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Armeen Der Nacht

Armeen Der Nacht

Titel: Armeen Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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ihr hoch und nahm alles auf, was sie ihm sagte.
    »Du mußt bestimmte Maßnahmen ergreifen«, flüsterte sie. »Um Rankes willen, um Crits — um Tempus'. Ich erkläre sie dir, damit du diese Stadt retten kannst, das Reich, alles, wofür du immer gekämpft hast. Du sollst im Licht stehen, Strat, As, im klaren Sonnenschein — und blick nie in die Finsternis: versuch nie, die Schatten zu sehen. Sie sind viel zu schwarz für dich ...«
    »Wer war gerade hier?« erkundigte sich Haught. Stilcho versuchte sich ihm zu entwinden, er wollte nichts als weg vom Ufer. Doch der Exsklave, Ischades Nisigehilfe, hatte mehr Kraft in seinen feinen Händen, als man glauben mochte.
    »Janni«, antwortete Stilcho. »Es war Janni.« »Da muß etwas unternommen werden!« sagte Haught. Es hatte eine Zeit gegeben, da hätte Stilcho diesen Mann angespuckt, als er noch gelebt hatte und Haught nur ein Sklave gewesen war. Doch Haught diente jetzt ihr. Haught hatte eine Gabe, die von ihrer genährt wurde; und eine Seele von ihrem Körper zu lösen war für Haught nun eine Kleinigkeit. Stilcho spürte die Kälte, wenn Haught zwischen ihm und Ischade vorbeikam. »Tu's nicht. Ich habe versucht, vernünftig mit ihm zu reden und ihm klarzumachen, daß er tot ist. Aber er hört nicht zu. Sein Gefährte befindet sich in Schwierigkeiten.«
    »Ich weiß«, erwiderte Haught. Seine Hand lag noch wie ein Schraubstock um Stilchos Arm und betäubte ihn schier. »Und du willst ihn doch auf keinen Fall suchen, Stiefsohn? Habe ich recht?«
    »Er ist ... wahnsinnig.«
    Haughts Augen blickten in seine, trügerisch sanft, sanft wie die einer Frau. Die Finger lockerten sich. »Schwierige Zeiten, Stiefsohn. Sie hat Gesellschaft, und du irrst durch die Dunkelheit.« Die Finger wanderten seinen Arm hinunter und ergriffen seine Hand. »Du hast jetzt so simple Loyalitäten. Wie gegenüber dem Leben. Gegenüber jenen, die dich daran festhalten können. Frag mich, wie du mir helfen kannst.«
    »Wie kann ich dir helfen?« Die Worte quollen heraus, ohne auch nur einen Gedanken an Widerstand. So, wie sie es für Ischade taten. Erst danach schämte er sich. Danach, wenn er Zeit gehabt hatte, darüber nachzudenken. Doch das war nicht jetzt, da Haught so nahe war, wenn der Tod unten gegen das Ufer spülte, das steil vom Gartenzaun abfiel.
    »Du kannst zur Hölle gehen«, sagte Haught.
    Das war keine Verwünschung. Es war ein Befehl. »Für sie ...«, stammelte Stilcho. »Ich gehe für sie, nur für sie.«
    »Oh, es ist in ihren Diensten. Glaub mir.«
2
    Strat blinzelte in die Sonne und ritt des Morgens am Kontrollübergang der blauen Linie vorbei. Die Hufeisen seines Braunen klirrten hohl auf dem Kopfsteinpflaster neben der Brücke. Der Schimmelfohlenfluß, der seinem Namen wahrhaftig keine Ehre machte, führte kaum Verkehr auf seinem dunkelbraunen Wasser, nur zwei Ruderboote und eine heruntergekommene Barke waren zu sehen.
    Die arg mitgenommenen Pfosten an dieser Brückenseite wirkten in der Sonne keineswegs erschreckend. Auch die übelriechenden Straßen von Abwind auf der anderen Flußseite verloren im Tageslicht alles Geheimnisvolle und waren nur häßlich. Die Armen gingen nun erneut ihren alltäglichen Beschäftigungen nach, was immer sich auch des Nachts getan haben mochte. In Freistatt und über dem Fluß war es ein friedlicher Tag. Die unsichtbaren Linien gab es nach wie vor, doch tagsüber hatten sie keine große Bedeutung, man nahm sie gleichmütig hin und erwartete keine unliebsamen Überraschungen. Die eiserne Zucht der Banden und Todestrupps wurde nur von den Kontrollen einzelner Übereifriger gebrochen. Die Ilsiger Armen nahmen die geringen Chancen wahr, die sie durch die Überquerung von Linien hatten; Bettler versuchten ihr Glück in ihren üblichen Revieren. Todestrupps waren des Nachts aktiv; Leichen aber wurden des Tages gefunden — als Warnung für die Bevölkerung.
    Ein Stiefsohn ritt durch die unsichtbare Niemandslandlinie am Ufer. Strat sah die blauen Schmierereien an einer Wand, rote an einer anderen, wo gegnerische Banden ihre Ansprüche absteckten.
    Er wußte, daß Haß ihn umgab. Er spürte ihn in der Stadt, spürte ihn, während er durch die taghellen Straßen von Jubals Gebiet ritt - auf die schwarze Linie zu, wo Angehörige der Heiligen Trupps und das 3. Kommando sich bemühten, die Brücke sowie eine lange Straße offenzuhalten, die von der gelben Linie der Stiefsöhne im Westen durch die rote und blaue in die schwarze des Magiergildengebiets

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