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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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fühlte Fell und warme Nässe zwischen seinen Fingern, sog den Atem ein und rappelte sich auf.
    Francie gab einen kleinen, wimmernden Laut von sich und wich zurück. »Blut«, sagte sie.
    Sandy sah nach unten, und ihm wurde übel. Er wollte sich übergeben. Er konnte spüren, wie es ihm im Hals hochkam und ihn würgte; er kämpfte darum, es unten zu behalten. Wellen der Benommenheit überspülten ihn. Er zwang sich, niederzuknien und es von nahem zu betrachten.
    Blut. Eine Menge Blut. Dort neben den Mülltonnen, von Fliegen bedeckt und noch warm, lag Balrog. Oder was von Balrog übrig war. Die Kehle des Hundes war aufgeschlitzt worden, und er lag in einer sich ausbreitenden Lache seines eigenen Blutes.
    Sandy streckte zaghaft eine Hand aus, um den Kopf des Hundes zu berühren, die fliegenbedeckten, starren blinden Augen. Der Kopf bewegte sich mühelos, in einem unmöglichen Winkel. Eine riesige, offene, nasse Wunde tat sich in seinem Hals auf, und frisches Blut strömte heraus. Francie schrie.
    Wer immer das getan hatte, war stark gewesen, dachte Sandy wie betäubt; hatte Halsmuskeln, Sehnen und Fleisch mit einem einzigen sauberen Streich durchtrennt, direkt bis zum Knochen geschnitten, dem Hund fast den Kopf abgetrennt. Francie schrie erneut, lauter.
    Benommen kam Sandy auf die Füße. Francie sog zwischen den Schreien den Atem ein und schrie dann wieder. Jemand kam den Durchgang entlanggerannt. Francie drückte sich rücklings gegen die Ziegelsteine und rollte sich klein zusammen, die beringten Hände vor dem Gesicht. Sie schrie. Schrie. Sie hatte ein hohes, dünnes Schreien, erfüllt vom Schock und fast unvorstellbarem Schmerz, und als sie es wieder und wieder hinausschrie, merkte Sandy, daß er sie mit einem plötzlich anwachsenden Schrecken betrachtete, der das, was er für den armen, verstümmelten Hund empfunden hatte, in den Schatten stellte. Er erkannte dieses Schreien wieder. Er kannte dieses gottverdammte Schreien. Und er wußte jetzt, warum Francie ihm so unheimlich bekannt vorgekommen war.
    Er war ihr im Come On Inn begegnet, das war richtig.
    Aber danach hatte er sie erneut gesehen, nicht nur einmal, sondern etliche Male. Er hatte sie gesehen, und er hatte sie schreien gehört. Er hatte sie in seinen Träumen gesehen, bei einem Konzert, nackt und blutend und an ein großes x-förmiges Kreuz geschlagen.

22
     
     
    When logic and proportion have fallen sloppy dead /
    And the White knight’s talking backwards
     
     
     
    UND DANN… UND DANN… Sandy wußte es nicht mehr. Er erinnerte sich nicht, von den Überresten des Hundes fortgestolpert zu sein, erinnerte sich nicht, daß ihm übel gewesen war, erinnerte sich nicht, daß die Tür aufgegangen und all die Leute herausgestürzt waren. Alles war ein Schleier aus Blut und Wodka. Francie sah Maggio in die Nacht hinausstolpern, und sie rannte weinend zu ihm hin und warf ihre Arme um ihn. Er sah zuerst perplex aus. Dann lächelte er sonderbar, fast freundlich, und erwiderte ihre Umarmung. Es gab Rufe, Gedränge, Fragen und Aufschreie. Ein Polizist bellte Befehle; keiner beachtete ihn. Sandy merkte, daß er es nicht ertragen konnte. Er trat in die Gasse zurück, weg von dem Lärm, weg von dem Blut. Larry Richmond kam heraus, und die Menge machte ihm Platz. Als Richmond Balrog sah, wurde er hysterisch. Jemand hielt ihn fest und schüttelte ihn, als Sandy der Szene den Rücken kehrte und die Straße entlang davonging. Er begann zu traben und war sich nur halb bewußt, wo er hinwollte.
    Dunkle Straßen, noch belebt. Seine Hose war zerrissen, seine Handfläche war aufgeschürft, und seine Hände waren blutbesudelt. Seine Hemdbrust war feucht von Orangensaft-und Wodka-Spritzern, die ihm hochgekommen waren. Die Leute wichen ihm aus, wenn sie ihn kommen sahen. Sandy bemerkte es kaum. Er lief schneller.
    Er hörte Schritte auf dem Bürgersteig hinter sich, die leichten Schritte von jemandem, der rannte. Plötzliche irrationale Furcht überwältigte ihn, und er stürmte davon, versuchte zu entkommen, rannte und rannte. Sie holte ihn trotzdem ein. Sie war schneller als er. Sie packte ihn an der Schulter und wirbelte ihn herum und er sah, es war Ananda, es war nur Ananda. Er zitterte und packte sie und zog sie so fest an sich, wie er konnte, hielt sie fest, klammerte sich an sie, seinen Anker in einem Ozean von Blut und Dunkelheit. Sie strich ihm über die Haare. »Ganz ruhig«, sagte sie, »ganz ruhig, Liebster. Es ist alles in Ordnung. Es ist alles in

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