes Beinkleid gesehen hatte. Wenn er Throde mit jemandem bekannt machte, stellte er ihn als Sohn seines Vetters aus Twand vor. Ahdiovizun war, genausowenig wie Throde, aus Twand.
    »Ah. Eine neue Tunika?«
    Throde blinzelte, und das leichte Zucken seines Gesichts deutete auf ein Lächeln hin. Er schaute auf sein Kleidungsstück hinunter, das von mittlerem Grün war und eine braune Borte mit Wellenmuster am Hals und Saum hatte. Auch diese Geste kannte Ahdio: Throde betrachtete nicht die Tunika, sondern duckte den Kopf. Der Junge war schüchtern und kaum mehr auf Gesellschaft versessen als sein Stock.
    Er nickte. »Ja.«
    »Steht dir gut. Ist auch eine sehr schöne Tunika. Solltest dir einen neuen Gürtel dazu leisten, der zu ihr paßt. Hast du sie im Basar gekauft?«
    Throde schüttelte den Kopf. »Auf dem Bauernmarkt. Von einer Frau, die sie für ihren Sohn gemacht hat.«
    »Oh«, sagte Ahdio und versuchte wie üblich, seinen Helfer zu so etwas wie einer Unterhaltung zu bewegen. »Hat sie ihm denn nicht gefallen? Sieht jedenfalls ganz sicher nicht wie getragen

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