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Arno-Linder 1: Papierkrieg

Arno-Linder 1: Papierkrieg

Titel: Arno-Linder 1: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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aufgregt?«
    »Kann i net sagn.«
    »War er weg, so zwischen zehn und zwölf?«
    »Ja, schon.«
    »Er hat nix dabeighabt, wie er heimkommen ist?«
    »Na, net dass i was gmerkt hätt.« Sie stand auf und ging zum Kühlschrank. Das Reden machte sie offenbar durstig. Ich hörte die Kühlschranktür, kurz darauf das Knacken des Dosenverschlusses und lautes Schlucken. Schließlich kam sie zurück. Der Duft ihres Diskontparfüms vermischte sich mit dem des Ottakringer. Die Mischung passte gut.
    »Wenn der Berti irgendwas zu Hause ghabt hätt, würdest du’s mir sagen?«
    »Sicher.«
    »Wegen der Sache sind mindestens vier Menschen abgekratzt.«
    »I komm nur auf drei.«
    »Der Kunsthändler hat eine Frau ghabt, die war auch dran.«
    Das schien sie ein wenig zu irritieren. Aber schnell verbarg sie ihr Gesicht wieder hinter der Bierdose.
    »Wenn du irgendwas weißt, musst du’s mir unbedingt sagen. Dann geht die Sache, für uns zumindestens, vielleicht doch noch gut aus.«
    »Was isn des eigntlich, wohinter die her san?«
    »Ein Papyrus.«
    »Is sowas viel wert?«
    »Doch, schon.«
    »Wie viel?«
    »So 200.000 ungefähr, vielleicht auch noch ein bisserl mehr.«
    Sie pfiff leise durch die Zähne. »Des is ordentlich vül Marie. Woher waßt du des?«
    »Ist mein Beruf.«
    »Dei Beruf, i hab gmahnt, du bist Detektiv?«
    »Wie kommst du auf so was?«
    »Na, wegen deiner Karte!« Sie kramte das inzwischen schmutzige Kartonstückchen aus ihrer Jeans, die über den Stuhl geworfen dalag. »Philologe«, las sie nicht ganz ohne Mühe.
    »Ja, eben.«
    »I hab gmeint, des heißt Detektiv auf Gscheit.«
    »Nein, das heißt nur, dass ich Doktor der klassischen Sprachwissenschaften bin.« Ich musste mich zusammenreißen, um nicht die Wortbedeutung zu dozieren.
    »Ah so.«
    Sie wirkte schwer enttäuscht. Aber nur einen Augenblick. Dann blickte sie wieder ganz zuversichtlich drein.
    »Und da beschäftigt man sich mit solchenen Papyrüsse?«
    »Nebenher schon ein bisschen, ja.«
    »Mit was dann hauptsächlich?«
    »Grammatik, Rhetorik, Poesie, den großen Dramatikern und Philosophen.«
    »Grammatik, des hama auch ghabt, des war oarsch, für nix zum brauchen.«
    »Meinst?«
    »Sicher.«
    »Wenn ein Klempner vorbeikommt und den Unterschied zwischen einer Rohrzange und einer Flaschenklemme nicht kennt. Was denkst von dem?«
    »Dass es a Oasch-Klempner is.«
    »Genau.«
    Sie schaute mich nachdenklich an. Langsam ging ihr der Sinn auf. »Du manst, ma sollt des scho wissen, wenn ma den ganzn Tag red?«
    Ich nickte. Sie lächelte mich verschmitzt an. »Hast recht, interessiert mi aber trotzdem nicht.«
    Das regte mich aber auch überhaupt nicht auf, weil ich zum Ausgleich geküsst wurde. Und gegen einen Kuss verblasst das beste Argument.
    Zu mehr als einem Kuss kam es nicht, denn das Schicksal führte Regie. Zuerst klingelte mein Handy, weil irgendeine SMS eintraf, der ich aber unter dem Lippenkontakt keine Bedeutung zumaß. Dann trat wer die Türe zu meiner Wohnung ein. Herein kam Berti. Rotglühend und bewaffnet.
     

XI
    Er trug eine graue Jeans und schwarze Cowboystiefel, eine dunkelblau glänzende Bomberjacke und einen klobigen, schwarzen Revolver. Seine Augen wirkten wie Neonleuchten, angeheizt vom Koks war er nicht mehr ganz von dieser Welt. Wenn er das jemals gewesen sein sollte.
    Berti machte zwei große Schritte auf uns zu. Ich versuchte, mich zwischen ihn und Mila zu schieben. Erst als wir fast Brust an Brust standen, fiel mir auf, dass er beinah einen Kopf kleiner war als ich. Das machte aber die Knarre locker wieder wett. Er war so außer sich vor Wut, dass er zwar etwas sagen wollte, aber offenbar nicht die richtigen Worte finden konnte. Also sprang ich ein. Mit leicht gehobenen Händen, die Innenseiten zu ihm gewandt, versuchte ich, ihn zu beruhigen. Solche Versuche wirken immer lächerlich, aber mir fiel partout nichts Besseres ein.
    »Hören Sie, wir haben viel Zeit, vielleicht können wir reden. Wenn einer tot auf dem Boden liegt, nützt das keinem was.«
    Berti starrte mich an, als ob ich Sanskrit gesprochen hätte. »Leck mi, Gschleckta.«
    Er schob mich zur Seite, nicht ohne freundlicherweise den Lauf seines Revolvers zwischen meine Augen zu pressen. Mila wich vor ihm zurück. Zu seinem offensichtlichen Bedauern setzen die bescheidenen Dimensionen meiner Wohnung solchen Versuchen ein rasches Ende. Voll Hass starrte er Mila an und brüllte ihr aus kürzester Distanz ins Gesicht. Sein Kopf war rot, ihrer kreidebleich.
    »Du

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