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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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nichts Dummes tun«, sagte Sandy. »Außerdem hab ich diese Jungs früher schon interviewt. Einmal 1969, dann noch mal 1971. Die sind keine Killer. Wenn überhaupt, dann scheinen sie in dieser kleinen Episode die Opfer zu sein, oder? Erst Hobbins, jetzt Lynch.«
    »Vielleicht mag jemand ihre Musik nicht.«
    Sandy gab ein spöttisches Schnauben von sich. »Ihre Musik war einfach geil, Deputy. Sie sollten sich dieses Album auf was anderes als Hinweise hin anhören. Das Zeug hat Power. Hören Sie sich Maggios Gitarrenriffs in ›Ash Man‹ an und was Gopher John auf den Drums macht. Und die Texte. Höllisch. Besonders die zweite Seite, ein einziges langes Stück, und es ist ein Klassiker, auch wenn es verdammt zu lang für die meisten Radiostationen ist, um es ganz zu spielen. Es gab nie jemand, der genauso war wie die Nazgûl, weder vorher noch nachher. Sie waren so gut, daß sie den Leuten Angst machten. Manchmal denke ich, das war das Motiv hinter West Mesa, daß es Hoover oder die Scheiß-CIA oder so jemand war, der vor Angst ’ne Darmverschlingung hatte, weil Hobbins Gesang und sein gottverdammtes Charisma die Leute auf die Botschaft in der Musik antörnten. Da ist mehr als eine Band gestorben, als sie diesen Schuß abgefeuert haben. Er hat eine Idee getötet und eine Bewegung verkrüppelt.«
    »Was mich angeht, ich mag Johnny Cash«, sagte Parker lakonisch. »Kommen Sie mit, ich nehme Sie mit zurück in die Stadt, und wir sprechen mit Notch, bevor ich es mir noch mal überlege, ob ich Sie auf diese Sache loslasse.«
    Sandy lächelte. »Sie wissen doch, Davie, daß es nicht viel zu sagen hat, was Sie sich noch mal überlegen? Wir haben immer noch den ersten Zusatzartikel zur Verfassung, und ich kann losgehen und den Nazgûl Fragen stellen, ob es Notch paßt oder nicht.«
    »Erzählen Sie das nicht Notch«, erwiderte Parker.
    Sie machten das Licht hinter sich aus, als sie zum Wagen zurückgingen. Sandy hielt in dem dunklen Wohnzimmer einen Moment lang inne. Die Nacht war angebrochen, und durch die Oberlichter konnte man die matte Scheibe des Mondes sehen, dessen fahles Licht von dem bemalten Glas in ein halbes Dutzend verschiedener Farben aufgelöst wurde. Als er den Raum in diesem seltsamen Licht sah, verspürte Sandy einen plötzlichen Anfall nervöser Angst. Für eine kurze Sekunde klang das langsame, sanft dahinströmende Gurgeln des Baches so, wie Blut klingen mochte, das aus dem Mund eines Sterbenden gurgelte, und das Geräusch der Blätter, die über das Oberlicht schabten, wurde zum Geräusch von Fingernägeln, die im Todeskampf über eine hölzerne Schreibtischplatte kratzten. Aber es dauerte nur einen Moment; dann waren die Geräusche wieder nur Geräusche, die normalen nächtlichen Laute von Blättern und fließendem Wasser, und Sandy sagte sich selbst, daß er töricht war.
    Draußen hatte Parker den Wagen angelassen, und die Scheinwerfer blendeten ihn, als er die Treppen hinabstolperte. Wenn er es versuchte, würde es nur zu leicht sein, den Klang von Musik zu hören, die schwach aus dem dunklen, leeren Haus hinter ihm kam, das ferne Dröhnen der Drums und das verlorene Klagen der Gitarren und der Stimme und Bruchstücke eines Songs von den Lippen eines Mannes, der längst tot war.
    Sandy versuchte es nicht.

3
     
     
    It’s not often easy, and not often kind /
    Did you ever have to make up your mind?
     
     
     
    SANDY FAND EIN ZIMMER für die Nacht in einem Motel am Stadtrand von Bangor. Es war billiger und schmuddeliger, als er es gern gehabt hätte – da Jared Patterson die Rechnungen bezahlte, war er entschlossen, erster Klasse zu reisen –, aber die Unterhaltung mit Notch war länger und schärfer als erwartet gewesen, nachdem er einmal klargestellt hatte, daß die Hilfe, die er anbot, nicht die Verletzung irgendwelcher journalistischer Grundsätze oder den Verrat irgendwelcher vertraulichen Mitteilungen einschloß. Als er nach Bangor kam, war er müde und freute sich auf ein Bett, irgendein Bett, also fuhr er mit seinem Mazda beim ersten ZIMMER FREI-Schild ab.
    Glücklicherweise hatte Jared Patterson seine nicht eingetragene Telefonnummer in den letzten vier Jahren nicht geändert. Sandy zog eine leise Befriedigung daraus, seinen ehemaligen Arbeitgeber aus tiefem Schlaf zu wecken. »Sie sind in Schwierigkeiten, Patterson«, sagte er vergnügt. »Das ist meine Tochter da neben Ihnen im Bett, und ich möchte, daß Sie wissen, daß Sie erst fünfzehn ist. Wir werden Sie ins Gefängnis bringen

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