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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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meine, nicht wie Elektrizität, wissen Sie? Es war wie… ich weiß nicht, ich hab mit dem Text angefangen, wissen Sie, und ganz plötzlich… es war wie ein Frösteln, vielleicht… nein, schlimmer als ein Frösteln… es war so, als wäre jemand hinter mir angekommen und hätte mir einen Eiswürfel am Rücken hinunterrutschen lassen. Ein echt kaltes Gefühl, das mir durch und durch ging. Merkwürdig, hm?«
    »Merkwürdig«, stimmte Sandy zu.
    »Ich hab mich aber wieder gefangen«, sagte Richmond glücklich. »Es war nur einen Moment lang da, und dann war ich sofort wieder dabei.«
    »Du warst toll«, pflichtete Sandy bei. »Hast echt gesungen, bis ihnen die Ohren bluteten.«
    Larry Richmond lächelte unsicher. »Alle auf den Beinen, und sie haben gebrüllt und geschrien und getanzt, ich meine, wow! Es war wüst, nicht? Das ist mir vorher noch nie passiert, wissen Sie. Aber jeder sagt, es war wüst.«
    Sandy spürte selbst ein kleines Frösteln, das ihm am Rückgrat entlangkroch. »Jeder sagt? Erinnerst du dich nicht dran, Larry?«
    »Pat«, verbesserte der Junge automatisch. Er war ein guter Junge und tat, was Morse ihm sagte. Er lächelte schwach, als wolle er sich bei Sandy entschuldigen, daß er ihn verbessert hatte. »Klar erinnere ich mich«, sagte er. »Trotzdem, ich muß zugeben, die Aufregung und das alles… es ist irgendwie verschwommen, wissen Sie? Ich nehme an, ich war da wirklich in der Musik drin. Es ist, als ob ich den ganzen Schluß über betäubt war, wissen Sie, man fühlt sich hinterher richtig schwach und wie an den Rändern verschwommen. Ich war nicht wieder richtig bei mir, bis Bal ausgeflippt ist.«
    »Ich denke, wir haben uns alle ein bißchen verschwommen gefühlt«, sagte Sandy, aber er glaubte, daß der Junge absolut keine Ahnung hatte, was da draußen mit ihm passiert war. Der Hund wußte es, aber nicht das Herrchen. »Was nun?«
    »Die Tour«, sagte Richmond strahlend.
    »Tour?«
    »Klar. Hat Mr. Morse es Ihnen noch nicht erzählt? Er hat alles organisiert. Eine große Tour durch’s ganze Land, von Küste zu Küste. Dann nehmen wir vielleicht ein neues Album auf, sagt er, aber zuerst die Tour, damit die Leute wieder Feuer fangen.«
    »Natürlich«, sagte Sandy. »Eine Tour durch’s ganze Land. Ja, klar. Du nimmst natürlich daran teil.«
    Richmond wirkte verdutzt. »Also, ja, klar. Ich meine, warum nicht?«
    »Nichts«, sagte Sandy, »gar nichts.« Er lächelte schwach. »Ich hab zuviel Wodka gehabt, glaub ich. Brauch’n bißchen frische Luft, ’schuldige mich.« Er wandte sich abrupt ab und steuerte auf die Tür zu. Als er einen Blick über die Schulter warf, stand Richmond immer noch da. Er sah verblüfft aus.
    Er tappte durch einen Korridor, fand eine Herrentoilette, spritzte sich etwas Wasser ins Gesicht. Danach war ihm ein bißchen weniger schwindlig, aber er brauchte Luft, dachte er. Er ging zum Hintereingang hinaus. Einer der Roadis war dort, der Mann mit der silbern verspiegelten Sonnenbrille. Er starrte Sandy an und sagte kein Wort. Balrog war auch da, direkt neben der Tür festgebunden. Er bellte, und Sandy tätschelte ihm den Kopf, bevor er sich auf den Weg zur Straße machte.
    Ein paar Leute trieben sich noch vor der Halle herum, und auf dem Bürgersteig war ein bißchen Betrieb. Sandy ignorierte ihn, lehnte sich an die Wand und genoß die kühle Nachtluft. Es war das, was Richmond wollte, dachte er bei sich. Der Junge hatte sich in seinem ganzen bisherigen Leben nichts so sehr gewünscht, wie Pat Hobbins zu sein, und jetzt würde er bekommen…
    »Sandy?« sagte eine kleine, ängstliche Stimme an seinem Ellbogen.
    Er drehte sich um, schaute hin und hatte ein seltsames, leises Gefühl von Desorientierung, von déjà vu. Das halbwüchsige Mädchen, das dort stand und ihn ansah, kam ihm merkwürdig bekannt vor, aber in seiner halbbetrunkenen Benommenheit konnte er sie nicht unterbringen. Sie war klein und dünn, mit flachen Brüsten unter einem Nazgûl-T-Shirt, das ihr mindestens drei Nummern zu groß war. Ihre Hand zupfte an seinemÄrmel, und sie hatte Ringe an jedem einzelnen Finger. Ihr Gesicht war grün verschmiert, wo ihr Augen-Makeup zerlaufen war, und die großen braunen Augen sahen aus, als ob sie jeden Moment wieder anfangen würden, Tränen zu vergießen. »Ich kenne dich«, sagte Sandy.
    Sie lächelte dünn. »Freut mich, daß Sie sich erinnern. Ich bin Francie.«
    »Francie?« sagte Sandy. Dann fiel es ihm wieder ein. Maggio und das Come On Inn. »Klar«, sagte

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