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Arminius

Arminius

Titel: Arminius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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forttrieb. Wie sehr war er inzwischen des Kämpfens überdrüssig geworden! In den letzten Jahren, den glücklichsten seines Lebens, hatte er großartige Dinge erlebt, das Heranwachsen seiner Tochter, wie sie sprechen und laufen lernte, wie sie ihre kleine Welt eroberte und sich ihre Eltern, eigentlich mehr ihn als seine Frau, Untertan machte mit der sanften Gewalt ihrer Liebenswürdigkeit, das Sprießen der jungen Saaten, die Geburt eines Fohlens oder eines Kalbes, überhaupt den unvergleichlichen Beginn des Lebens. Manchmal, in dunklen Stunden, drückte ihn sein Gewissen. Wie viele Menschen hatte er im Kampf getötet! Und nun durfte er erleben, welche Mühe sich die Natur damit machte, Leben hervorzubringen. Waren all die Erschlagenen, die er auf dem Kerbholz hatte, nicht auch die Söhne von Vätern und Müttern?
    »Nur Wotan weiß es und Tyr, warum ich mich als Bauer soviel besser fühle«, seufzte er aus tiefstem Herzen.
    »Weil du eben kein Bauer bist!«, sagte Elda leise.
    »Mag sein«, erwiderte er traurig.
    »Und einen Bauern würde ich auch nicht lieben, mein Fürst, mein Held, mein König!«, flüsterte sie und biss ihn so schmerzhaft ins Ohrläppchen, dass er laut aufschrie und sich sogar Blut auf der roten Haut zeigte.
    »Der Schmerz soll dich immer an mich erinnern, wenn dich die Frauen der anderen Stämme umgarnen!«
    »Dazu wird es nicht kommen. Zum Opferfest bin ich zurück, wenn wir die reiche Ernte feiern werden.« Er machte sich los, eilte zu seinem Pferd, wo Ansar schon mit den Waffen wartete. Plötzlich hatte er das Gefühl, er könne umso eher zurückkehren, je rascher er aufbräche.
    Arminius saß bereits auf seinem Rappen, als Elda noch einmal zu ihm kam. Er beugte sich zu ihr hinunter. Mit ihren langen, schlanken Fingern fuhr sie durch sein widerspenstiges Haar und flüsterte ihm etwas ins Ohr, das ihn traf wie ein Beil und ihn betäubte.
    »Ich bin schwanger!«

    Mit Versprechungen und Drohungen hatte Germanicus seinen Truppen zugeredet, von der Meuterei abzulassen. Aber die Männer waren zu erbittert darüber, dass Augustus ihre Dienstzeit um fünf Jahre heraufgesetzt hatte, ohne ihren Lohn zu erhöhen. Jetzt, da er verstorben war, verlangten sie von seinem Nachfolger, dieses Unrecht aus der Welt zu schaffen. Die Stimmung unter den Legionären war kurz vor dem Siedepunkt. Der verlängerte Militärdienst, die Misshandlung durch ihre Anführer, das tägliche Unrecht – all das hatte sie erbittert. Viel böses Blut hatte sich gebildet, das nach einem Aderlass verlangte. Ein Funke würde genügen, um ihre Erregung wie trockenes Holz auflodern zu lassen.
    Das Ereignis fand sich bald, denn vor Germanicus, der den Soldaten schon Zugeständnisse gemacht hatte, trat ein Soldat und behauptete so laut, dass es alle hören konnten, der Centurio Martius habe seinen Bruder zu Tode geprügelt. Daraufhin jagte die wütende Menge diesen Centurio und brachte ihn schließlich in ihre Gewalt. Von der Tribüne herab musste Germanicus hilflos mit ansehen, wie die Legionäre die Gasse bildeten und Gerten verteilten. Kein Zweifel – sie wollten den Führer der Hundertschaft vor seinen Augen totschlagen.
    Da behauptete in letzter Sekunde ein anderer Soldat, dass der Beschwerdeführer gar keinen Bruder besäße. Es ging eine Weile hin und her, bis sich herausstellte, dass der Ankläger tatsächlich keinen Bruder im Lager hatte und seine Geschichte vollkommen erlogen war, um der Empörung neue Nahrung zu geben. Beschämt gingen die Soldaten auseinander.
    In der Nacht machten Prätorianer, die sich als Legionäre verkleidet hatten, Jagd auf die Rädelsführer. Sie lockten sie aus den Unterkünften und erstachen sie im Schutze der Nacht.
    Am anderen Morgen begleitete Germanicus seine Frau Agrippina mit den drei Kindern zur Kutsche. Das fiel ein paar Soldaten auf, die Alarm schlugen. Schnell hatten sich viele Männer eingefunden. Einer von ihnen baute sich vor Germanicus auf und stellte ihn laut zur Rede: »Wo willst du denn hin?«
    »Ich bleibe hier bei euch, aber meine Frau und meine Kinder werden das Lager verlassen!«, erwiderte Germanicus.
    »Wohin begeben sie sich, Feldherr?«
    »In Sicherheit. Zu den Ubiern!«
    Ein kräftiges Raunen erhob sich. Verwunderte Rufe wurden laut.
    »Zu den Ubiern?«
    »Zu den Germanen?«
    »Was sollen sie denn dort?«
    Der Mann, der sich Germanicus in den Weg gestellte hatte, hob den Arm zum Zeichen, dass die anderen schweigen sollten. »Weshalb schickst du sie zu den

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