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Arno-Linder 1: Papierkrieg

Arno-Linder 1: Papierkrieg

Titel: Arno-Linder 1: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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glatt wie ein Fisch, Linder. Aber wir kriegen Sie noch!«
    Damit trampelten sie zur Tür und verschwanden. Offenbar aber waren sie auf der Polizeischule mit dem Prinzip Tür nicht hinreichend bekannt gemacht worden, denn sie hatten vergessen, sie hinter sich zu schließen. Aber das war mir egal. Ich kuschelte mich einfach in meine Decke und döste ein. Sofort fiel ich in Tiefschlaf, aus dem mich mein Handy riss. Ich konnte noch keine Viertelstunde geschlafen haben, als ich schon wieder hellwach war. Mein Schädel dröhnte, meine Finger zitterten und ich hatte durchaus Mühe, meine Sinneswahrnehmungen mit meinen Handlungen übereinstimmen zu lassen. Irgendwie schaffte ich es noch, das Handy abzunehmen. Meyerhöffer war dran. Er überfiel mich mit einem Orkan aus Vorwürfen und Beschuldigungen. Ich hielt den Hörer ein paar Zentimeter vom Ohr weg, wartete ab und nützte die Zeit, um im Kopf wieder so richtig klar zu werden. Als es soweit war, unterbrach ich ihn. »Jetzt hören Sie mal. Erstens halte ich es für unklug, dass Sie mich anrufen. Gott sei Dank sind die Krimineser keine Atomphysiker, sonst hätten sie schon einen Abhörbeschluss gehabt, bevor sie bei mir waren. So werden sie den erst morgen früh haben. Zweitens macht das überhaupt nichts. Die beiden werden über kurz oder lang über den echten Täter mitsamt Waffe stolpern, nur keine Sorge. Dem Töchterchen wird nichts passieren.«
    »Woher wollen Sie das so genau wissen?«
    »Weil ich die Ohren offen halte. Der Mörder ist auch anderen auf die Füße getreten, die behalten ihn noch ein Weilchen in der Hinterhand, bis deren Geschäft über die Bühne gegangen ist und dann wird er der Polizei serviert.«
    Ich hörte Meyerhöffer schlucken. Das war ihm gar nicht recht. Denn dann wäre er den Papyrus für immer los und außerdem in Gefahr, nochmals in die Sache hineingezogen zu werden.
    »Dagegen können Sie nichts mehr machen?«
    »Gegen was?«
    »Dass der echte Täter überführt wird.«
    »Ich denke nicht.«
    Ich hörte förmlich Meyerhöffers Rädchen durchs Telefon. Er kalkulierte wie verrückt. »Wird auch irgendwie gehen. Aber halten Sie nur meine Tochter raus.«
    »Keine Sorge.«
    »Sobald der Täter verhaftet ist, können Sie bei mir Ihr Geld abholen.«
    »Apropos, Herr Meyerhöffer. Sagen Sie, hat eigentlich einmal eine Frau Lignamente in Ihrer Kanzlei gearbeitet?«
    Er dachte nach. »Nein. Ich glaube nicht.«
    »Vielleicht als Konzipientin? Sehr intelligent, wunderschön, dunkelhaarig? Sind Sie sich sicher?«
    »Nein, ich bin mir sicher. Hat nie bei uns gearbeitet.«
    »Na, kann man nichts machen. Bis dann. Behalten Sie einen kühlen Kopf. Rufen Sie mich nie mehr an und löschen Sie die Nummer aus Ihrem Telefon.« Ich legte auf, ohne seine Antwort abzuwarten.
    Meine Gedanken kehrten zurück zu Laura. Ich war zu müde und zu krank, um dem Schmerz lange standzuhalten. Erschöpft fiel ich in ein Koma. Schwarze, weiche Fluten spülten mich in langer Dünung auf einen Ozean unter einem mitternachtsblauen Himmel. Nur Sterne gab es keine mehr.
     

VIII
    Langsam stieg ich aus der schwarzen Tiefe empor. Dabei passierte ich hellere Gefilde, in denen ich träumte. Was, war schwer zu sagen. Dann erwachte ich. Irgendetwas hatte sich geändert. Im Dämmerzustand brauchte ich ein paar Augenblicke, um gänzlich zu mir zu kommen. Noch nicht ganz wach, begann ich, mich zu orientieren. Das Kopfweh und auch das Fieber waren noch da. Ebenso wenig war die Erschöpfung verschwunden. Aber ich war mir sicher, dass sich irgendetwas geändert hatte. Als ich soweit war, dass ich die Augen öffnen konnte, wurde klar, was anders war. Ich war nicht mehr allein. Vor mir stand eine Frau. Wider besseres Wissen hoffte ich einen Moment. Nein, es war nicht Laura. Vor Enttäuschung wäre ich fast wieder eingeschlafen, aber letztendlich gewann meine Neugier die Oberhand über mein Schlafbedürfnis. Ich schaute genauer hin. Es war weiblich, kurvig, jung. Außerdem war es stark geschminkt und seltsam gekleidet. Irgendwoher kannte ich es, konnte es aber nicht genau einordnen. Dann kam die Erleuchtung. Vor mir stand die Trashqueen aus dem Computerladen.
    Sie beugte sich vor und beäugte mich kritisch. Irgendwas sagte sie, aber so ganz drang es nicht bis zu mir durch. Was allerdings durchdrang, bis ins Kleinhirn, waren ihre sekundären Geschlechtsmerkmale unter dem dünnen, kanariengelben Shirt mit dem tiefen Dekolleté. Ganz sicher, ob ich vielleicht nicht doch halluzinierte, war ich mir

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