Aromatherapie fuer Sie
unwiderstehlich wirken. Weiter innen in der Blüte befindet sich ein leicht betäubender Stoff, der die Insekten kurzzeitig »festhält«. Ganz in der Mitte duften die Moleküle sogar nach Bienenstock, sodass die pelzigen Flieger sich pudelwohl fühlen und den von der Natur vorgesehenen Job mit viel Hingabe erledigen. Natürlich nur, wenn die Rosen ungefüllt sind und ihnen nicht der Duft weggezüchtet wurde.
Es scheint so, dass wir Menschen diese in Duftmolekülen codierte Sprache auf einer tief unbewussten Ebene auch verstehen können. Zumindest ist für uns Expertinnen oft zu beobachten, dass bereits das kurze Erschnuppern eines Duftes ein Lächeln auf die Gesichter zaubern kann. Echter und gut verdünnter Vanilleduft ist hierfür ein gutes Beispiel: Kaum jemand wird von diesem Urduft nicht tief berührt. Er ist übrigens bereits in der Muttermilch nachweisbar, wird jedoch auch von einer Wanze als Sexuallockstoff eingesetzt – ein Universalbuchstabe des Duftalphabets!
Ätherische Öle sind Düfte, die heilen
Gleichzeitig stellen ätherische Öle eine erstaunlich komplexe »Hausapotheke« einer jeweiligen Pflanzenart dar. Entweder wirken sie direkt »antibiotisch« und töten Bakterien, Pilze und Viren ab, die sich an der Pflanze zu schaffen machen. Oder Duftstoffeschlummern in einer Vorstufe im Grünzeug und werden durch bestimmte äußere Einflüsse aktiviert. Diese »antibiotischen« Eigenschaften machen sich Aromatherapeutinnen zunutze, wenn sie Schnupfen, Lippenbläschen oder den Fußpilz ihrer Patientinnen behandeln. Seit den 1970er-Jahren kann man diese antimikrobielle Wirkung von vielen ätherischen Ölen zuverlässig im Labor nachweisen – mit denselben standardisierten Tests wie sie mit herkömmlichen Antibiotika vorgenommen werden. Mittlerweile hat man sogar in zahlreichen Labortests nachweisen können, dass etliche Bestandteile von ätherischen Ölen Tumorzellen zerstören oder zumindest ihr Wachstum hemmen können.
WISSEN
Freund oder Feind?
Das verblüffende an den Abwehreigenschaften von pflanzlichen Duftstoffen ist die Fähigkeit zu unterscheiden: Sie greifen Feinde, ob Mikroben oder Tumorzellen, an, verschonen jedoch gesundes Gewebe weitestgehend. Dieses fast unheimliche Unterscheidungsvermögen hat die moderne Pharmaindustrie noch nicht in dieser Perfektion hingekriegt. Es stammt vermutlich von der Jahrtausende alten Interaktion und der Vertrautheit zwischen Pflanze, Tier und Mensch.
Wie finde ich eine gute Qualität
In einem Markt, der inzwischen fast unüberschaubar geworden ist – Discounter und Drogeriemärkte preisen ihre Fläschchen oft genauso aufdringlich an wie diverse Internetanbieter – ist Qualität ein heikles Thema. Ich werde oft nach Kriterien gefragt, woran man gute Düfte erkennen kann, und antworte dann: »Immer der Nase nach!« Allerdings ist eine ungeschulte Nase oft noch naiv und von synthetischen Duftbomben wie »betäubt«. Wenn ein Duft an Apfelblüte, Maiglöckchen, Flieder oder Himbeere erinnert, ist er noch lange nicht natürlich und hochwertig. Im Gegenteil, er enthält unter Umständen chlorierte Trägersubstanzen oder wurde aus Schimmelpilzen hergestellt. Wenn dann Reizungen oder gar Allergien auftreten, ist das aus meiner Sicht kein Wunder.
Ich selbst und alle Menschen, die ich im Lauf von über 20 Jahren behandelt habe, kamen nur mit ätherischen Ölen höchster Qualität in Berührung – im wahrsten Sinne des Wortes. Ich habe auch immer streng darauf geachtet, dass die Öle immer stark verdünnt worden sind. Mir ist dabei noch nie eine gesundheitsschädigende Reaktion begegnet, weder bei mir selbst, noch bei anderen Menschen.
Ich empfehle darum lieber das gute Dutzend hervorragender Ölelieferanten (s. ab → Seite 108 ), die der deutschsprachige Markt zu bieten hat, und ermutige alle Anwenderinnen, ihre Nase gründlich zu schulen. Achten Sie beispielsweise einmal darauf, was sie im Laufe eines bestimmten Tages alles riechen: direkt beim Aufwachen vielleicht ihre Bettwäsche, dann Zahnpasta, Kaffee, Zeitungspapier. Später Abgase, Teppichböden, Druckerpatronen und das Rasierwasser des Chefs. Oder Windeln, Knete, Kinderjoghurts und Plüschtiere (ja, die sind oft auch beduftet!). Was nehmen Sie beim Kochen wahr, was beim Putzen oder Einkaufen? Wie duftet Ihr Kind, an welchen Gerüchen erkenne ich meinen Partner, welche Duftmarke entströmt dem Haustier? Machen Sie sich an einem Tag mal die Mühe, diese Düfte alle aufzuschreiben! Sie werden erstaunt
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