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Arno-Linder 1: Papierkrieg

Arno-Linder 1: Papierkrieg

Titel: Arno-Linder 1: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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die Anzahl der Permutationen auf eine Menge von n Elementen genau n ist, hatte ich jede Menge Arbeit vor mir. Schließlich reicht die Palette der zwölf möglichen Wörter im Serbischen von ›moral‹ bis zu ›instrukcija‹, alles zusammengerechnet waren es über 200 Möglichkeiten. Irgendwann hatte ich alle durch, jedoch ohne Resultat. Der Zugang zu den lebensrettenden Daten blieb mir verwehrt.
    Wie ich so grübelnd vor dem Computer saß, fiel mir siedend heiß ein, dass ich Laura versprochen hatte, sie anzurufen. Ich holte mein Handy heraus und wollte ihre Nummer wählen, als mir schlagartig bewusst wurde, dass ich jetzt nicht mit ihr reden wollte. Also beschloss ich, ihr zu simsen.
    Ich war gerade beim Schluss, der aus »Küsse, Arno« bestand, angelangt, als ich des Rätsels Lösung hatte. Das Handy legte ich beiseite und tippte ›C, m, d, d‹ in das Dialogfeld. Daraufhin erschien eine Excel-Datei mit Namen, Preisen, Kontaktadressen, Daten und Gegenständen.
    Ich war vielleicht ein skrupelloser Arsch, aber auch ein Genie. Das entschädigt für vieles. Imponierende Idee von Frau Mihailovic, das Passwort durch die T9-Schreibhilfe eines Handys zu schicken. Würde ich mir merken müssen.
     

VI
    Eifrig blätterte ich durch das Dokument. Es war zwar anfangs nicht ganz leicht herauszufinden, wie alles zusammenhing, aber nach und nach lernte ich Mihailovics Buchführung zu lesen. Zuerst ordnete ich die verkauften Gegenstände, denn nur um die handelte es sich, nach dem Zeitpunkt, da sie Mihailovic in die Hände gefallen waren. Unter der Gruppe der Einträge, die für das Geschäft zwischen Bender und Mihailovic infrage kamen, gab es unter etwa zwei Dutzend Namen nur einen, den ich kannte und der noch dazu einer der Player in unserem kleinen Spiel war: Meyerhöffer. Er hatte vor zehn Tagen ein Bild von Mihailovic gekauft, einen kleinen russischen Impressionisten aus dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Im Gegensatz zu den anderen Käufen, die er beim Serben getätigt hatte und den Gemälden, die ich in seiner Villa gesehen hatte, fiel dieses Bildchen aus dem Rahmen. Weder vom Preis noch von seinen Maßen her passte es in Meyerhöffers Kunstverstand. Mit 50 x 30 und dem Titel ›Gans auf einer Sommerwiese‹ schien es nicht dazu geeignet zu sein, zu beeindrucken und zu repräsentieren.
    Neben Meyerhöffers Vorlieben und dem Erwerbs- und Verkaufsdatum fügte es sich auch sonst gut in die Sammlung eines russischen Kunstfreundes. Alles passte haargenau zusammen. Erleichtert lehnte ich mich zurück und speicherte die Datei unter anderem Namen irgendwo in den chaotischen Abgründen meiner Harddisk.
    Ich erhob mich und setzte Wasser auf. Während ich darauf wartete, dass es zu kochen beginnen würde, reinigte ich meine Arare gründlich mit einem feuchten Tuch und stellte mich vor meinen Speiseschrank. Ebenso wie meine Teekanne stammt auch meine Teesammlung noch aus einer Zeit, als das Geld ein wenig üppiger vorhanden gewesen war. Nach eingehender Untersuchung fanden sich zwei Teesorten, die dem Augenblick angemessen waren. Der eine war ein Matcha Hikari, ein gepulverter, japanischer Grüntee der absoluten Spitzenklasse. Die saftig grüne Tasse besitzt ein völlig eigenes, leicht süßliches Aroma. Die Hikaritees sind recht selten und bieten ein außergewöhnliches Erlebnis.
    Der andere in der Auswahl war ein Keemun Chuen’cha, einer der wenigen chinesischen Schwarztees von internationalem Renommee. Ich hatte ihn in einer luftdichten Box verschlossen, denn die Qualität schwankt enorm zwischen den einzelnen Ernten und manchmal ist jahrelang kein ordentlicher zu bekommen. Seine bräunlichrote Tasse besitzt eine Ahnung von Rosenaroma und er ist samtig weich, wie die Schenkel einer Göttin.
    Nachdem ich eine Weile die verschiedenen Für und Wider gegeneinander abgewogen hatte, pfiff der Teekessel und es musste eine Entscheidung getroffen werden, bevor ich das Wasser zu Tode kochte. Napoleon kam mir mit seiner Behauptung in den Sinn, dass eine schnelle Entscheidung auf dem Schlachtfeld immer einer richtigen vorzuziehen sei. Also wählte ich den Keemun und goss auf, stellte die Uhr und trug die Kanne zur Couch. Ich hatte etwa zwei Minuten Zeit, um fristgerecht meine andere Belohnung in Form einer Aromatherapie vorzubereiten. Das glückte zwar nicht ganz, aber fast. Ich warf meinen CD-Player wieder an und erfreute mich an Bach, während ich genüsslich an meinem Tee nippte und durch tiefes Inhalieren mein Wohlbefinden

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