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Arno-Linder 1: Papierkrieg

Arno-Linder 1: Papierkrieg

Titel: Arno-Linder 1: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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Ägypter, der macht so was. Ist eh bei dir um die Ecke. Märzstraße im 15ten.«
    »Der neben der Straßenbahnhaltestelle beim Kent?«
    »Genau der.«
    Jetzt war es an mir, Mr. Burns die Ehre zu geben: »Ausgezeichnet.«
    »Du solltest aber etwas Geld mitnehmen, der macht das nicht umsonst.« Ich nickte zuversichtlich.
    »Du bist wieder pleite, stimmt’s?«
    »Na ja, pleite ist relativ. Der Sudan kommt auch irgendwie über die Runden.«
    »Wann hast du das letzte Mal gegessen?«
    »Vor einer Stunde, zwei Croissants.«
    In diesem Moment brachte der Ober Bier, Kaffee mit Wasserglas und ein kleines Herrengulasch.
    »Na, Sie haben S’ doch noch derwartet«, ließ sich der Ober hören.
    »Knapp«, meinte Reichi, »und bringen S’ dem Herrn auch ein Gulasch.«
    »An klein Herrn?«
    »Genau.«
    »Wird aber dauern, ist viel los heut.«
    Den Rest der Unterhaltung vergaß ich, denn der rote Gulaschsaft mit glänzendem Spiegel, auf dem ein gebratenes Ei lag, garniert mit einer Frankfurter und einer fächrig geschnittenen Gewürzgurke, ließ mir das Wasser im Munde zusammenlaufen.
     

V
    Gut gesättigt saß ich hinter dem Schreibtisch in dem kleinen Kabuff, das ich mein Büro schimpfte. Die Architektur der Universität Wien, die nach den Vorstellungen des Kaisers Franz Joseph erbaut wurde, legt viel Wert auf grandiose Fassaden und schmuckvolle Repräsentationsräume. Alleine die beiden Haupttreppen nehmen mehr Platz ein als ein mittleres Einfamilienhaus. Darunter leiden aber notwendigerweise die Räume, in denen sich akademische Arbeit und Leben abspielen. Mein Raum war eben nur der schäbigste und kleinste im ganzen Gebäude.
    Vollgeräumt mit Akten von längst vergessenen Konferenzen und Tagungen, sodass gerade noch ein Schreibtisch hineingezwängt werden konnte. Mein Samowar stand auf einem Stapel Zeugnisunterlagen aus den frühen 70ern. Alles in allem war mein Kabuff ganz Staub und Verwesung. Zwei mumifizierte Topfpflanzen, deren Artbestimmung sich nicht einmal ein Botaniker zugetraut hätte, vervollkommneten den vorherrschenden Charakter der Hoffnungslosigkeit.
    Ich hatte gerade meine Lehrverpflichtung hinter mich gebracht und nun lag auf meiner Schreibtischunterlage die Max-Niemeyer-Ausgabe von Heideggers ›Sein und Zeit‹. Irgendein wohlmeinender Zeitgenosse hatte sie mir einmal geschenkt. Die stümperhaften Etymologien des Freizeitphilologen hatten mich aber nur angewidert und sachlich war bei ihm nichts gesagt, was sich nicht besser auch bei Kant gefunden hätte. Neben dem Buch lagen ein paar Blätter braunes Packpapier und mein Schweizer Messer. Sorgfältig schnitt ich den Schriftsatz der inneren Blätter heraus, sodass ein Hohlraum entstand. Die entfernten Papierreste ließ ich in den Papierkorb fallen. Nachher würde ich sie mitnehmen und entsorgen. Als ich nach etwa zehn Minuten mit der Arbeit fertig war, nahm ich meine Aktentasche auf den Tisch, holte den Revolver heraus und legte ihn in das nun hohle Buch. Ein bisschen Watte dazu, damit die Waffe weniger Spiel hatte, dann klebte ich die inneren Seiten so zusammen, dass sich beim flüchtigen Prüfen dem Blick nur die vollständigen Seiten zeigen würden. Einer genauen Inspektion würde das niemals Stand halten, aber vorerst war es gut genug. Ich ließ die Parafernalien meiner Arbeit gerade verschwinden und wollte das Buch in das braune Packpapier einschlagen, als es an der Tür klopfte.
    Ich setzte mein freundliches Gesicht auf und ließ hereinbitten, doch es handelte sich nicht um Studenten. Ein Paar, das aussah wie der Fuchs und die Katze aus der Pinocchio-Zeichentrickserie, trat ein. Der eine war lang und hager, mit rotem Haupthaar und einem flauschigen roten Backenbart, der sich in Verbindung mit seiner spitzen Nase wie ein Fuchsgesicht ausnahm. Hinter ihm kam sein Kompagnon herein. Kleiner, fettgepolstert mit runder Brille und leicht hinkend. Er war schwarzhaarig, mit einem dünnen langen Schnauzer, der wirkte wie die Schnurrbarthaare einer Katze. Sie stellten sich vor und nahmen unaufgefordert Platz. Man hatte also die Leiche gefunden und die Polizei begann, Ermittlungen anzustellen.
    Ich legte ›Sein und Zeit‹ neben mir auf den Schreibtisch und fixierte meinen Besuch mit strengem Blick. »Meine Herren, was kann ich für Sie tun?«
    »Beantworten Sie einfach unsere Fragen«, ließ sich der Fuchs hören, während die Katze ein Päckchen Zigaretten aus ihrem braunen Mantel hervorkramte, umständlich eine herausschüttelte und sie mit einem

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