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Arno-Linder 1: Papierkrieg

Arno-Linder 1: Papierkrieg

Titel: Arno-Linder 1: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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schreckgeweiteten Pupillen an.
    »So, Berti. Du wirst jetzt gehen. Ganz leise und ruhig, ohne den geringsten Aufstand. Dann steigst du in dein Auto und vergisst die ganze Sache. Am besten an irgendeinem Ort, weit weg. Nimm alles Geld mit, das du tragen kannst.«
    Berti zeigte keine Reaktion auf meine Ansprache. Ich drückte ihm das Messer ein wenig fester an sein Fleisch und fragte freundlich, in meiner besten Kellnerstimme: »Hast du verstanden, was ich von dir will?«
    Zitternd nickte er. Ich schwang mich von ihm herunter, die Klinge behielt ich an seinem Hals. Zögernd erhoben wir uns beide. Ich war überrascht, Berti versuchte keine Tricks, er war doch offenbar vernünftiger als angenommen. Er machte ein paar Schritte von mir weg, drohte Mila und war draußen. Etwa eine Minute später hörten wir auf der Straße Reifenquietschen.
    »Mila, ich muss jetzt die Polizei rufen, wenn sie nicht bereits auf dem Weg hierher ist. Davor müssen wir noch ein paar Punkte klären. Einverstanden?«
    Mila nickte. Sie rauchte eine Marlboro und war ganz kalt und ruhig.
    »Was hast du Berti geklaut?«
    Sie druckste ein bisschen herum, bis ich sie rüde unterbrach.
    »Sag’s doch einfach, du hast das Papyrus geklaut, nicht?«
    Sie nickte.
    »Berti hat Mihailovic überfallen und es ihm geklaut?«
    Wieder nickte sie.
    »Warst du dabei?«
    Mila schüttelte den Kopf. Diesmal konnte ich ihr glauben, solche Dinge erledigt man besser allein. Wahrscheinlich hatte sie irgendwo in der Lugner City auf ihn gewartet.
    »Wie habt ihr von der ganzen Sache Wind gekriegt? Lass mich raten. Slupetzky hat es Mike verraten, dass er das größte Ding seines Lebens durchzieht. Der hat es Berti gesteckt und ihr habt Geld gewittert. Stimmt’s?«
    Sie nickte nur.
    »Und warum hast du Berti über den Tisch gezogen?«
    »Weil er ein Trottel is. Er wollt nicht weg aus Wien. Ich will dorthin, wos warm is, und mir die Welt anschauen. Aber Berti wollte nur zu Haus rumhängen und fernsehen. Dafür hätt ma den Serben net hamdrahn miaßn. Des hät ma bülliger a habn kennan.«
    Wo sie recht hatte, hatte sie recht.
    »Wo ist das Papyrus jetzt?«
    »Da hinten.« Sie zeigte auf mein Bücheregal. »I hab’s einigsteckt, wie i zu dir kommen bin. Du hast gschlafn.«
    »Warum hast du mir nicht einfach was davon gsagt?«
    »Weil i net gwußt hab, wie du drauf bist. I wollt di zerst kennenlernen.«
    »Mila, pack deine Sachen zusammen. Geh, wohin du willst, aber in zweieinhalb Stunden bist du beim Café Ritter. Dort setzt du dich rein, und wenn die Kiberer weg sind, komm ich dich holen.«
    »Aber …«
    »Kein Aber. Wenn du in meiner Wohnung bleibst, haben wir keine Chance. Vertrau mir. Mach, was ich sage, und das Papyrus ist in fünf Stunden verkauft. Dann haben wir keine Probleme mehr.«
    »Aber ich nehm den Fetzen mit.«
    »Der bleibt bei mir.«
    Sie wollte schon danach greifen, aber ich hielt sie am Handgelenk zurück.
    »Ich hab einen Husarenritt vor mir, ohne Papyrus mache ich das nicht. Entweder wir verkaufen das Ding gemeinsam oder du gehst in den Häfn, ohne Geld und ohne den Fetzen.«
    Sie sah mich mit ihrem unschuldigen kleinen Mädchenblick an, kaute auf ihrer Unterlippe herum und nickte. Während sie ihre Sachen zusammensuchte, wählte ich den Notruf. Nach ein paar frustrierenden Momenten mit der Telefonistin war das auch erledigt. Mila war gerade dabei zu verschwinden, als sie sich umdrehte und fragte: »Warum hast du den Berti laufen lassen?«
    »Weil er uns so viel mehr nützt als anders herum. Jetzt schau, dass du weiterkummst.« Es dauerte keine fünf Minuten, bis die Polizei eintraf, schließlich ist es ja zu Fuß mindestens eine Minute 40 von der Wachstube Belingasse bis zu mir. Eine weitere Viertelstunde später trafen Katze und Fuchs ein. Sie freuten sich, mich wiederzusehen. Es begann sich eine gewisse Routine bei unseren Zusammenkünften einzustellen. Mord, Polizei kommt, findet mich, ich lüge wie verrückt.
    »Na, wen hamma d’n da? Den Herrn Doktor und wie gewähnlich mit anara Leich.«
    Die Katze beugte sich vor und beschaute sich Fred von oben bis unten. »Und was für a schene noch dazu! Gratuliere, prächtiger Fang, Herr Doktor.«
    Wir standen in meiner Küche, die von der Spurensicherung bereits freigegeben worden war. Um uns herum herrschte das übliche Kriminalerchaos. Fingerabdrücke wurden genommen, Spuren untersucht, der Gerichtsmediziner war auch schon da gewesen und wieder verschwunden. Die Rettung hatte den Leichnam mitgenommen, fein

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