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Armeen Der Nacht

Armeen Der Nacht

Titel: Armeen Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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schreien, aber er hatte den Fehler bereits begangen, er hatte Janni eingelassen. Und der Punkt, der Janni war, wuchs. Sein totes-lebendes Herz schlug gegen seine Rippen, als der Flußwind um ihn wirbelte. »Nein«, sagte Janni. »Möchtest du wissen, was der Unterschied ist zwischen dem, was du bist und was ich war? Ich war besser als du. Ich war stärker. Ich bin es noch. Soll ich es dir zeigen, Stilcho?«
    Stilchos Beine zitterten. Trotz seiner verzweifelten Anstrengung konnte er nicht verhindern, daß sein Fuß nach hinten über den Rand glitt.
    »Ein Schritt ... ein kleiner Schritt, Stilcho«, sagte Janni. »Ich werde immer stärker. Wenn mich die Hexe zurückschickt, werde ich in der Hölle sein, wann immer du für sie Seelen holen kommst ... und eines Nachts wirst du aus der Hölle nicht mehr zurückkehren, Stilcho, mein Junge. Und alle deine toten Hundesöhne werden dir nicht helfen können. Also hör lieber auf mich und bring ihn heraus ...«
    »Bluff.«
    Der Fuß scharrte noch ein Stück rückwärts, die Knie zitterten.
    »Willst du herausfinden, ob ich es tue? Ich habe nicht viel zu verlieren.«
    »Hör auf!«
    Der Fuß verharrte. Eine kriechende Kälte war in Stilchos Eingeweiden. »Es hat Vorteile, tot zu sein, wenn auch nicht viele.« Jannis Stimme wurde leiser. »Ich sehe wie die Toten in der Hölle und durch die Straßen patrouillieren. Es gibt keinen Ausweg. Ich sehe die Vergangenheit und die Zukunft und kann sie nicht unterscheiden ... Ich sehe Niko ... Ich sehe zwei Möglichkeiten ... und kann die richtige nicht ergreifen. Zwei Möglichkeiten für Ranke ... für das Corps ... für ihn ... Niko muß frei sein, keine Marionette von Priestern ... muß frei sein ... der Gott ... der Gott ...«
    »Halt's Maul!«
    Das Gefühl verging — einfach so. Stilcho blieb zitternd stehen, hielt sich am Zaun fest und starrte über den Abgrund. Er gab sich nicht der trügerischen Hoffnung hin, der Geist könne verschwunden sein. Er war an die Rache gebunden, an die Lebenden gebunden, verdammt dazubleiben.
    Er selbst kannte keinerlei Loyalität mehr — nicht gegenüber seinen Kameraden, nicht gegenüber irgendetwas als dem dünnen Faden, der ihn jedesmal aus der Hölle zurückzog, wenn Ischade ihn hinunterschickte.
    Dieser feine Faden wurde am stärksten, wenn er tief in ihre Augen blickte, wenn er das Bett mit ihr teilte, jeden Morgen dafür starb und aus der Hölle zurückkehrte, denn der Faden war immer da. Das war die einzige Freude, die er hatte. Es war alles, was er vom Leben hatte. Er wußte, was die Hölle war, denn zu oft schon hatte er sie besucht; und wenn er wieder hinunterstieg, würden die Seelen der Toten sich an ihn klammern, ihn anheulen und anflehen, sie zu retten — und er würde nach ihnen schlagen und sie im Finstern lassen, während er selbst wie ein Ertrinkender zum Licht zurückkroch, zum nächsten Atemzug, den ihm die Welt gab, zurück ms Bett der Frau, die sie alle getötet hatte.
    Soviel zur Loyalität. Dieses ständige Hin- und Herkriechen ließ ihm keine Illusionen von Bindungen an irgendetwas, wie Jannie sie hatte. Da war nur Angst. Manchmal auch Lust. Doch viel mehr Angst.
    Ischade hatte einen neuen Zeitvertreib, einen Mann, den sie noch nicht getötet hatte; einen, der ihr auf dieser Welt von Nutzen war. Und Stilcho hatte entsetzliche Angst, daß sie Strat, wenn er tot war, immer noch nützlicher finden mochte als einen narbigen, verstümmelten Burschen, der nie so ein Mann gewesen war wie Straton.
    Stilcho war bis zum Grund seiner Seele verstört; und Janni hatte es ihm gezeigt.
    Gestrüpp raschelte ganz leicht. Es hätte der Wind sein können. Aber etwas streifte seinen Arm, hier, wo nichts zu hören gewesen war. Stilcho keuchte, wirbelte herum und hätte fast den tödlichen Sturz gemacht — wenn sich nicht eine Hand um seinen Arm gelegt und ihn davor bewahrt hätte.
    »Lockt dich der Fluß?« fragte Haught. »Der Ort, an dem man gestorben ist, zieht die Seele an. Ich würde dem Wasser aus dem Weg gehen, Stilcho.«
    Stratons Augen wurden glasig, die Pupillen zu Punkten, als er das Bewußtsein für die Träume verlor, die eine stärkere Droge waren als jede andere.
    Und Ischade zitterte. Sie ließ den Zauber sich formen und wachsen, bis die Kerzen flackerten. Einen Moment war sie ganz nahe daran, sich gehenzulassen. Doch wirklich nur einen Moment.
    Sie beugte sich hinab und fuhr fort, Dinge in Strats Ohr zu flüstern. Er rührte sich, blickte nun mit weiten, schwarzen Pupillen zu

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