Armeen Der Nacht
aus.«
»Hätte ein Geschenk für ihn sein sollen. Wurde nie getragen.« Throde blickte die Katze an, die eine lächerliche sitzende Haltung angenommen hatte, während sie ihre Genitalien leckte. »Schlecker, Schlecker!«
»Gut für dich«, versuchte Ahdio es weiter. »Ich wette, du hast sie günstig bekommen. Ihrem Sohn hat sie wohl nicht gefallen.«
»Hat sie nie gesehen. Holte sich Fieber in der ersten kalten Nacht. Starb.«
»Oh. Hör zu, ich machte mir ein wenig Sorgen, als du gestern nach Hause gingst. Keine Schwierigkeiten unterwegs?«
Throde schüttelte den Kopf. »Ich mache jetzt besser auf.«
»Gar keine Schwierigkeiten? Hast du die drei Raufbolde gar nicht gesehen?«
Den Kopf schüttelnd ging Throde durch die Tür zur Gaststube. Ahdio seufzte.
»Schön, Gesellschaft zu haben«, murmelte er. Schlecker schaute auf und rülpste. Ahdio blickte ihn mißbilligend an. »He! Katzen rülpsen nicht, Tiger. Vielleicht solltest du das Trinken aufgeben!«
Der Kater wandte seine Aufmerksamkeit wieder seiner Schale zu, spähte hinein, als wäre er kurzsichtig, dann blickte er unmißverständlich zu seinem Herrchen auf, zuckte mit dem Schwanzstummel und miaute.
»Nein«, entgegnete Ahdio, woraufhin Schlecker ihn gekränkt ansah, ehe er sich zwischen zwei Fässern verzog, um zu schmollen.
Zuvorkommend ließ Ahdio diese Fässer einstweilen stehen und trug ein anderes Faß in die Gaststube. Wenn man ihn so sah, mochte man annehmen, daß es nur die Hälfte seines wirklichen Gewichts besaß. Throde rückte noch ein paar Bänke und Hocker zurecht und bückte sich, um den Holzkeil unterzuschieben, mit dem man seit drei Monaten den Tisch mit dem kaputten Bein stützte.
»Vielleicht drehen wir heute nacht den verdammten Tisch um und schlagen einen Nagel durch die Platte in das Bein«, sagte Ahdio mit nur leicht angespannter Stimme. Er setzte das Faß beinah sanft hinter der Theke ab.
»Das Holz würde zersplittern«, entgegnete Throde.
»Uh«, brummte Ahdio und dachte an den Ärger in der vergangenen Nacht.
Ärger in Fuchs' Kneipe war nichts Ungewöhnliches. Gäste, die ihn machten, beruhigten sich entweder oder bereinigten den Schaden, den sie angerichtet hatten, und manche wurden ausdrücklich ersucht, nicht mehr wiederzukommen. Hin und wieder ließ Ahdio etwas durchgehen. Doch wenn scharfer Stahl blitzte, schritt er rasch mit Handschuh und Stock ein. Beide waren eisenverstärkt. Zu dergleichen kam es hin und wieder, und gewöhnlich unterband er es, ohne tätlich eingreifen zu müssen und ehe jemand etwas abbekam. Aber nicht immer. Was er nicht duldete, waren Gäste, die herumbrüllten oder andere einschüchtern wollten. Der Stämmige gestern hatte beides versucht. Ahdio warnte ihn. Andere warnten ihn. Schließlich sah sich Ahdio gezwungen, den betrunkenen Unruhestifter am Stiernacken zu packen, so wie er ein Kätzchen hochheben würde. In der plötzlichen, fast ehrfürchtigen Stille trug er den sich schwach wehrenden Burschen zur Tür und setzte ihn dort ab. Er kehrte unter dem Beifall der Gäste zurück, lächelte ein wenig und wandte sich nicht ein einziges Mal um. Er wußte, wenn der Hinausgeworfene sich von hinten auf ihn werfen wollte, würden seine anderen Gäste ihn warnen.
Zwei Männer waren jedoch aufgesprungen und starrten ihn sehr unfreundlich an. Ahdio blieb stehen und erwiderte ihren Blick.
»Seid ihr seine Kumpel?«
»Allerdings.«
»Ja. Narvy hat es nicht bös gemeint.«
»Wahrscheinlich nicht«, entgegnete Ahdio verträglich. »Er hat bloß ein bißchen zu viel getrunken. Wollt ihr Jungs eine Wurst und ein Bier, oder meint ihr, ihr solltet Narvy heimbringen?«
Die beiden starrten ihn stumm aber finster an, und der Wirt erwiderte ihren Blick und zeigte seine übliche Aufgeschlossenheit. Daraufhin blickten die beiden einander an. Der Kahlköpfige zuckte die Achseln, und dann setzten sie sich wieder.
»Zweimal Wurst und Bier kommt sogleich«, hatte Ahdio da gesagt. Und damit war die Sache erledigt.
Trotzdem hatte er sich Sorgen gemacht, daß die zwei oder vielleicht alle drei ihren Ärger an Throde auslassen würden. Daher warnte er den Jungen, der jede Nacht ohne Begleitung nach Hause ging. Sie hatten längst für die Verbreitung der Tatsache gesorgt, daß er nie Geld bei sich trug, dafür aber einen schweren Stock. Andererseits brauchte er diesen Stock, weil er ein lahmes Bein hatte. Ahdio war jedenfalls froh, daß er sich umsonst gesorgt hatte.
Er kehrte zum Lager zurück, als er den
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