Armegeddon Rock
und den Schlüssel wegwerfen.«
»Wer zum Teufel ist da?« fragte Patterson mit verwirrter, vorsichtiger Stimme. Sandy konnte ihn vor sich sehen, wie er kerzengerade aufgerichtet in seiner Jockey-Unterhose dasaß und versuchte, sich den Schlaf aus den Augen zu reiben.
»Ts, ts… ich bin verletzt. Hier ist Clark Kent droben in Maine, Chef. Dein Starreporter. Erkennst du die Stimme nicht?«
»O Jesus«, murmelte Patterson. »Sieben Jahre, und ich hatte deine bescheuerten Einlagen fast vergessen, Blair. Was zum Teufel willst du? Weißt du, wieviel Uhr es ist?«
»Drei Uhr siebzehn«, sagte Sandy. »Auf die Sekunde. Ich habe jetzt eine Digitaluhr, weißt du. Vor drei Jahren bin ich überfallen und ausgeraubt worden, und der Bastard hat mir Spiro weggenommen, kannst du dir das vorstellen? Ich brauche Informationen aus dem Hog- Archiv. Hier, schreib dir diese Nummer auf.«
Es gab einen kurzen, gedämpften Wortwechsel am anderen Ende, als Jared etwas sagte und jemand anders antwortete. Es hörte sich wirklich wie ein fünfzehnjähriges Mädchen an, dachte Sandy. »Na schön«, sagte Patterson. »Ich hab einen Stift. Gib sie mir durch.«
Sandy gab sie ihm. »Was ich brauche, sind die gegenwärtigen Aufenthaltsorte der drei noch lebenden Nazgûl. Falls die Disco-Queens, die du jetzt für dich arbeiten läßt, nicht wissen, wer zum Teufel sie sind, die Namen sind Peter Faxon, Rick Maggio und John Slozewski. Wenn ihr Clowns die Akten auf dem neuesten Stand gehalten habt, sollten die Informationen da sein. Ruf mich morgen zurück, sobald du kannst. Ich habe hier oben alles getan, was ich kann, und ich will los.«
»Klar, klar«, sagte Patterson. »He, wo wir gerade dabei sind, willst du auch ’n paar Jungs von Lynchs anderen Gruppen aufsuchen?«
»Nein«, sagte Sandy kurz.
»Todd Oliver war doch bei American Taco, oder? Er ist jetzt Leadsänger bei Glisten. Du solltest wenigstens ihn interviewen, damit wir einen aktuellen Namen unter all diesen ausrangierten Typen haben.«
»Scheiß auf Todd Oliver«, sagte Sandy. »Der Mann hat keinen Stolz. Wenn er bei Glisten spielt, ist er zu allem fähig. Ich weigere mich, jemand zu interviewen, der auf der Bühne einen Silberlamé-Overall trägt. Nur die Nazgûl, bitte. Die Gründe gehen dich eigentlich nichts an, aber ich sag dir, diese Geschichte wird interessanter, als wir gedacht haben. Gib deiner Freundin einen Kuß von mir. Bye.« Lächelnd hängte er auf.
In der Schmuddeligkeit und Stille des Motelzimmers verschwand das Lächeln jedoch rasch. So knochenmüde er war, glaubte Sandy irgendwie nicht, daß er leicht einschlafen würde, und seltsam, es widerstrebte ihm, das Licht auszumachen. Er erwog kurz, Sharon daheim in Brooklyn anzurufen, aber er verwarf die Idee, ohne auch nur nach dem Telefon zu greifen. Sie würde wütend auf ihn sein, wenn er zu dieser Stunde anrief, besonders da er ihr eigentlich nichts zu sagen hatte. Sandy seufzte. Zum erstenmal seit einer ganzen Reihe von Jahren ertappte er sich bei dem Wunsch nach einem Joint. Das würde ihn anständig entspannen, aber es war ein vergeblicher Gedanke. In den letzten Jahren hatte er so wenig geraucht, daß seine ganzen Connections schon vor langer Zeit versiegt und vom Winde verweht waren.
Der Gedanke an Connections führte gleichwohl zu anderen Gedanken. Er holte sein Notizbuch heraus und überflog die Namen und Nummern, die er zu Hause rasch aufgeschrieben hatte. Alte Freunde, alte Kontakte, alte Quellen. Die meisten der Nummern waren heutzutage wahrscheinlich nicht einmal mehr gültig. Wie oft ziehen Leute um. Trotzdem, wenn er sie brauchte – und bei einer Story wie dieser konnte man das nie wissen –, würden die Nummern ihm einen Ansatzpunkt bieten, sie ausfindig zu machen.
Bei einer Nummer verweilte er und überlegte. Schließlich lächelte er. Maggie würde nichts dagegen haben, dachte er. Nicht wenn sie sich nicht bis zur Unkenntlichkeit verändert hatte. Sandy griff nach dem Telefon und wählte.
Wie er erwartet hatte, gab es keinen Anschluß unter dieser Nummer, aber die Auskunft in Cleveland hatte noch immer einen Eintrag auf eine Margaret Sloane.
Sandy schrieb sich die Nummer auf und hoffte, daß es dieselbe Margaret Sloane war. Jedenfalls meldete er das Gespräch an und hörte zu, wie es läutete.
Beim zehnten Klingeln hob jemand ab, und eine vertraute, schläfrige Stimme nörgelte »Yeah?« in den Hörer.
»Hi, Maggie«, sagte er leise. »Hier ist Sandy.«
»Mein Gott«, sagte sie. »Sandy?
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