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Armeen Der Nacht

Armeen Der Nacht

Titel: Armeen Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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seiner erfreulichen Bestellung und blickte mitfühlend auf. »Welch ein Schreck für eine Katze ... Wißt Ihr was, bringt Eurem armen, enttäuschten Katerchen das mit einem Gruß von mir mit.«
    »Das ist aber wirklich nett von Euch, Ivalia«, bedankte sich Ahdio und griff nach dem in braunes Papier gewickelten Päckchen, das sie rasch hergerichtet hatte und ihm entgegenstreckte.
    Jemand, der vorbeikam, rempelte Ahdio an. Er empörte sich keineswegs darüber, sondern langte lediglich rasch nach seinem Geldbeutel am Gürtel. Er war noch da. Es war wohl tatsächlich unbeabsichtigt gewesen — nicht daß es eine große Rolle spielte. Dieser lederne Beutel enthielt lediglich drei Kupferstücke, zwei scharfkantige, rostige Eisenstückchen und ein paar Kieselsteinchen. Sein Geld trug er in einer eigens zu diesem Zweck eingenähten Tasche im Innern seiner daunengefüllten Weste, die er an Stelle eines Mantels oder eines Winterumhangs trug. Trotzdem war er froh, daß der falsche Säckel noch am Gürtel hing, denn wäre er geklaut worden, hätte er Zeter und Mordio schreien müssen, außerdem versuchen, den Dieb zu fangen — und natürlich das Ding mit einem anderen billigen Ziegenhautbeutel ersetzen.
    »Eine erfreuliche Bestellung, Ahdio«, sagte Ivalia mit glücklichem Lächeln. »Es macht Spaß, mit Euch Geschäfte zu machen — ich hatte keine Ahnung, daß Ihr auch Katzen mögt! Das freut mich noch mehr.«
    Ivalia hatte das Wesen eines Engels — eines rotgesichtigen Engels — und Arme wie ein Büttner. Alles an ihr war rund und gesund in überschwenglichem Maß — sie strotzte nur so vor Gesundheit. Nur zwei Dinge dämpften dieses Bild: Ihre Nase und ihr Busen waren so flach wie ein eingefallener Kuchen.
    Schade, dachte Ahdio. Trotzdem ... hin und wieder fühlte er sich einsam und sehnte sich nach einer echten Frau, nach einer Gefährtin, nicht bloß einer Dirne für eine Nacht. Und in dieser götterverlassenen Stadt, in die er sich selbst verbannt hatte ... Ahdio lächelte sie an.
    »Wie heißt denn Euer Katerchen, Ahdio?« erkundigte sich Ivalia und strahlte ihn an.
    Ein wenig verlegen schob Ahdio einen Finger in seinen braun-grau-weißen Bart und kratzte sich. »Ich, ah, nenne ihn Schlecker«, gestand er.
    Die pausbäckige Wurstmacherin klatschte in die Hände. »Wie süß! Meine Katzen heißen Zimt und Topas, Mickelty und Kadakithis — findet Ihr das nicht ein bißchen frech von mir?
    — und Mauser — und Pfannkuchen, Hakiem und Babyface und ... Oh, entschuldigt — womit kann ich Euch dienen?«
    Die letzten Worte waren an einen neuen Kunden gerichtet. Ohne es zu ahnen, war er Ahdio zu Hilfe gekommen, dessen Entsetzen sich bei jeder Katze, die Ivalia aufzählte, vergrößert hatte.
    »Versucht mal ihre Pökelwurst«, sagte Ahdio zu dem neuen Kunden. »Und erinnert Euch daran, daß Ahdio sie Euch empfohlen hat. Besucht doch mal meine Schenke, Fuchs' Kneipe am Irrwegpark. Das erste Bier geht aufs Haus.«
    Er winkte Ivalia freundlich zum Abschied zu und ging. Dadurch sah er den Blick nicht, mit dem der neue Kunde sie bedachte, ebenso wenig hörte er sein Murmeln: Fuchs' Kneipe! Bei Thebas Augäpfeln ... Eher schlitz' ich mir die Kehle auf, als dieser Spelunke auch nur in die Nähe zu kommen!«
    Ivalia lehnte sich über den Verkaufstisch, stützte das Gesicht auf die Hände und sagte mit freundlichem Lächeln: »Dann tut es doch.«
    Unübersehbar bei seiner Statur und dem breiten Rücken, den die stumpfrote Weste noch betonte, machte Ahdio sich daran, den Basar zu verlassen. Er tauschte Grüße aus, blieb dann und wann stehen, um ein paar Worte mit Händlern zu wechseln und mit einem sich wachsam umsehenden Stiefsohnpaar. Der Gruß, mit dem er die prächtig gewandete Shafralain bedachte, blieb unerwidert, und Ahdio grinste. Er beherrschte sich gerade noch, einer Bey zuzublinzeln, die zwar wie alle ihres Schutztrupps bewaffnet war, aber durchaus nicht unfreundlich wirkte.
    Er ging nach Hause — sein Zuhause war die erste Etage von Fuchs' Kneipe, sie lag im Labyrinth, jenem verrufensten und unsichersten Viertel von Freistatt. Heute war er schon früh zur Goldallee gegangen, um die gestrigen Einnahmen zur Bank zu bringen. Nie begab er sich zweimal hintereinander zur gleichen Tageszeit dorthin, damit sich niemand mit unsauberen Absichten darauf einstellen konnte. Wenn er Fuchs' Kneipe mit den Einnahmen verließ, sah er stets zu, daß er so rasch wie möglich aus dem Labyrinth kam, doch ohne irgendwelche zweifelhaften

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