Armegeddon Rock
Blick von Faxons klaren grünen Augen und wußte, daß diese Augen ihn völlig durchschauten. »Ich glaube, du weißt die Antwort darauf schon«, sagte Sandy.
»Sicher«, sagte Faxon. »Nur ist die Antwort unmöglich.« Er trank seinen Chivas aus, sah sich nach einem Helfer um und schickte ihn zum Nachfüllen.
»Was immer es war, der Hund hat es wieder völlig aus ihm rausgescheucht«, sagte Sandy, als Faxon ein neues Glas in der Hand hatte.
Faxon nahm einen großen, kräftigen Schluck. Eine Menge seiner Eiswürfel waren geschmolzen, und was er da hinunterstürzte, war größtenteils Scotch. Er trank wie ein Mann, der sich gründlich besaufen will. »Es war keine gute Show«, sagte er. »Es war eine durchwegs schreckliche Show, bis zum Schluß. Und dann ist etwas passiert. Ich konnte es da oben fühlen. Richmond hat sich verändert. Und als er sich verändert hat, hat es auch den Rest von uns verändert.« Er schnippte mit den Fingern. »Wir waren wieder die Nazgûl. Für einen Song war es so wie damals. Die Musik war lebendig, und man konnte die Energie spüren, die von der Menge ausströmte. Ich konnte nicht glauben, daß es passierte. Alles, was wir wollten, alles, worum wir uns die ganze Nacht und in alldiesen Übungswochen bemüht haben, ganz plötzlich war es da. Und weißt du was? Es hat mir Angst eingejagt. Ich hab mir echt vor Angst in die Hosen gemacht.« Er trank noch mehr Chivas und schaute nachdenklich drein. »Aber ich will es wieder, Sandy. Soviel weiß ich. Was zum Teufel heute nacht da oben auch immer passiert ist, ich will, daß es wieder passiert.«
»Ich hab das Gefühl, das wird’s auch«, sagte Sandy.
Peter Faxon stellte sein leeres Glas beiseite. »Ich muß los, Tracy anrufen und ihr erzählen, wie’s gelaufen ist«, sagte er. »Aber ich hab keinen Schimmer, was ich sagen werde.«
Auf dem Weg nach draußen kam Faxon an Larry Richmond vorbei, der eben zurückkam. Er blieb stehen und klopfte dem Jungen auf die Schulter und sagte ein paar Worte, und Richmond lächelte. In dem Moment, wo Faxon ihn verließ, stürmten Gönner, Groupies und Mitglieder der Crew auf ihn ein. Er grinste wie ein Sechsjähriger am Weihnachtsmorgen, der eben den Weihnachtsmann tot in seinem Wohnzimmer gefunden hat und sich jetzt erst klar wird, daß er alle Geschenke für die ganze verdammte Welt kriegt. Gopher John hatte auch seine Anhänger, die ihn wie ein Schwarm fetter, begeisterter Bremsen umschwirrten und ihm Bierflaschen brachten, die sich dann zu dem wachsenden Haufen leerer Flaschen zu seinen Füßen gesellten. Und Maggio lümmelte sich in einem großen Sessel, als wäre es ein Thron. Er lachte lärmend und gab einen Sturzbach von Worten von sich, mal lauter, mal leiser, so daß Sandy auf der anderen Seite des Raumes nur seltsame, unzusammenhängende Fetzen aufschnappte. Er hatte bereits ein Mädchen auf seinem Schoß, und seine freie Hand war oben unter ihrer Bluse und streifte dort umher. Ein anderes Mädchen, noch jünger und hübscher, saß auf der Armlehne seines Sessels, und er schenkte ihr mehr Aufmerksamkeit als derjenigen, die er streichelte. Die Blondine, die bei der Fete vor der Show mit ihm zusammengewesen war, war fünf Fuß weit weg und machte ein böses Gesicht.
Sandy besorgte sich noch einen Screwdriver und ließ sich von einem Menschenknäuel zum anderen treiben, hörte zu und gab ab und zu den einen oder anderen Kommentar von sich. Irgendwie war ihm nicht sehr nach Reden zumute. Die Erregung war ansteckend, aber Sandy schien immun und abgesondert zu sein. Vielleicht verstand er zu viel. Er wanderte herum und hielt nach Ananda Ausschau, aber sie schien zusammen mit Gort weggegangen zu sein. Als er schließlich beim vierten oder fünften Screwdriver war und der Wodka den Raum in einen angenehmen weichen Dunst hüllte, bemerkte er, daß er vor Larry Richmond stand und in Patrick Henry Hobbins’ Gesicht starrte. »Was war das für ein Gefühl?« hörte Sandy sich fragen.
»Es war toll!« sagte Richmond voller Begeisterung. Er fing an, darüber loszuschwatzen, wie wundervoll es war, bei den Nazgûl zu spielen.
»Nein«, sagte Sandy abrupt, »ich meine, der letzte Song, was war das für ein Gefühl? Als die Veränderung eintrat. Du hast einen Sprung gemacht, weißt du. Als ob du einen Schlag oder so was gekriegt hättest. Du hast einen Sprung gemacht und den Song unterbrochen.«
»Ja, ich weiß«, sagte Richmond mit einer Spur von Verwirrung in der Stimme. »Es war aber kein Schlag. Ich
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