Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Arno-Linder 1: Papierkrieg

Arno-Linder 1: Papierkrieg

Titel: Arno-Linder 1: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
Vom Netzwerk:
schließlich steckte ich mitten im Seminar.
    Um mich herum tobte der Kampf der Intellekte, den ich immer wieder durch ein paar gezielte Fragen aufstachelte, wenn er abzuebben drohte, ansonsten aber hielt ich mich zurück. Ein gutes Seminar soll von den Studenten getragen werden, der Lehrer sucht nur die Texte aus. Natürlich schaltet man sich selbst auch hin und wieder ein, schließlich gilt es Überlegenheit zu demonstrieren und sich den Respekt zu erhalten. Aber diesmal, der Vorkommnisse der letzten Tage wegen, war ich kaum vorbereitet und lenkte daher den Verlauf der Stunde weg von der Sekundärliteratur, hin zu mehr interpretativ-assoziativen Themen.
    Meine Gedanken kehrten wieder zum iPhone und den letzten Telefonaten Slupetzkys zurück, als es an der Tür klopfte und die Katze und der Fuchs eintraten. Nach einem kurzen Wortwechsel, in dem sich meine Studenten hinter mich gestellt hatten, denn in ihren Augen war ich Opfer willkürlicher Polizeigewalt geworden, und das auf dem geheiligten Boden der Universität, musste ich die Stunde unterbrechen. Als ich den beiden Beamten auf dem Weg in mein Büro voranging, hörte ich aus dem kleinen Hörsaal noch ein Zitat aus dem Staatsgrundgesetz, Artikel 17: »Die Wissenschaft und ihre Lehre ist frei.«
    Als wir den Gang zu meinem Büro folgten, ließ sich die Katze hören. »Sagen Sie, hätt das nicht heißen müssen: Wissenschaft und Lehre sind frei? Sie als Phi…«, die Katze ließ sich Zeit und der Fuchs vollendete, »…dingsbums müssten das doch wissen.«
    »Wenn Wissenschaft als alleiniges Subjekt und Lehre nur als Beifügung gebraucht werden, hier ausgedrückt durch ›ihre‹, reicht die Copula im Singular. Aber deswegen sind Sie sicher nicht gekommen.« Inzwischen hatte ich mein Büro aufgesperrt, den beiden Plätze angeboten und mich hinter meinem Schreibtisch verschanzt.
    »Worum ging’s gleich noch das letzte Mal, ich hab soviel um die Ohren momentan …«
    »Um Mord.«
    »Ah ja, wie hieß …«
    »Slupetzky, Ihr Nachbar.« Katze und Fuchs starrten mich böse an.
    »Das war der, den ich getötet habe, weil ich …«, ich machte eine kleine Pause und eine hilflose Miene, »… helfen Sie mir, ich hab’s doch glatt vergessen. Passiert mir öfter in letzter Zeit, dass ich Menschen töte und danach keinen plausiblen Grund für meine Tat angeben kann. Macht mir richtig Sorgen.« Ich legte meine Stirn in Falten und schüttelte trauernd den Kopf. »Meinen Sie, das ist gefährlich?«
    Fuchs und Katze ignorierten meinen Anflug von Humor und schwiegen. Dann kramte die Katze ein zerknittertes Päckchen aus den Taschen ihres Mantels und schüttelte sich eine Zigarette heraus. Während sie das Zippo aufschnappen ließ, konnte ich mir nicht verkneifen, darauf hinzuweisen, dass zu meinem Bedauern im ganzen Gebäude immer noch Rauchverbot gelte. Wie beim letzten Mal zuckten beide simultan mit den Achseln. Nachdem die Zigarettenspitze zu glühen begonnen hatte, blickte sich die Katze um, sah auf den Boden und schnippte die Asche weg.
    »Bei Ihnen schaut’s ja aus, dass der Sau graust.« Er wies auf die Zigarettenstummel am Boden. »Wischen Sie denn nie den Boden auf?« Die beiden schüttelten angewidert die Köpfe.
    »Sie sagten, Sie kennen niemanden aus Ihrem Haus.«
    »Naja, die Hausbesorgerin, aber die spricht nur Polnisch, das Mädchen aus dem Erdgeschoss, mit den schönen Brüsten, aber nur vom Sehen …«
    »Und Michael Ried?«
    »Sie meinen Mike, der im zweiten Stock wohnt?«
    »Ja, den Sozialhilfeempfänger mit dem auffälligen amerikanischen Wagen.«
    »Kenn ich, mehr vom Sehen nur.«
    »Wir haben eine Meldung bekommen, von der Polizeistation in Penzing, eine gute alte Bekannte hat dort wegen öffentlicher Ruhestörung angerufen, was sie des Öfteren tut. Nur diesmal ging es um einen schwarzen Pontiac. Den von Herrn Ried. So viele fahren davon nämlich nicht mehr in Wien herum.«
    »Und nur einer hat einen riesigen Adler auf die Motorhaube gemalt.«
    »Haben Sie uns dazu etwas zu sagen?«
    Ich schwieg eisern.
    »Die Dame hat von zwei Männern im Wagen gesprochen. Alte Damen, die nicht mehr viel zu tun haben, sind oft sehr gute Beobachter. Der Beifahrer, das könnten Sie gewesen sein.«
    »Kurze, schwarze Haare, Anzug, Kinnbart. Um die 30. Das trifft Sie gut.«
    »Wie eine viertel Million andere Wiener auch«, entgegnete ich trocken.
    »Es ist halt schon wieder so ein Zufall, dass Sie zufällig mit dem anderen Hauptverdächtigen eine kleine Unterredung

Weitere Kostenlose Bücher