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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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er. »Du warst mit Rick zusammen.« Aber irgendwas stimmte da nicht, dachte er hartnäckig. Ganz recht, er erinnerte sich an sie, erinnerte sich von jener Nacht her an sie, von dem ersten Interview mit Maggio, aber das war es nicht, oder zumindest war das nicht alles. Er kannte sie auch von woanders her, erkannte sie wieder von… von wo?
    »Ich war mal Ricks alte Lady«, sagte Francie. »Ich möchte ihn sehen, Sandy. Ich möchte ihn so furchtbar gern sehen. Er hat mir nicht mal Eintrittskarten und gar nichts geschickt, nie, und sie wollten mich nicht reinlassen, obwohl ich ihnen doch erklärt hab, wer ich war.« Ihre Stimme war wehleidig. »Wir haben fast zwei Jahre zusammengelebt, und er ist einfach auf und davon und hat nicht mal geschrieben oder angerufen oder Eintrittskarten geschickt. Ich war sicher, daß er sich melden würde, wenn er nach Chicago zurückkommt, wissen Sie? Mich in die Show reinbringen würde und alles. Hat er aber nicht gemacht.«
    Sandy bemühte sich immer noch herauszufinden, wo er sie außer im Come On Inn noch gesehen hatte, aber es kam nichts. »Tut mir leid«, sagte er. »Sie hatten alle sehr viel zu tun. Kann sein, daß er’s einfach vergessen hat.«
    »Können Sie mich reinbringen, damit ich Rick sehen kann?« fragte sie hoffnungsvoll. »Oder ihm zumindest sagen, daß ich hier bin? Bitte? Ich muß ihn unbedingt sehen, Sandy. Ich liebe ihn. Er ist mein fester Typ, wissen Sie?«
    Sandy dachte an Maggio drinnen, umringt von seinen Groupies. Eines wußte er verdammt gut: Daß seine alte dürre Freundin, tränennaß und voller Vorwürfe, gerade jetzt auftauchte, wäre das letzte auf der Welt, was dem Gitarristen gefallen würde. »Sieh mal«, sagte Sandy, »ich glaube nicht… ich meine, die Show ist gerade zu Ende, die sind jetzt alle ein bißchen durch den Wind, besoffen und müde und ausgeflippt. Ich glaube nicht, daß es jetzt ein guter Zeitpunkt wäre, aber ich sag dir was. Wir sind noch mindestens für einen Tag oder so in Chicago. Du kommst morgen früh im Hotel vorbei, und ich nehm dich mit rein, damit du Rick sehen kannst, okay?«
    »Bitte«, wiederholte Francie mit flehender Stimme. »Ich muß ihn jetzt sehen. Es ist mir gleich, ob er mit jemand anders zusammen ist, Sandy. Das macht mir nichts aus. Ich weiß, daß er’s ist. Rick ist nun mal so, wissen Sie? Er meint es nicht böse, er ist halt so, und er braucht Mädchen. Ich bin’s gewöhnt. Wirklich. Er hat immer von mir verlangt, daß ich was mit ihm und meinen Freundinnen arrangiert hab, wenn ich konnte. Er stand auf Dreier, wissen Sie?« Sie lächelte gezwungen. »Das macht mir überhaupt nichts aus. Ich muß ihn nur sehen. Bitte.«
    Sandy war sich noch nicht sicher, ob er ihr glauben konnte, aber sie hörte sich so mitleiderregend an, und Maggio hatte sie so verdammt schäbig behandelt, sowohl im Come On Inn als auch jetzt, daß er merkte, wie er für sie wütend wurde. »Ich hab dir mal gesagt, daß du mehr wärst, als er verdient«, sagte er. »Du bist es.«
    »Ich will mich nur um ihn kümmern. Er ist kein schlechter Kerl, er braucht nur jemand, der sich um ihn kümmert. Helfen Sie mir?«
    »Ja«, sagte Sandy. Er nahm ihre Hand. »Komm mit. Wir gehen hinten rum rein.« Der Bursche mit der verspiegelten Sonnenbrille würde vielleicht versuchen, sie nicht reinzulassen, aber jetzt, wo Sandy dabei war, sollte er es mal lieber nicht zu sehr versuchen.
    »Danke«, sagte Francie, während sie hinten herumgingen. Sie drückte Sandys Hand.
    Am Hintereingang war es sehr dunkel. Sehr dunkel und sehr still. Der Roadie war weg. »Mist«, sagte Sandy. »Die Tür ist abgeschlossen.« Er ballte eine Faust und trommelte dagegen. »Macht auf da drinnen!« brüllte er.
    Niemand antwortete. Nachdem er gute drei Minuten geklopft hatte, sagte Sandy schließlich: »Ich glaube nicht, daß sie uns über dieser verdammten Fete hinweg hören können. Zum Teufel. Wir müssen wieder nach vorn zurück.«
    Er wandte sich entrüstet ab und ging in die schmale Gasse hinein. Francie folgte ihm.
    Sandy hatte vier Schritte gemacht, als sein Stiefel auf etwas Nasses trat; die Hacke rutschte unter ihm weg, er ruderte mit den Armen durch die Luft und ging hart zu Boden, schürfte sich die Hand auf und riß sich ein Mordsloch in den Hosenboden seiner Jeans. Zudem schaffte er es, in irgendwelchem Abfall zu landen. Es war naß und warm, und da waren eine Unmenge Fliegen. »Gottverdammt!« sagte Sandy unsicher. »Was zum Teufel ist…« Er tastete herum,

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