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Arno-Linder 1: Papierkrieg

Arno-Linder 1: Papierkrieg

Titel: Arno-Linder 1: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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versteckt wäre. »Was geht’s dich überhaupt an?«
    »Ich mein nicht die Polizei.«
    »Willst mir drohen? Der Herbert schraubt dich zsamm, Gschleckta.« Sie lächelte höhnisch. Abwechselnd führte sie Bier und Zigaretten zum Mund.
    »In Fünfhaus haben sie einen erschossen.«
    »Soll vorkommen. Was geht’s mich an?«
    »Der hat das Gleiche gemacht wie ihr.«
    »Du hast ja keine Ahnung, ’s is besser, du schleichst di jetzt.« Sie machte die Dose leer und stellte sie auf den Tisch. »Wo die Tür is, weißt eh. Und wennst irgendwem was sagst …« Sie dämpfte einfach ihre Zigarette aus.
    »Du verstehst mich falsch. Ich will euch helfen. Lasst’s den Elektrokrempel verschwinden und schaut’s, dass euch klein macht’s. Da ist irgendwas am Kochen. So richtig, mein ich.«
    »Schleich di, Gschleckta.«
    »Sag’s deinem Herbert, seid schlau und geht’s, bevor noch was passiert.«
    »Leck mi, Oaschloch.« Das Mädchen kochte entzückend über.
    Wem nicht zu raten ist, dem ist nicht zu helfen. Trotzdem holte ich eine meiner Karten aus der Geldtasche und hielt sie ihr hin. »Wenn irgendwas ist, und du willst nicht mit der Kiberei, ruf mich an, oder komm vorbei.«
    Sie nahm die Karte, sagte aber kein Wort. Ich stand auf, sie ebenfalls. Ich war bereits bei der Tür, das Mädchen in der Küche am Kühlschrank, als Herbert eintrat. In all seiner Pracht.
    Er trug dieselbe Aufmachung wie vor zwei Tagen, nur dass er diesmal über dem weißen Rippshirt auch die zur violetten Glanzplastikhose passende Trainingsjacke trug. Der Tschik hing ihm verwegen aus dem Mundwinkel, unter den Arm hatte er die Morgeneinkäufe geklemmt. Eine Palette Ottakringer und ein weißes Sackerl, dem Geruch nach mit heißen Leberkässemmeln drin.
    »Wüllst was kaufen?«
    »Bin schon weg.«
    Die dralle Blondine kam aus der Küche. Herbert, zu ihr gewendet, wurde auf einen Schlag aggressiv. »Sollst net so vül saufen am Vormittag, hab i g’sagt. Wirst no waach in der Birn.« Das Mädchen lächelte und schmiegte sich an ihn.
    »Bertischatz, willst du auch einen Schluck?« Sie hielt ihm die Dose hin und klimperte mit den langen Wimpern, die einem geheimen Modediktat gehorchend dem Ton von Herberts Jogginghose entsprachen.
    »Foah ab mit den Scheiß.« Er schlug ihr die Dose aus der Hand, sie fiel zu Boden und der Gerstensaft sprudelte auf den schmutzigen Spannteppich. Herbert ließ die Bierpalette und die Leberkässemmeln sinken, herrschte mich an: »Schau, dassd weiterkommst« und packte das Mädchen an den Schultern.
    Ich ging durch die Tür und schloss sie von außen. Drinnen wurde es laut und ich machte, dass ich weiterkam.
    Der saure Malzgeruch hing mir in der Nase und die dunkel glänzenden Bierpfützen, mit weißem Schaum geschmückt, blieben mir im Gedächtnis haften.
     

III
    Auf der Uni angekommen, holte ich meine Post bei der Sekretärin ab und ging in mein Büro. Die Putzfrauen hatten keine Zeit gehabt, vorbeizuschauen. Deswegen lagen noch die Stummeln vom letzten Polizeibesuch herum und der Zigarettengestank hing schwer in der Luft. In Verbindung mit dem gewohnten Geruch nach Staub und Dumpfheit war die Raumatmosphäre geradezu deprimierend. Ein Feng-Shui-Supergau sozusagen.
    Ich setzte Wasser für meinen Tee auf und begann, die Post durchzusehen. Es war nichts Interessantes dabei. Ich wollte gerade den Papierkorb füllen, als es klopfte und die Tür aufging. Es war meine Chefin. Die Chefin, der ich Prüfungsarbeiten abnehmen musste, die bestimmte, welche Lehrveranstaltungen ich abhalten durfte und was ich zu lesen hatte. Sie blickte kurz im Raum umher und rümpfte die Nase. Kein Wunder, hatte sie doch ein großzügiges, helles Büro. Große Fenster, geschmackvolle Einrichtung und einen unaufdringlichen Raumduft. Bei mir ließ sie sich selten blicken.
    »Rauchen Sie etwa in Ihrem Büro?« Sie wedelte mit den Armen vor ihrem Gesicht, dem sie einen angewiderten Ausdruck gegeben hatte. Wahrscheinlich hatte sie den aufgesetzt, bevor sie bei mir geklopft hatte.
    »Liegen hier etwa Zigarettenstummel herum?« Sie schob einen davon mit der Spitze ihres Pumps zur Seite, als ob es sich dabei um ein totes Nagetier handelte. Der Teufel trägt ganz bestimmt nicht Prada, denn Professorin Glanicic-Werffel trägt ausschließlich René Caovilla. Einmal im Jahr fährt sie hinunter ins Veneto, nach Fiesso d’Artico, und kauft beim Maestro persönlich in der Via Paradisi ein. Heute waren die Schuhe auf ihr dunkelblaues Kostüm abgestimmt, das wiederum

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