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Arno-Linder 1: Papierkrieg

Arno-Linder 1: Papierkrieg

Titel: Arno-Linder 1: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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verkaufen wollen, ich nehme schon …«
    »Was krieg ich dafür?«
    »Ohne Kabel, ohne Packung, ohne Kaufvertrag«, er kratzte sich am Kopf, schaute seine Frau an, die den Kopf schüttelte, »50 Euro?«
    »Ah so, ist’s ein Fake?«
    »Nein, nein, ist echt, hat Original drinnen, 60 Euro?«
    Ich schüttelte den Kopf und steckte das iPhone in meine Innentasche. Dann bedankte ich mich, zahlte und wollte gerade gehen, als ich in der Tür mit einem Mann zusammenstieß. Er war untersetzt und stank nach kaltem Rauch. Er schaute einfältig und hielt einen Palmtop in der Hand.
    »Was gibt’s mir für den? Ohne Kabel und Code, aber ganz neu.« Er hatte es furchtbar eilig und war außer Atem.
    Der Ägypter meinte frostig, mehr als 20 Euro könne er nicht geben, der Mann brüllte, dass das Gerät neu mindestens 250 Euro kosten würde, worauf der Ägypter eiskalt erwiderte: »Aber du hast’s geklaut. 20 oder nix.« Der Idiot stimmte zerknirscht zu, aber da war ich schon bei der Tür draußen und auf dem Weg zur U-Bahnstation.

II
    Eigentlich musste ich auf die Uni, eine Sprechstunde und eine Lehrveranstaltung warteten auf mich. Aber inzwischen hatten meine kleinen Rädchen begonnen, unerbittlich ineinanderzugreifen und ich machte noch schnell einen Abstecher nach Favoriten.
    Wieder stand ich vor dem Gemeindebau in der Leibnizgasse und klingelte. Es dauerte ein bisschen, dann spielte sich alles so ab wie beim letzten Mal und ich stand vor der Tür, auf der in schlechter Handschrift ComServe2000 geschrieben war. Ich klopfte, wieder schaute jemand vorsichtig durch den Spion und schob die Tür einen Spalt weit auf.
    Die Blondine blickte durch den Spalt.
    »Ah, du bist, von …« Sie musste nachdenken.
    »Vorgestern.«
    »Jaah«, sagte sie gedehnt. »Willst du wieder eine DVD-Spindel, oder doch lieber was Ordentliches?«
    »Was Ordentliches.«
    Sie öffnete die Tür und ich trat ein.
    »Setz dich.« Sie wies ins Wohnzimmer. »Ich hol mir schnell ein Bier, willst auch eins?«
    »Danke nein.«
    Sie verschwand in der kleinen Küche und ich setzte mich aufs Wohnzimmersofa. Die Einrichtung war bieder. Holzschränke mit Glastüren, simple Bilder, langweilige Tapete und ein uralter fleckiger Teppichfußboden, dessen ursprüngliche Farbe nicht mehr herauszubringen war. Auf dem Couchtisch waren ein paar leere Bierdosen und Flaschen, vollgerauchte Aschenbecher und einige Alufolien mit weißen Pulverrückständen drauf. Ansonsten war alles bis auf den letzten Zentimeter vollgeräumt mit weißen Schachteln, in denen sich offensichtlich Elektronik befand. Das Zeichen der Flughafengesellschaft war auf vielen gut zu sehen.
    Die Blondine kam zurück, in der rechten Hand hielt sie eine geöffnete Dose Ottakringer. Sie bewegte sich träge, wobei ihre Kurven federnd mitschwangen. Ihre Füße steckten in hochhackigen Pantoffeln, die Nägel ihrer Zehen waren im selben dunklen Rot bemalt wie die ihrer Finger. Sie trug schwarze, halbdurchsichtige Leggins, darüber einen Jeansmini mit breitem Gürtel, wie ihn Jim Morrison einst bevorzugt hatte. Ein hautenges, neongelbes, ärmelloses Top bildete den Abschluss. Ihre blonden Haare waren aufgesteckt, das Gesicht geschminkt. Ihr eines Auge war nun nicht mehr blau, sondern begann sich leicht grün zu färben.
    »Bin gegen den Türpfosten gerannt«, meinte sie, als sie meinen Blick wahrnahm. Sie setzte sich, nahm sich eine Zigarette aus einer der Schachteln am Tisch und rauchte sie genüsslich an.
    »Der Chef ist nicht da?«
    »Nein, aber verkaufen kann ich dir auch, was du willst. Ich kenn die Preise genauso gut.« Sie trank von der Dose, ohne mich aus den Augen zu lassen.
    »Ich bin nicht hier, weil ich etwas kaufen will.«
    »Dann hab ich aber nichts für dich, kannst gleich wieder gehen.«
    »Besser nicht, ich hab vielleicht was für dich. Und deinen Chef.«
    Das Mädchen nahm einen weiteren Schluck von ihrem Bier und dämpfte die ausgerauchte Zigarette in einem der vollen Aschenbecher aus. Ich wartete ein paar Sekunden, aber sie zeigte nicht die geringste Neugier auf das, was ich ihr eröffnen wollte. Stattdessen fischte sie sich einen neuen Tschik aus der Packung und gab sich Feuer.
    »’s ist ziemlich riskant, was ihr beide da treibt.«
    »Ohne Risiko verdienst nix, meinst, ich will beim Billa an der Kassa arbeiten? 40 Stunden für 500 Euro im Monat? Und zu allem Überfluss auch noch die Kunden anlächeln? So ein Scheiß.« Sie schüttelte den Kopf und schaute in die Bierdose, als ob darin ein Orakel

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