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Arno-Linder 1: Papierkrieg

Arno-Linder 1: Papierkrieg

Titel: Arno-Linder 1: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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Lippen auf der Stirn spürte, der zweite bestand darin, dass ich ins Dekolleté linsen konnte, ohne dass es ihr auffiel. Es hatte aber auch einen Nachteil.
    »Mein Gott, du glühst ja richtig.«
    Sie nahm mein Gesicht in die Hand und gab mir einen kleinen Kuss. »Tut mir leid, ich dachte, du hättest mich einfach nur vergessen, ich wusste doch nicht, dass du so krank bist. Was hat denn der Doktor gesagt?«
    Wieder musste ich ein wenig husten, als ich sprechen wollte, aber dann ging es doch. »War keiner da.«
    »Du hast über 40 Grad Fieber, du zitterst am ganzen Körper und dir rinnt der kalte Schweiß aus allen Poren. Du brauchst unbedingt einen Arzt.« Sie holte ihr Handy aus der Tasche und wollte gerade eine Nummer wählen, als ich sie unterbrach. »Warte, ich kann mir das nicht leisten.«
    »Was soll das jetzt wieder heißen, das zahlt doch sowieso die Versicherung.«
    »Ich bin aber nicht versichert.«
    »Jeder ist versichert, wir sind ja nicht in Amerika.«
    »Ich nicht.«
    »Jeder ist über seinen Arbeitgeber versichert, für dich zahlt die Uni Wien.«
    »Nein, tut sie nicht.« Wieder musste ich husten.
    »Was sind denn das für Verträge? Ihr solltet euch beschweren und auf rechtmäßige Vertragssituationen drängen. Mit Solidarität lässt sich viel Druck ausüben.«
    »Laura, in all diesen klassischen kultur- und geisteswissenschaftlichen Fächern kann man nur an der Uni überleben. Wer die Situation nicht akzeptiert, der kann sich ja einen anderen Job suchen.«
    »Aber es studieren doch so wenige in solchen Fächern, sind da nicht genügend Plätze frei?«
    »Hast du eine Ahnung, es sind zwar pro Jahrgang nur vier oder fünf Absolventen, aber die führen einen Vernichtungskrieg gegeneinander, sowohl fachlich als auch menschlich.«
    »Ihr seid ja schlechter gestellt als irgendwelche Gastarbeiter.«
    »Genau.«
    »Das ist sehr nachlässig von dir, du solltest einen Teil deines Lohns vernünftig einsetzen und dich selbst versichern, wenn es dein Arbeitgeber schon nicht tut.«
    »Du machst Witze, bei zehn mal 700 Euro im Jahr geht sich das nicht aus.«
    »Was, das verdien ich ja fast im Monat. Wie lebst du von dem Geld?«
    »Na ja, siehst du ja. Außerdem arbeite ich im Sommer in Inzersdorf auf den Schlachthöfen. Ich hab mir Anatomiebücher gekauft und eigene Messer, ich bin ziemlich gut. Ich darf die Lämmer und die Kälber zerteilen.«
    Laura blickte mich mit einer Mischung aus Verwunderung und Abscheu an. »Woher hast du denn das Geld, um mich einzuladen und das alles?«
    »Was glaubst du?«
    »Raubst du alte Frauen aus?«
    »Ach was, aber glaub nicht, ich steck aus reinem Spaß an der Freud in der Sache drin.«
    Laura dachte nach. Sie war geradezu fasziniert von der Idee, dass es in Österreich Menschen gibt, die nicht sozialversichert sind. »Und wenn du zum Zahnarzt musst, was dann?«
    »Keine Chance.«
    »Was willst du dann mit dem Zahnweh machen?«
    »Hoffen, dass ich bis dahin einen Pott geknackt habe, der mir ein bisschen was bringt.«
    »Bis dahin lebst du am Rande des Abgrunds.«
    »Die politisch korrekte Bezeichnung, die wir auch für uns selbst verwenden, ist ›Tänzer am Vulkanesrand‹.«
    »Wie stellst du dir eigentlich deine Zukunft vor, macht dir der Gedanke daran gar keine Angst?«
    »Mein zweiter Vorname ist Abenteuer.«
    »Nein, Dummkopf.«
    Sie schien ein paar Augenblicke lang zu überlegen. Als sie sich neu orientiert hatte, sprach sie weiter. »Du bist also in die Sache eingestiegen, weil du dachtest, es könnte schnelles Geld für dich dabei herausschauen.«
    »So in etwa.«
    »Worum ging’s da?«
    »Ich hab eigentlich nur jemanden heimgefahren.«
    »Na, und weiter?«
    »Der ein bisschen unter Mordverdacht gestanden haben könnte, wenn man ihn dort angetroffen hätte, wo ich es getan habe.«
    »Und dann, wie ging’s weiter?«
    »Ich denke, das weißt du sehr gut selber.«
    »Woher soll ich denn das wissen?«
    »Weil du Benders Anwältin bist.«
    »Auch seinem Anwalt verschweigt man Dinge.«
    »Hättest du nicht Anwältin sagen müssen?«
    »Mir gefällt einfach Anwalt besser. Anwältin, das klingt so noch Urältin oder Ähnlichem. Aber zurück zur Sache, du entwischst mir nicht. Also, hinter was bist du her?«
    »Tu nicht so, Laura. Du bist doch nicht auf den Kopf gefallen, kannst du dir doch zusammenreimen, wenn du’s nicht längst weißt. Ich glaube sogar, du weißt davon länger als ich.«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »So ein Gefühl. Kann sein, dass Bender dich von

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