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Armeen Der Nacht

Armeen Der Nacht

Titel: Armeen Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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versessen, dich bei sich zu haben, genauso verdammt wie sie. Sie warten an der Höllenpforte auf dich. Sehr geduldig. Oder soll ich sie beim Namen rufen? Ich kenne ihre Namen, Janni. Ich glaube nicht, daß du dir je die Mühe gemacht hast, sie dir zu merken.«
    Endlich blieb Janni stehen, stand auf dem Pfad, stumm, fest und sah trotz — oder gerade wegen - des blutverschmierten Gesichts wie ein Lebender aus. Janni wollte unbedingt wieder unter den Lebenden weilen, und die Gründe waren nicht alle erfreulich. Die Liebe war einer. Und es war keine erfreuliche Art von Liebe, die der Toten für die Lebenden. Das hatte Janni noch nicht gelernt.
    Stilcho hatte es. In diesem unwahrscheinlich kleinen Haus war er von den Lebenden verdrängt worden — vielleicht auf tödliche Weise.
    »Du bist Rankaner«, sagte Janni. »Hast du das etwa vergessen, Junge?«
    »Ich vergesse nichts. Sieh mich an, und sag mir, was ich vergessen kann. Schau dir an, was euretwegen aus uns wurde, während ihr die Helden gespielt und uns in diesem Höllenloch zurückgelassen habt. Und was war der Dank? Straton schlachtete meine Kameraden in der Kaserne ab, weil sie sich nicht an euer verfluchtes Keuschheitsgebot hielten, und dein Niko, dieser Ausbund von Tugend, läßt sich geradewegs ins Bett der Nisibisihexe fallen ...«
    »Lüge!«
    »Der Hexe, die dich gemordet hat, Mann! Wo ist seine Tugend? In der Hölle mit deines- und meinesgleichen? Zur Hölle damit!«
    Ischade hörte das Wispern ihrer Geister vor dem Haus, des ganz und des halb Toten, und ignorierte es um des Lebenden willen im Haus — des viel reizvolleren dritten Stiefsohns, der Straton hieß. Er lag mit dem Kopf auf ihrem Seidenkissen, in ihrem seidengepolsterten Bett und blickte sie an — der Oberinquisitor und Oberfolterer zu der Zeit, als die Stiefsöhne sich dieser schmerzhaften Kunst hatten bedienen müssen, ein Soldat aus Berufung. Er war ein großer Mann, launenhaft und mit trockenem Humor, und er verstand auf äußerst geschickte Weise wie auf einem Instrument mit einem Körper zu spielen (es war nicht schwer zu erraten, wie er das gelernt hatte). Er würde auch diese Nacht überleben — sie war dazu entschlossen. Sie betrachtete ihn im gedämpften Schein der goldenen Kerzen in dem kostbaren Durcheinander ihres privaten Gemachs, in dem bunte Seiden den Blick fingen, Beutestücke von anderen Männern, anderen Opfern ihres besonderen Fluches.
    »Warum«, fragte Straton (er wollte immer alles genau wissen), »kannst du diesen - diesen Fluch nicht loswerden?«
    »Weil ...« Sie drückte warnend einen Finger auf sein Kinn und gab ihm einen raschen Kuß. »»Weil es so ist ... Wenn ich es dir sagte, hättest du keine Ruhe mehr, du würdest dich meinetwegen zum Narren machen. Und das wäre dein Ende.«
    »Rankes Ende. Was habe ich schon? Vielleicht wäre ich lieber ein Narr. Vielleicht bin ich einer, weil ich gar nicht anders kann.« Er blickte ihr eindringlich in die Augen. »Wie viele Männer hatten so lange Glück?«
    »Keiner ...« flüsterte sie so leise wie das Rauschen des Windes und die Geisterstimmen draußen. »Bisher. Psst! Würdest du mich lieben, wenn es gefahrlos wäre? Wäre es sicher mit mir, würdest du mich verlassen. Genauso wie du Ranke verlassen hast. Aus demselben Grund, aus dem du in Freistatt geblieben bist. So wie du auf deinem großen Braunen, den zu viele kennen, durch die Straßen reitest — du flirtest mit dem Tod, Strat, das macht dir Spaß. Ich bin nur ein Symptom.«
    »Du willst mich deiner Sammlung einverleiben, verdammt; wie Stilcho, wie Janni...«
    »Ich will dich lebendig. Ich habe meine Gründe.« Sie strich sanft über seine Schläfe, wo sich eine kleine Narbe abhob, dort wo sein Haar dünner wurde,. »Du bist kein kleiner Junge, kein Narr. Ich will nicht, daß du jetzt einer wirst. Hör mir zu, und ich erzähle dir allerlei ...«
    Stilcho fröstelte, wie er so im Dunkeln mit dem Rücken zum Fluß am Tor stand — er konnte noch frösteln, obwohl sein Fleisch viel weniger warm war als früher. Und nachdem er so unüberlegt mit Janni gewesen war, überschritt er noch weitere Grenzen des gesunden Menschenverstands. Er musterte den Geist und erkannte, daß Janni nicht sein übliches, wütendes Selbst war. Irgend etwas war schwächer an dem Geist. Und verzweifelt. Als hätten seine Worte ihm zugesetzt. »Du möchtest also meine Hilfe«, sagte er zu Janni, »um Niko zurückzuholen. Du und er, ihr könnt meinetwegen gemeinsam zur Hölle fahren! Wende

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